Bergedorf. Der Widerstand aus Interessenvertretung und Lokalpolitik war erfolgreich: Der neue Dorfsheriff wird nicht in Bergedorf stationiert.
Der Polizeiposten Fünfhausen/Warwisch bleibt auch nach der Pensionierung von André Suhr ein echter Dorfsheriff. Statt wie bisher geplant von der Bergedorfer Wache (PK 43) auszurücken, soll sein Nachfolger nun doch einen festen Posten in seinem Einsatzgebiet beziehen.
Einige abschließende Dinge müssten zwar noch geklärt werden, doch man habe sehr gute Signale erhalten, dass eine Lösung in Sicht ist, bestätigt Polizeisprecher Holger Vehren. Demnach soll im Wohnhaus des Nachfolgers, das sich in seinem künftigen Einsatzgebiet befindet, zeitnah ein Dienstbüro eingerichtet werden. „Das ist die perfekte Lösung, um die Philosophie des Polizeipostens zu erhalten“, sagt Holger Vehren.
Mit der Lösung zeigt sich auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zufrieden: „Die Bürgerinnen und Bürger wollen ihre Sorgen und Nöte bei ihrem „Freund und Helfer“ loswerden, das auch persönlich. Wir freuen uns, dass dieses Ziel schnell und nachhaltig erreicht werden konnte“, sagt GdP-Chef Horst Niens.
Großer Protest gegen Aufgabe der „Postenphilosophie“
Gegen die Pläne, den Sitz des Vierländer Polizeipostens an die Wache am Ludwig-Rosenberg-Ring zu verlagern, hatte es in den vergangenen Wochen großen Protest gegeben. Neben den Gewerkschaften GdP und Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) kämpften auch Politik und die Gemeinschaft Vier- und Marschlande (GVM) für den Erhalt der Polizeiposten: „Die ,Dorfsheriffs’ leisten eine unverzichtbare Arbeit. Sie sind bürgernahe Ansprechpartner, wirken präventiv und sorgen für unser aller Sicherheit“, sagt CDU-Bürgerschaftsabgeordneter Dennis Gladiator.
Jetzt komme es darauf an, die Polizeiposten langfristig zu sichern, da in den nächsten Jahren vier weitere der insgesamt sechs Polizeiposten in Pension gehen werden. „Um das sicherzustellen und die Polizei vor Ort zu unterstützen, werden wir entsprechende Anträge in die Bezirksversammlung und Bürgerschaft einbringen“, kündigt Dennis Gladiator an. Die Bergedorfer Bezirksversammlung soll sich am Donnerstag, 16. Juni, mit dem CDU-Antrag beschäftigen, der den Erhalt der Polizeiposten in den Vier- und Marschlanden fordert. Auch wenn sich in Fünfhausen/Warwisch nun eine Lösung abzeichne, wolle man trotzdem über den Antrag abstimmen lassen: „Wir möchten der Bergedorfer Polizei damit auch für die Zukunft Rückendeckung geben“, sagt Jörg Froh (CDU).
Jörg Froh: "Wollen an guten Konzept festhalten"
Wie aus der Antwort auf eine schriftliche Senatsanfrage von Dennis Gladiator hervorgeht, wurde der zunächst verfolgte Plan, den Polizeiposten am PK 43 zu stationieren, nicht aus finanziellen Beweggründen, sondern „im Rahmen eigener Organisationsentscheidungen der Polizei“ entschieden.
Vor gut zwei Jahren hatte der damalige Leiter vom PK 43 dem Ausschuss für Verkehr und Inneres der Bezirksversammlung allerdings noch ein Konzept der Polizeiposten bis 2025 vorgestellt, das vorsah, dass alle sechs Polizeiposten in den Vier- und Marschlanden, auch nach der Pensionierung der aktuellen Posteninhaber, mit Stationierung im Landgebiet erhalten bleiben. „Das war ein sehr gutes Konzept und daran wollen wir festhalten“, betont Jörg Froh.
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Seit mehr als 90 Jahren wird durch die Polizeiposten lokale Sicherheit vor Ort gewährleistet. Sie betreuen gut 120 Quadratkilometer des insgesamt 158 Quadratkilometer großen Gebietes des PK 43. „Die Ansprechbarkeit der Polizeiposten, nicht nur zu den regulären Dienstzeiten, sondern „rund um die Uhr“, hat sich bewährt und wird von den Bewohnern des Landgebietes in hohem Maße wertgeschätzt“, stellt Holger Vehren fest. Dies sei auch der Tatsache geschuldet, dass die Polizeiposten in ihren Häusern wohnen und arbeiten – die sogenannte „Postenphilosophie“ – und somit nicht mit Außenstellen verglichen werden könnten, so Vehren.