Kirchwerder. 95.000 Euro liegen für die Arbeiten an der Riepenburger Mühle bereit. Doch die Kostensteigerungen verlangen kreative Lösungen.

Über Langeweile kann sich Axel Strunge nicht beklagen, vor allem nicht seit 1999. Damals verliebte er sich in die Riepenburger Mühle, die er mit dem gleichnamigen Verein zwei Jahre später für mehrere Hunderttausend Euro kaufte. Seitdem kümmern sich Strunge und weitere Mühlenfans um den Erhalt der ältesten und größten erhaltenen Kornwindmühle Hamburgs.

Sie führen Besuchergruppen durch das Mühleninnere, erledigen die Buchhaltung des Vereins, halten alles sauber, restaurieren Maschinen und lassen regelmäßig die Flügel drehen, „um Getreide zu mahlen oder einfach nur, weil es schön aussieht“, sagt der 53-Jährige. Nun haben Axel Strunge und seine neun Mitstreiter aus dem kleinen Verein wieder besonders viel zu tun: Die Mühle wird derzeit restauriert. Aus Kostengründen müssen die Mühlenfreunde viele Arbeiten selbst erledigen.

Riepenburger Mühle ist die älteste Kornwindmühle Hamburgs

Ein Jahr lang war Strunge mit der Planung der Instandsetzung der 1828 erbauten Mühle beschäftigt. In dieser Zeit regelte er auch die Finanzierung und Ausschreibung der Arbeiten. 47.500 Euro werden aus Bundeskulturmitteln zur Verfügung gestellt, die Hälfte der ursprünglich benötigten Summe. Der Rest stammt vom Denkmalschutzamt Hamburg (30.000 Euro) und von privaten Spendern (17.500 Euro), die sich an einer Crowdfunding-Aktion beteiligt hatten. Der bürokratische Aufwand sei immens gewesen, berichtet der Chef des Mühlenvereins: „Der wäre beim Neubau der St.-Nicolai-Kirche nicht geringer gewesen, da für unsere Mühle der gleiche Maßstab gilt, was Fördergeld betrifft.“

Ein Problem, von dem fast alle Bauherren berichten: In der Zwischenzeit sind die Materialkosten explodiert. Deshalb muss der Verein mehr Eigenleistungen erbringen, erzählt Strunge. So betätigen sich die Mühlenfreunde etwa als Maler oder verfugen kleine Löcher in den Außenmauern des Bauwerks. Und sie sparen, wo es nur geht. Strunge: „Wir sparen auch am Dixiklo, stellen den Handwerkern stattdessen unsere sanitären Anlagen zur Verfügung.“

Knappes Eichenholz: Handwerker dürfen sich nicht verschneiden

Vor allem der stark gestiegene Holzpreis bereitete Probleme: Axel Strunge holte Angebote ein, verglich Preise, fand lange kein Eichenholz. „Nun haben wir Holz aus dem hannoverschen Staatsforst bekommen, vom Sägewerk handverlesen.“ Der Mühlenbauer ist dort ein guter Kunde, muss für die besonders schönen Bretter keinen Aufpreis bezahlen. Doch die Handwerker dürfen sich nicht verschneiden: „Wir haben nur zwei Bretter als Reserve einkalkuliert.“

Inzwischen haben auch die Mühlenbauer mit der Arbeit begonnen. Die Firma aus Winsen/Luhe kümmert sich bereits seit ihrer Gründung 1869 um die Riepenburger Mühle, weiß Axel Strunge, „mittlerweile in der vierten Generation“. Das Unternehmen hat im Laufe der Jahrzehnte bereits Flügel, Kappe und Galerie erneuert, Schäden repariert und Wartungen durchgeführt.

Die Flügel haben drei Millionen Umdrehungen hinter sich

Nun erneuern sie den morschen, von Pilz zerstörten Holzboden der Galerie. Das alte und neue Eichenholz wird in dunkelbrauner Holzschutzfarbe gestrichen. Die Windrose inklusive Bock (Halterung) wird abgeschliffen, grundiert und neu lackiert. Die Nähte der vier Hauptflügel werden angeschliffen. „Die alte Farbe muss runter, um die Flügel auf Risse kontrollieren zu können.“ Schließlich hätten sie seit ihrem ersten Einsatz 2007 knapp drei Millionen Umdrehungen hinter sich. Anschließend bekommen die Flügel einen dunkelroten Anstrich. „Die alte Farbe ist ausgeblichen, sieht nun eher Rosa aus.“

Das unter der Kappe liegende Tafelment aus Holz wird ebenfalls gestrichen, die Kappe bekommt erstmals seit 21 Jahren wieder einen Holzfußboden. Außerdem wird eine Feinmühle über alle Stockwerke in die Mühle gebaut. „Mit ihr können wir Mehltypen herstellen, feiner arbeiten.“ Bisher könne mittels Windkraft nur Getreide geschrotet werden, „zu Vollkornmehl aus Roggen, Dinkel und anderem Getreide“. Der Verein erwarb die Feinmühle aus den 1930er-Jahren von einem Müller aus dem Wendland, der sich zur Ruhe setzte – und restaurierte sie über zwei Jahre.

Auch die Fassade des Mühlen-Cafés von 1888 wird erneuert

Von Montag an wird zudem die Fassade des Mühlen-Cafés von 1888 erneuert. Hunderte kleine Risse sollen endlich verschwinden. Der neue Anstrich wird wieder gelb, „aber heller als der alte“. Die Farbe Gelb wurde bewusst als Kontrast zu den roten Backsteinen der Mühle gewählt.

Läuft alles nach Plan, sollen die Arbeiten Ende August beendet werden. Klar sei das aber nicht, schließlich seien die benötigten Materialien nicht nur im Preis gestiegen, sondern sei auch nicht immer auf bereits abgesprochene Liefertermine Verlass. „Der Mühlenbauer muss das alles mit langen Vorlaufzeiten anschieben“, weiß Axel Strunge. Die Zeiten, als die bestellten Materialien nach drei Tagen bereitstanden, seien vorbei. „Außerdem muss das Wetter mitspielen, schließlich werden 80 Prozent der Arbeiten draußen erledigt.“

Die Mühle gilt als Hamburgs älteste und größte: 1318 wurde an dem Standort am heutigen Kirchwerder Mühlendamm erstmals eine Mühle schriftlich erwähnt.