Bergedorf. In den Vier- und Marschlanden sind aktuell Dorngrasmücken zu beobachten. Sie sind nicht selten Wirtsvögel für den Kuckuck.

Dorngrasmücken aus der Familie der Grasmückenartigen zeigen eine deutliche Körpersprache. Ein Männchen, dass während der Brut nicht gestört werden wollte, sträubte seine graue Federkappe und bekam einen „dicken Hals“. Das war vergangenes Jahr nahe des Spielplatzes am Gleisdreieck in Kirchwerder. Dieses Jahr sind erneut eifrige Dorngrasmücken beim Sammeln von Nistmaterial zu beobachten.

Selbst bei größerem Abstand erkennt das Männchen, dass es beobachtet wird, und meint betont selbstbewusst: Verschwinde! Der Aufforderung sollte man gern nachkommen. Andere Vogelarten flüchten, sobald man das Fernglas auf sie richtet.

Dorngrasmücken: Auffallend sind die weißen Kehlfedern

Dr. Ute Meede
Dr. Ute Meede © Meede | meede

Während das Männchen graue Kopffedern hat, sind die Kopffedern des Weibchens bräunlich. Auffallend sind die weißen Kehlfedern des Männchens, die es deutlich abspreizen kann. Die Art heißt im Englischen deshalb „Whitethroat“. Dorngrasmücken sind in den Vierlanden noch relativ häufig. Ihr bevorzugter Lebensraum sind offene, sonnenbeschienene Landschaften mit dichtem niedrigen Bewuchs und, wie ihr Name andeutet, in dornigem Gebüsch. Die dokumentierte Beobachtung war in Borghorst.

Ein napfförmiges Nest wird in Bodennähe angelegt, dafür besorgt das Männchen zunächst trockene Grashalme für den äußeren Nestteil, für das Innere beschafft es weiches Material. Nun, im Juni, könnte es bereits eine Vorbereitung für die zweite Brut sein. Dorngrasmücken, die für die Brut in Europa bis Zentralasien und Nordafrika einfliegen, bleiben bei uns von April bis September. Sie sind Langstreckenzieher, die den Winter südlich der Sahara verbringen. Dort, in der Sahelzone kommt es durch Dürren zu erweiterter Wüstenbildung. Das ist eine Bedrohung für die Dorngrasmücken.

Dorngrasmücken fressen kleine Insekten und deren Larven

Auch in ihrem Brutgebiet bei uns wird ihre Nahrungsgrundlage durch intensive Landwirtschaft, Monokulturen und Flächenversiegelung bedroht. Die Nahrung der Dorngrasmücken besteht im Wesentlichen aus kleinen Insekten und deren Larven, Spinnentieren, kleinen Schnecken. Seltener als bei anderen Grasmückenarten ergänzen Beeren und Früchte die Nahrung. Bei Ankunft in den Brutgebieten werden Pollen und Nektar als Nahrung aufgenommen.

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Die bis zu fünf Eier werden nahezu zwei Wochen von beiden monogamen Saison-Partnern bebrütet. Die Nestlinge schlüpfen nach etwa zehn Tagen. Nach zwei weiteren Wochen verlassen die jungen Dorngrasmücken das Nest. Sie werden nach einem Jahr geschlechtsreif und können um die fünf Jahre alt werden. Ein Wiederfang ergab neun Lebensjahre. Greifvögel, Rabenvögel und Marderartige können das Alter verkürzen. Dorngrasmücken sind nicht selten Wirtsvögel für den Kuckuck.