Hamburg. Der 76-Jährige hat die ersten Erste-Hilfe-Kurse in den Marschlanden organisiert und die Wasch-Gruppe gegründet, die noch aktiv ist.
Günter Schwormstedt hat seit seinem Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr Spadenland im Jahr 1964 vieles auf den Weg gebracht. Etwa Erste-Hilfe-Kurse, die der heutigen Erstversorgung Verletzter den Weg ebneten, und als Bereichsausbilder die Vermittlung von Kenntnissen bei der Deichverteidigung. Außerdem leitet er seit 40 Jahren die sogenannte „Wasch-Gruppe Schwormstedt“ (WGS) – ein Hamburger Rekord. Für seine außerordentlichen Leistungen erhielt der 76-jährige Spadenländer nun die Silberne Ehrennadel des Deutschen Feuerwehrverbandes.
Auszeichnung hatte der Wehrführer der FF Spadenland vorgeschlagen
Im Kulturheim am Mittleren Landweg wurden mehrere verdiente Feuerwehrleute aus ganz Hamburg in Gegenwart von Innensenator Andy Grote geehrt. Führungskräfte des Verbandes zeichneten Schwormstedt als einzigen Ehrenamtler mit der Silbernadel aus.
Der Wehrführer der FF Spadenland, Holger Busch, und der Bereichsführer Marschlande, Sebastian Struss, hatten den Rentner für diese selten verliehene Auszeichnung vorgeschlagen.
Auch die Söhne und Enkel sind aktiv in der Feuerwehr
Schwormstedt ist seit 16 Jahren Mitglied der Ehrenabteilung. Seine beiden Söhne Marc und Thorsten sind Mitglieder der Einsatzabteilung, engagieren sich darüber hinaus in weiteren Ehrenämter der Wehr. „Mein Sohn Marc besucht Wehren in den Vier- und Marschlanden, um ihr Wissen in Sachen Deichverteidigung aufzufrischen. Er fährt dann mit einem Lkw voller Sandsäcke hin.“
Diese Arbeit leistete früher der Senior, der Deichverteidigung in den 1990er-Jahren ins Programm der Wehren einbrachte und der sich freut, dass die beiden Enkelsöhne sich ebenfalls für Feuerwehr begeistern: „Einer ist in der Jugendabteilung der FF Ochsenwerder, der andere in der Warteschleife.“
Wasch-Gruppe reinigt und pflegt die Einsatzfahrzeuge
1981, als die FF Spadenland ins neue Feuerwehrhaus am Ruschorter Hauptdeich einzog, gründete Schwormstedt eine neue Wasch-Gruppe, die sich neben drei weiteren solcher Gruppen um die Reinigung und Pflege der Einsatzfahrzeuge und Räume kümmerte.
Inzwischen hat die Gruppe diese Arbeit aus Altersgründen abgegeben und kümmert sich nur noch um die Instandhaltung einer Feuerspritze von 1902, ein Museumsstück, das der Förderverein der Wehr erwarb.
„Diese Arbeit haben wir jahrelang nebenbei gemacht. Nun konzentrieren wir uns nur noch darauf.“ Die Kutsche mit voll funktionsfähiger Wasserspritze wird von den altgedienten Kameraden nur zu besonderen Anlässen präsentiert, etwa beim Spadenländer Oktoberfest zu Show-Übungen, bei denen Schwormstedt und seine Gruppe dann auch historische Uniformen tragen.
Die Kameraden feiern und verreisen gern gemeinsam
Die „Wasch-Gruppe Schwormstedt“ besteht aus neun Aktiven, darunter neben Schwormstedt vier weitere Gründungsmitglieder. „Wir sind da reingewachsen, zusammen gealtert“, sagt der Leiter. Eine weitere Einmaligkeit: Alle Wasch-Spezialisten sind Mitglieder der Ehrenabteilung. Das jüngste Mitglied ist 67 Jahre alt, das älteste über 80.
In den anderen Hamburger Wasch-Gruppen seien Senioren die Ausnahme. In der „WGS“ wurden Nachzügler, die verstorbene Kameraden ersetzten, ebenfalls aus der Ehrenabteilung rekrutiert, berichtet der Leiter. Er ist stolz darauf, dass die Gruppe einen besonders guten Ruf habe: „Wir gelten als stets einsatzbereit und zuverlässig.“
Die „WGS“-Mitglieder verreisen – wenn es die Pandemie zulässt – zusammen, nahmen ihre Ehefrauen etwa mit nach Österreich oder auf Ausflüge. „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, feiern alle zusammen auch Weihnachten und Geburtstage.“
Erste Hilfe wurde in die Aufgaben der Feuerwehr mitaufgenommen
Schwormstedt leistete in der Wehr noch mehr. Er war mehr als ein halbes Jahrhundert lang einer von drei Fahnenträgern. Mehr als 25 Jahre managte er die Wettkampfgruppe der Wehr. Unter seiner Leitung nahm sie erfolgreich an zahlreichen Wettbewerben im In- und Ausland teil.
Mindestens ebenso wichtig dürften die Verdienste des Veteranen bei der Versorgung Verletzter sein: „Früher, als ich anfing, hatten wir keine richtigen Kenntnisse von Erster Hilfe. Erstversorgung war nicht die Hauptaufgabe der Freiwilligen Feuerwehren.“
Korrekte Erstversorgung seit Ende der 1960er-Jahre
Als die Feuerwehrführung Ende der 1960er-Jahre entschied, dass sich das ändern müsse, schuf Schwormstedt Tatsachen, die alle Wehren in den Marschlanden bis heute prägen: Gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes organisierte er die ersten Erste-Hilfe-Kurse, „erst nur für meine Wehr, die FF Spadenland, dann auch für die anderen Marschländer Wehren“ – der Beginn korrekter Erstversorgung, wie sie heute eine Hauptaufgabe zahlreicher Wehren ist.
„Meine Grundausbildung 1964 bestand eigentlich nur aus Löschangriff-Übungen – während der Wehrführer und sein Stellvertreter sich Bier und Korn gönnten. Das läuft ja längst ganz anders.“