Hamburg. Wurzeln, Abbrüche, Unebenheiten: 4,5 Kilometer der alten Marschbahndämme brauchen neuen Asphalt. Wann die Sanierung startet.

Das Radfahrvergnügen in den Vier- und Marschlanden wird nach den Sommerferien kräftig getrübt. Ausgerechnet auf den beliebtesten Routen, dem Marschbahndamm und dem Zollenspieker Bahndamm, stehen umfangreiche Sanierungsarbeiten an. Los geht es Ende August, spätestens Anfang September.

„Derzeit laufen die Planungen. Ab Ende Juli werden wir ausschreiben“, sagte Bergedorfs Baudezernent Lars Rosinski am Dienstag im Regionalausschuss Vier- und Marschlande. Gearbeitet wird dann auf insgesamt fünf Teilabschnitten, die zusammen eine Länge von rund 4,5 Kilometern haben.

Fahrradstrecken: Sanierung auch im Bereich Fünfhausen

Betroffen ist der Zollenspieker Bahndamm zwischen dem Grundwasserwerk Curslack und dem Curslacker Deich, dann zwischen Feldstegel und Neuengammer Hinterdeich sowie im südlichsten Zipfel in Zollenspieker ab Süderquerweg. Weitere Sanierungsabschnitte liegen auf dem westlichen Marschbahndamm im Bereich Fünfhausen und direkt westlich vom Kirchwerder Landweg zwischen Hover See und den Fischteichen.

„Es handelt sich in allen Abschnitten ausschließlich um die Sanierung des vorhandenen Belags“, beugte Rosinski kritischen Nachfragen aus der Politik vor. „Wir werden die Fahrradtrassen auf den Bahndämmen nicht verbreitern und, wo vorhanden, auch nicht die Betonspurbahnen anfassen.“ Hintergrund: Der Senat drängt seit längerem darauf, den Marschbahndamm ab Tatenberg attraktiver zu machen. Dazu gehört die Forderung, die hier überwiegend als Kolonnenweg mit Grünstreifen in der Mitte befestigte Strecke durchgängig zu asphaltieren, um sie auch für Rennradfahrer interessant zu machen.

Alte Stammgleise von Bergedorf-Süd bis zum Geesthachter Bahnhof gibt es bis heute

Insgesamt sollen die Maßnahmen rund 1,25 Millionen Euro kosten. Das Geld stammt von der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende, geleitet vom grünen Senator Anjes Tjarks, der als Motor hinter den Ausbauplänen gilt. Die jetzt in den fünf Teilabschnitten zu sanierenden Schäden reichen von Unebenheiten über Wurzelaufbrüche und poröse Asphalt-Oberflächen bis zu seitlichen Abbrüchen des Belags.

Die Marschbahndämme entstanden vor hundert Jahren als Ergänzungsstrecken zur 1906 in Betrieb genommenen Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn. Deren altes Stammgleis vom Bahnhof Bergedorf-Süd bis zum Geesthachter Bahnhof nahe des dortigen Hafens gibt es bis heute. Es wird vereinzelt von Güterzügen der AKN genutzt und auch von den Museumszügen mit der Dampflok Karoline.

Nur mit zwei Reifenspuren aus Beton für schwere Fahrzeuge

Alle Bahnverbindungen in die Vier- und Marschlande sind in den 1950er-Jahren stillgelegt worden, weil dann sowohl der Personen- als auch der Güterverkehr auf die Straße abgewandert war. Aus der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn wurden damals die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die sich ganz auf den Linienbus-Betrieb fokussierten.

Während die Schiene nach Geesthacht erhalten blieb, wenn auch von zwei auf ein Gleis reduziert, wurden die Schienen nach Zollenspieker und vom Marschbahndamm entfernt. Später baute der Bezirk die Dämme zu Rad- und Wanderwegen aus, wobei der westliche Teil des Marschbahndamms vor allem der Landwirtschaft als Zuwegung zu ihre Feldern diente. Deshalb wurde dieser auch nie durchgängig asphaltiert, sondern nur mit zwei Reifenspuren aus Beton für schwere Fahrzeuge befestigt.

Genau diese Bauweise schreckt Rennradfahrer ab, kommen sie mit ihren dünnen Reifen doch beim Abrutschen auf den grünen Mittelstreifen schnell ins Straucheln. Würde durchgängig asphaltiert, fürchten Kritiker wie etwa die CDU um die Sicherheit der Spaziergänger auf dem Marschbahndamm.