Hamburg. Ein Tag der offenen Tür fiel aus, es begann eine “hektische Kooperation“ – und am Ende fühlten sich die Preisträger “wie echte Promis“.

Der Tag bei den Rüsselsheimer Filmtagen war lang. Nach der Vorführung der vielen Filme – 17 hatten es in die Endrunde geschafft – und der zahlreichen Interviews auf der Bühne waren Jula Bornhöft und Isabell Timm (beide elf Jahre alt) einfach nur müde. Die Preisverleihung gegen 23.15 Uhr verpassten die beiden Schülerinnen aus Kirchwerder.

Als Jula am nächsten Morgen kurz nach 6 Uhr auf ihr Handy schaute, traute sie ihren Augen kaum. Der Film der Grund- und Stadtteilschule Kirchwerder mit dem Titel „Die beste Schule vor Ort“ hatte den ersten Preis gewonnen, Schulleiter Niko Gärtner noch in der Nacht ein Foto von der Urkunde gesendet. Jula weckte ihre Mitschülerin und rief ihre Mutter an: „Das ist richtig, richtig, richtig, richtig, richtig der Hammer!“

Schule Hamburg: Filmpreis für "Wahlwerbespot" der Schule Kirchwerder

Mit ihrem witzigen, selbstironischen „Wahlwerbespot“ überzeugte die Schule aus Vierlanden das Publikum und die Juroren der Rüsselsheimer Filmtage, Deutschlands bedeutendstem Festival für satirische Kurzfilme. „Die beste Schule vor Ort“ setzte sich gegen insgesamt fast 100 Konkurrenten durch.

Regisseur Martin D’Costa nahm ein Preisgeld in Höhe von 5000 Euro entgegen. „In der Publikumsgunst lag unser Film vor den Beiträgen etwa eines Oscar-Preisträgers, erfahrenen Werbefilmern und Absolventen der Filmhochschule Babelsberg“, sagt Schulleiter Gärtner, der in dem Film als Hausmeister zu erleben ist.

"Wahlwerbespot" für Schule Kirchwerder Resultat "hektischer Kooperation"

Er war mit Regisseur D’Costa sowie Jula und Isabell, die beide häufiger in dem Kurzfilm auftauchen, im Theater Rüsselsheim vor Ort. Von dem Sieg wurde das Quartett überrascht: „Wir sind alle begeistert – von dem Festival und von unserem guten Abschneiden“, sagt Gärtner.

Die Delegation aus Kirchwerder vor dem Theater Rüsselsheim (v.l.): Martin D’Costa, Isabell Timm, Jula Bornhöft und Niko Gärtner.
Die Delegation aus Kirchwerder vor dem Theater Rüsselsheim (v.l.): Martin D’Costa, Isabell Timm, Jula Bornhöft und Niko Gärtner. © Schule Kirchwerder/Dr. Niko Gärtner | Schule Kirchwerder

Der viereinhalbminütige Film sei das Resultat „hektischer Kooperation“ zwischen D’Costa, Jörg Mexner (Didaktischer Leiter der Schule Kirchwerder), dem Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ und fast 100 Kindern und Jugendlichen, betont Gärtner: „Entstanden ist der Film nur, weil ein Tag der offenen Tür durch Corona kurzfristig nicht stattfinden konnte.“

„Unsere Schule ist nicht hübsch, eigentlich ist sie auch nichts Besonderes“

Im Gespräch mit Moderator Philipp Engel vom Hessischen Rundfunk bestätigte Gärtner auf der Filmtage-Bühne dann die Notwendigkeit gerade dieses Filmes: „Unsere Schule ist nicht hübsch, eigentlich ist sie auch nichts Besonderes, aber sie hat halt diese tollen Schülerinnen und Schüler. Martin ist es hervorragend gelungen, unsere witzigen, respektlosen und charmanten Kinder und Jugendlichen zu porträtieren.“

In seiner Dankesrede sagte D’Costa: „Ich bin überwältigt, dass wir mit unserem kleinen Film ein so großes Publikum zum Lachen bringen konnten. Es ist toll, wenn sich eine Schule traut, wirklich aufrichtig und selbstironisch auch mit ihren Schwächen umzugehen.“

Kirchwerder Schülerinnen beim Filmpreis: "Wir haben uns gefühlt wie echte Promis"

Isabell Timm beeindruckte auf der Reise zu den Filmtagen besonders der luxuriöse Fahrdienst des Hotels, der die Bergedorfer Delegation vom Rüsselsheimer Bahnhof abholte und auch später noch beförderte: „Die Fahrten im VIP-Shuttle war eigentlich das Tollste. So was haben ich vorher noch nie gemacht.“

Die Kirchwerder-Fraktion fand es natürlich beeindruckend, ihren Film auf einer riesigen Leinwand zu sehen. „Das Publikum lachte an ganz vielen Stellen“, sagt Jula Bornhöft: „Wir waren sehr, sehr aufgeregt, denn wir haben noch nie auf so einer großen Bühne vor so vielen Menschen gesprochen.“ Und Isabell Timm fügt hinzu: „In der Pause sind wir von ganz vielen angesprochen worden. Sie haben uns gratuliert und Fragen zu der Schule gestellt. Wir haben uns gefühlt wie echte Promis.“