Bergedorf. Nora Picka-Pamperin ist weithin bekannt als Wildtierhelferin. Vögeln zeichnet sie auch gern mal freche Sprüche an den Schnabel.
Augenbrauen zusammengezogen, Mundwinkel nach unten, Kopf eingezogen. Das ganze Wesen ein einziges: Nein! Genau so sieht er aus, der kleine Sperling, der bei Nora Picka-Pamperin auf dem Rand eines Ersatznestes in der Päppelstation hockt.
Geteilt wird der Spaß mit allen Fans auf Facebook
Natürlich haben die Tiere weder Brauen noch Mundwinkel oder eine Mimik. Niemand weiß das besser als Nora Picka-Pamperin. Denn die 45-Jährige ist Vogelexpertin, kümmert sich seit zehn Jahren ehrenamtlich um Wildtiere, insbesondere Vögel. Doch manchmal rufen Fotos der gefiederten Wesen, denen es wieder gut geht, einfach danach, ihnen Denkwolken oder Sprechblasen an die Schnäbel zu zeichnen. Und so setzt sich die ehrenamtliche Vogelpäpplerin, die beruflich als Marketingreferentin arbeitet, nach einem langen Tag oft noch an ihren Computer und gestaltet lustige Comics. Geteilt wird der Spaß auf Facebook – das Echo ist großartig.
Nora Picka-Pamperin ist unseren Lesern schon wohlbekannt. Früher in Kirchwerder lebend engagierte sie sich bereits für Wildtiere, aber auch in der Kirchengemeinde und bei der Flüchtlings- und Obdachlosenhilfe, war zudem für unseren Bürgerpreis nominiert. Nun ist sie gerade dabei, an der Bergedorfer Straße ihr neues Zuhause mit Partner und Kind einzurichten – dazu natürlich jede Menge Wildtiere in einem Aufpäppelraum.
Wer lächelt da nicht, wenn er das Bild sieht?
„Manchmal habe ich erst das Foto und dann fällt mir ein Text dazu ein, manchmal ist es anders herum“, sagt Nora Picka-Pamperin zu ihren kleinen Comics. „Die Fotos entstehen stressfrei für die Tiere in ruhigen Minuten, ohne Blitz mit dem Handy.“ Die Antwort auf die Frage einer Frau, ob ihre Arbeit denn ernst genommen oder oftmals belächelt würde, fand in einem Foto Widerhall: Vier Spatzen sitzen da beisammen, drei sperren die Schnäbel auf und rufen „Haha“, einer hockt grummelig abseits, denkt: „Sehr witzig.“. Wer lächelt da nicht, wenn er das Bild sieht?
Nora Picka-Pamperin macht Mensch und Tier glücklich. Hunderte Vögel nimmt sie jedes Jahr in ihre Obhut, investiert unendlich viel Zeit, Können, Gefühl – und Geld. „Bis zu 1000 Euro kostet das Futter monatlich in der Hauptsaison von Mai bis etwa September“, sagt sie. Ohne Spenden und Hilfe von Gleichgesinnten wäre das alles nicht zu schaffen. Gepäppelt werden schwache und verletzte Jungtiere, solche, die aus dem Netz gefallen oder wegen der Hitze gesprungen sind. Vögel mit Anflugtrauma. Katzenrisse. Und da hört es dann oft auf mit dem beliebt sein.
Sie mag auch Katzen, würde aber keine selbst halten
Denn wildernde Katzen sind Nora Picka-Pamperin ein Dorn im Auge. „Warum wollen die Besitzer nicht auf ihre Katzen achtgeben?“, fragt sie. Die Argumentation, dass sei eben Katzennatur, dass sie auch Vögel fangen, lässt sie so nicht gelten, „Katzen werden als Haustiere gehalten. Da muss man wenigstens während der Setz- und Brutzeit von Vögeln und anderer Wildtiere auch ein Auge auf sie haben.“ Hunde würden ja auch nicht einfach frei herumlaufen. Hasst sie denn Katzen? „Nein, überhaupt nicht“, sagt sie. Halten würde sie selbst aber keine.
Comic und Realität sind und bleiben zwei Welten
Nora Picka-Pamperin gibt zwei Hunden ein Zuhause – „Pedro“, ein Pinscher, und „Mia“, ein Podenko. Das Vogelzimmer ist für die beiden tabu. Generell würde sie ihnen nie erlauben, Jagd auf andere Tiere zu machen. Nur für einen kleinen Comic-Spaß darf „Mia“ vor der Glastür maulen, dass Nora die vielen Vögel nicht mit ihr teilt, sie stattdessen das Vogelposter anschauen soll. Comic und Realität, das sind und bleiben eben zwei Welten.
Dabei ist die Realität manchmal schon sehr witzig. Etwa die „Frise“ des Gartenbaumläufers, dessen Kopffedern an fusselige Antennen erinnern. Oder der rote Mini-Iro, den ein winziger Buntspecht auf dem Kopf entwickelt. Auch kleine Film-Sequenzen brauchen nur wenige Worte, haben das Zeug zum viralen Hit. Etwa das Jungtier, das auf den Nestrand sitzend noch schluckt und fiept, die Lider werden schwer, der Kopf neigt sich langsam nach vorn, es zuckt zurück und dämmert wieder weg: „Zur Mittagspause im Büro, wer kennt das nicht“, schreibt Nora Picka-Pamperin augenzwinkernd dazu.
Lustige Bilder gehören zu den Sonnenseiten des oftmals auch seelisch sehr aufreibenden, ehrenamtlichen Jobs, denn nicht jedes Tier kann gerettet werden. Der strahlendste Augenblick ist für Nora Picka-Pamperin noch immer der, wenn sie die gesund gepflegten Vögel wieder in die Natur entlassen kann. Denn das ist ihr Credo: Sie will die Tiere nicht besitzen, sondern sie wieder wildbahntauglich machen.