Hamburg. Die Planung zog sich über Jahrzehnte hin, und auch beim Bau kam es immer wieder zu Verzögerungen. Ein Ortstermin.
Auf dem Seehof-Gelände am Lauweg sind – nach langer Geduldsprobe – die ersten Wohnungen bezogen worden. Als einer der ersten Senioren ist Hannes Mulsow mit seiner Frau Karen (beide 74) auf dem Areal am Sandbrack in Fünfhausen eingezogen.
Lange haben die Senioren warten müssen, um ihre Wohnung auf dem Seehof-Gelände beziehen zu können. Die Planungen der Neubauten zogen sich über Jahrzehnte hin, und auch die Bauarbeiten dauerten wesentlich länger als ursprünglich vom Investor, der ewp-Gruppe/Seehof GmbH, gedacht. Unter anderem hatte es Probleme mit dem Grundwasser gegeben, deshalb strichen die Planer die anfangs angedachte Unterkellerung und reduzierten die Zahl der neuen Wohnungen um sechs auf 56. Bereits unterschriebene Verträge mussten gecancelt werden. Dann machte Corona dem Vorhaben einen weiteren Strich durch den Zeitplan. Mancher hatte schon gar nicht mehr an das Projekt – seniorengerechtes Wohnen im denkmalgeschützten Seehof und in vier Neubauten – geglaubt, es gab Rücktritte vom Kaufvertrag.
Seehof: Einzug achtmal verschoben
Das Ehepaar Mulsow ist froh, dass es Ende Mai seine 75-Quadratmeter-Mietwohnung im ersten Stockwerk von Haus 3 beziehen konnte. „Meine Frau hat gejubelt, als sie endlich den Wohnungsschlüssel in ihrer Hand hielt.“ Wie einen Schatz habe sie ihn gehütet. Die Rentner fühlen sich wohl in ihrer neue Bleibe mit Wohnzimmer, Küche, Bad und zwei Schlafzimmern. Sie haben sich bewusst verkleinert, verfügen jetzt nur noch über die Hälfte der Wohnfläche, die sie zuvor in ihrem Haus am Fersenweg hatten. „Dort wohnt nun unsere Tochter mit ihrer Familie“, sagt Karen Mulsow. „Bisher ist nur das Mehrfamilienhaus, in dem wir wohnen, komplett bezogen“, weiß Hannes Mulsow. „Haus 1 steht wohl noch leer, weil dort noch gearbeitet wird. Die anderen beiden Häuser sind nur teilweise belegt.“ Alle Wohnungen sind barrierefrei, einige für Rollstuhlfahrer geeignet. Jeder Neubau verfügt über einen Fahrstuhl. Flure und Treppenhäuser sind extrabreit.
Der Einzugstermin der Mulsows sei immer wieder verschoben worden. Es sei der insgesamt achte gewesen, der den Eheleuten seit 2019 genannt worden ist. Im Sommer 2018 hatten sie die Wohnung reserviert. „Allein für einen gut vierwöchigen Zeitraum im April und Mai dieses Jahres hatte man uns fünf verschiedenen Einzugstermine mitgeteilt“, sagt Karen Mulsow. Ihr Mann fügt hinzu, dass es im Endspurt wohl noch Probleme mit der Gasheizung gegeben habe.
Seehof: Am Ende des Jahres soll alles fertig sein
Der denkmalgeschützte, verfallene Seehof, auf den die Mulsows von ihrem Wohnzimmer und zweien ihrer drei Balkone schauen können, wurde entkernt, das Reetdach erneuert. Noch läuft der Innenausbau. Eingerichtet werden ein Gemeinschaftsraum und zwei Mietwohnungen. Auch die Grünflächen, Wege und Parkplätze auf dem Gelände müssen noch gestaltet werden: „Bis Jahresende soll alles fertig sein“, sagt Hannes Mulsow.
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Der mehrfach verzögerte Einzug habe zwar genervt, aber den Mulsows ansonsten keine Nachteile bereitet, weil sie den Auszug aus ihrem Haus flexibel gestalten konnten: „Wir hatten keinen Druck, konnten das familienintern regeln“, sagt Karen Mulsow. „Aber Nachbarn von hier haben ihr Haus frühzeitig verkauft oder ihre Mietwohnung gekündigt und dann erst erfahren, dass sich ihr Einzug verzögert“, berichtet die Seniorin.
Seehof: Einige Senioren mussten ins Hotel, andere starben
Sie weiß von zwei Nachbarn, die jeweils acht Monate in Hotels und Ferienwohnungen überbrücken mussten. „Deren Möbel waren eingelagert.“ Die Kosten habe die Seehof GmbH tragen müssen, weiß Hannes Mulsow.
Das Ehepaar habe das Seehof-Projekt für Senioren im Frühjahr 2018 erstmals wahrgenommen. „Da haben wir gedacht, dass uns so eine Gelegenheit nicht ein zweites mal vor die Füße fällt“, sagt Karen Mulsow. „Wir waren damals beide 70, hatte keine Lust mehr auf Gartenarbeit und Hausputz.“ Wichtig sei es ihnen gewesen, „im Dorf zu bleiben, denn auch unsere beiden Kinder leben in Fünfhausen“, sagt die Seniorin. Sie und ihr Mann haben nicht warten wollen, „bis wir aus dem Haus müssen, weil es nicht mehr geht“.
Nachbar wohnt in der Wohnung, die für seine Großmutter gedacht war
In der neuen Nachbarschaft würden auch junge Menschen leben: „Ein Nachbar ist in die Wohnung gezogen, die eigentlich für seine Großmutter gedacht war“, sagt Karen Mulsow. „Aber sie ist während der Bauphase gestorben.“
Ihre Räder haben die Rentner noch am Fersenweg stehen, weil der Fahrradabstellraum im Seehof noch nicht existiere. Dafür freuen sich die Mulsows über ihren sechs Quadratmeter Kellerersatzraum auf ihrer Etage: „Der ist bequem zu erreichen.“