Hamburg. André Suhr geht in den Ruhestand. Sein Nachfolger in Fünfhausen wird nicht mehr vor Ort Station beziehen – sondern in Bergedorf.
Das blaue Polizeischild wird bald vom Durchdeich verschwinden, denn Dorfsheriff André Suhr geht Ende Juni in den Ruhestand. Und auch in keiner anderen Straße in seinem Einsatzbereich Fünfhausen/Warwisch wird dann ein neues Polizeischild aufgestellt. Denn der Nachfolger soll künftig vom Polizeikommissariat 43 am Ludwig-Rosenberg-Ring ausrücken.
Fest steht: Es wird einen Nachfolger geben. „Polizeiliche Präsenz ist uns sehr wichtig, und die werden wir nicht aufgeben“, betont Bergedorfs Polizeichef Olaf Sobotta. Er geht davon aus, dass die Nachfolge schon bald geklärt werde, es gebe bereits einen Kandidaten für die Vier- und Marschlande.
Nachfolger soll möglichst im Juli seinen Dienst antreten
Erwünscht sei ein „nahtloser Übergang“, sodass der neue Dorfsheriff im Juli seine Stelle antreten würde, so Olaf Sobotta. Er wird weiterhin ein verlässlicher Ansprechpartner für die Bevölkerung sein, unterwegs in seinem Streifenwagen im Einsatzgebiet und auch auf dem Handy erreichbar sein. Denn die Erwartungshaltung und Wertschätzung der Polizeiposten bei den Bewohnern des Landgebiets ist sehr hoch, weiß auch Hauptkommissar Curt Wenzel, seit April im PK 43 Leiter Prävention und Präsenz.
Eigentlich hätte sich die Bergedorfer Polizeiführung eine andere Lösung gewünscht, hatte man bereits eine Fläche im Zentrum Fünfhausens fest im Blick, auf der ein Büro des neuen Postens untergebracht werden sollte. „Das wäre ideal gewesen“, sagt Curt Wenzel. Doch das war finanziell nicht zu realisieren: „Grundsätzlich ist auch die Polizei Hamburg gehalten, wirtschaftlich zu agieren. Dies gilt auch in Pandemiezeiten und es ist sicher kein ungewöhnlicher Prozess, die Ausgaben öffentlicher Gelder kritisch zu hinterfragen“, sagt Polizeisprecher Holger Vehren.
Fünf von sechs Posten gehen zwischen bis 2025 in Ruhestand
Die eigentliche Postenphilosophie – die Polizeibeamten arbeiten und wohnen in der eigenen oder gemieteten Immobilie – könne demnach schon jetzt nicht mehr konsequent aufrechterhalten werden, so Vehren. Auch Oliver Wiebcke, seit 2018 Polizeiposten in Allermöhe, Billwerder und Reitbrook, rückt bereits von der Bergedorfer Wache in sein Einsatzgebiet aus.
Zurzeit versehen sechs Posten ihren Dienst im Landgebiet. Neben der Gewährleistung aller Vollzugsaufgaben im Zuständigkeitsbereich des jeweiligen Polizeipostens und der Wahrnehmung von Einsätzen als Alleinfahrer nehmen sie darüber hinaus auch BFS-Tätigkeiten wahr (Cop4You, Planung und Durchführung von Präventionsveranstaltungen, Begleitung von und Teilnahme an Veranstaltungen und Schwerpunkteinsätzen, Kontaktpflege mit ansässigen Personen und Institutionen, Opferbetreuung, Seniorenberatung etc.). Doch zwischen 2021 und 2025 gehen fünf der sechs Posten in den Ruhestand.
Geeignete Immobilien sind vielfach zu teuer
Vier dieser fünf Diensträume würden dann nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie sich nicht im städtischen Eigentum befinden beziehungsweise die Mitarbeiter dort wohnen bleiben. Die Objekte können somit nicht einfach an einen Nachfolger übertragen werden. „Geeignete Immobilien sind rar, viele einfach zu teuer“, sagt Holger Vehren.
Lesen Sie auch:
- Polizei nimmt Drogendealer in Billstedter Wohnung fest
- 32-Jähriger entsorgt Drogen im Müll und fährt gegen Laterne
Geeigneten Nachwuchs zu finden, sei unter den Voraussetzungen schwierig – zumindest zu den Bedingungen der „Postenphilosophie“. Die derzeitige Situation zwinge also zum Umdenken, um bewährte Strukturen zumindest dem Grunde nach zu erhalten, denn „eine dezentrale polizeiliche Präsenz, die Präventionsarbeit durch erfahrene und kompetente Polizeibeamte sowie eine Polizei zum Anfassen sind für die Polizei Hamburg nach wie vor ein bewährter und unabdingbarer Bestandteil der polizeilichen Infrastruktur im Landgebiet“, betont Holger Vehren.
Polizeiposten sorgen seit 90 Jahren für lokale Sicherheit
Das Gebiet des PK 43 erstreckt sich über etwa 158 Quadratkilometer. Gut 120 Quadratkilometer davon umfassen die Vier- und Marschlande. Insgesamt leben im Landgebiet zurzeit etwa 26.000 Menschen. Seit über 90 Jahren wird durch die Polizeiposten lokale Sicherheit vor Ort gewährleistet.
Die Ansprechbarkeit der Polizeiposten, nicht nur zu den regulären Dienstzeiten, sondern „rund um die Uhr“, habe sich bewährt und wird von den Bewohnern des Landgebietes in hohem Maße wertgeschätzt, erläutert Holger Vehren. Die Einbindung der Polizeiposten bei der Aufgabenwahrnehmung spart in Anbetracht der Größe des PK-Gebietes lange Wege und gibt Raum für die Wahrnehmung anderer Aufgaben im Stadtgebiet Bergedorf.