Hamburg. Die Gesangskünstler der Vogelschar sind jetzt auf Partnersuche in den Vier- und Marschlanden. Sie zu sehen, ist nicht einfach.
Sie sind wieder da: die Nachtigallen. Am 24. April war dieses Jahr der erste Gesang einer Nachtigall in den Vier- und Marschlanden zu vernehmen. Wenige Tage später waren es bereits fünf Sänger, die lautstark nach Weibchen lockten. Das wechselhafte Wetter verzögert allerdings auch die Aktivität der Nachtigallen.
Einer Nachtigall beim Singen zuzusehen ist nicht immer leicht. Selten sitzt sie dabei im sichtbaren Bereich. Auch dieses Jahr, in zum Teil noch wenig belaubtem Gebüsch, gelingt es der Nachtigall, sich während des Gesangs geschickt hinter Zweigen zu verbergen.
Warnruf der Nachtigall erinnert an eine alte knarrende Holztreppe
Beide Geschlechter sehen farblich unscheinbar aus mit braunen Deckflügeln und heller Bauchunterseite. Auffallend sind die großen dunklen Augen mit dem charakteristischen hellen Ring. Sobald die Männchen ein paarungsbereites Weibchen gefunden haben, sorgen sie nur noch für die Revierabgrenzung am Tage. Der nächtliche Gesang unterbleibt. Die nächtlichen Klänge sind dann nur noch von unverpaarten Männchen zu erwarten.
Eine gänzlich andere Klangvariante der Nachtigallen ist ihr Warnruf. Nicht nur bei Annäherung an den Sänger, sondern auch zur Verteidigung der Brut ertönt der Warnruf, der so klingt als würde ein Mensch eine alte knarrende Holztreppe besteigen. Sobald solch eine Tonfolge ertönt, ist Achtsamkeit geboten.
Männchen versuchen Weibchen mit betörendem Gesang zu überzeugen
Ist ein Weibchen von dem betörenden Gesang eines Männchens überzeugt, beginnt es, ein Nest am Boden im trockenen Laub zu bauen – häufig nahe am Wegrand, beispielsweise am Marschbahndamm. Nachdem das Nest mit Moos und weichem Gras ausgepolstert wurde, legt das Weibchen bis zu sechs Eier, die es allein bebrütet. Nach zwei Wochen schlüpfen die Nestlinge und werden von den Eltern mit Futter versorgt.
Die Nahrung der Nachtigallen besteht zunächst aus Insekten und deren Larven, kleinen Spinnen, Würmern und Schnecken. Sobald Beeren reifen überwiegt die vegetarische Kost.
Gefährlich werden können den Nachtigallen Parasiten und Beutegreifer
Die Brutzeit kann je nach Wetterbedingung bis Mitte Juni andauern. Wenn die jungen Nachtigallen nach zwölf weiteren Tagen das Nest verlassen, werden sie noch weiter von den Elternvögeln hinzugefüttert.
Auf die jungen Nachtigallen lauern Gefahren wie Wetterbedingungen und Parasiten, aber auch Beutegreifer. Kann eine junge Nachtigall diese Lebensphase überstehen, könnte sie fünf bis acht Jahre alt werden.
Schon in Beethovens 6. Sinfonie hielt der Gesang der Frühlingsboten Einzug
Nachtigallen sind Zugvögel und noch weit verbreitet in Europa, Asien und Nordafrika. Mitteleuropäische Vertreter fliegen ins tropische Afrika, um dort zu überwintern. Der Bestand der Nachtigall scheint ungefährdet. Sie ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.
Der Gesang der Nachtigall ist ein Symbol für den Frühling, für den Mai und für die Liebe. Viele Musiker und Dichter wurden von dem Gesang der Nachtigall inspiriert: In Beethovens 6. Sinfonie gibt es eine Nachtigallen-Imitation. In Shakespeares „Romeo und Julia“ steht: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche …“. Selbst im Niederdeutschen findet sich die Redewendung „Wat dem een sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall“.