Hamburg. Die Bootsvermietung Hamburg erwartet eine große Nachfrage. Wer will, kann sich auch für einen Sportbootführerschein anmelden.

Noch ruht die Wasseroberfläche der Dove-Elbe still unter einer Eisschicht. Doch schon zum Wochenende soll das Thermometer in Hamburg auf bis zu 14 Grad ansteigen, das Eis schmelzen und den Fluss wieder freigeben. Viele Menschen können es kaum abwarten, wieder aufs Wasser zu kommen, sind Silke und Andreas Gabriel überzeugt.

Das Ehepaar hat die Bootsvermietung Hamburg am Moorfleeter Deich 312 im Jahr 2016 übernommen. Zuvor arbeiteten der 47-Jährige und seine fünf Jahre jüngere Frau mit ihrer Marketingfirma für die Bootsvermietung. Ob in Hamburg oder auf Usedom, wo Silke Gabriel aufwuchs, waren beide eng mit dem Wasser verbunden und haben es vor fünf Jahren zu ihrem Lebensinhalt gemacht – das Beste, was ihnen passieren konnte: „Es hat sich so ergeben, wir sind quasi zu unserem Glück gezwungen worden“, sagt Andreas Gabriel.

Bootsvermietung Hamburg blickt auf "Achterbahn-Jahr" zurück

Trotzdem haben sie im vergangenen Jahr eine wahre Achterbahnfahrt erlebt: Auf den kompletten Stillstand folgten betriebsame Monate ohne Pause, in denen sie noch einen weiteren Geschäftszweig aufbauten und trotzdem um ihre Zukunft bangten: Zum eigentlichen Saisonbeginn im März konnten sie aufgrund der Corona-Eindämmungsverordnung nicht starten.

Trotz schönstem Frühlingswetter rund um Ostern durften ihre Boote nicht in See stechen – und das zwei lange Monate. Als es dann Anfang Mai aber endlich losgehen durfte, gab es kein Halten mehr: „Bis Oktober hatten wir drei freie Tage“, erinnert sich Silke Gabriel.

Natürlich sei das auch mal stressig, „aber wenn die Kunden nach einer Zeit auf dem Boot wieder den Steg betreten und mit glücklich glänzenden Augen das Gelände verlassen, dann weiß man, wofür man das tut“, sagt Andreas Gabriel.

Erste Mietfragen für Boote am Moorfleeter Deich eingegangen

Corona habe die Sehnsucht der Menschen, aufs Wasser zu kommen, noch einmal extrem verstärkt: Ist es doch der perfekte Ort, um raus zu kommen und trotzdem Abstand zu halten. „Während es Kunden früher bei 22 Grad schon mal zu kalt war, um loszufahren, war ihnen im vergangenen Jahr auch Regen und Kälte egal, Hauptsache raus“, sagt Andreas Gabriel.

Und schon jetzt deutet sich an, dass es die Menschen auch 2021 wieder verstärkt aufs Wasser zieht, denn die ersten Mietanfragen für die Boote am Moorfleeter Deich sind schon längst eingegangen: „Auch für den August sind bereits Boote reserviert worden“, sagt Silke Gabriel.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Wer allerdings mit mehr als 15 PS die Leinen loswerfen möchte, der benötigt einen Sportbootführerschein. Und auch den haben Silke und Andreas Gabriel seit dem vergangenen Jahr im Angebot und sich damit im Coronajahr einen weiteren Geschäftszweig aufgebaut: Theorie- und Praxisstunden für die Sportbootführerscheine See- und Binnen (Kosten 600 bis 650 Euro inklusive Lehrmaterial) können in den Räumen des Hamburger Yacht Clubs am Tatenberger Deich und auf der Dove-Elbe absolviert werden. „2020 haben wir 150 Leute ausgebildet“, sagt Silke Gabriel. Die Nachfrage ist weiterhin groß, obwohl derzeit nur online ausgebildet wird und die Praxis noch ein wenig warten muss: „Die Kurse sind gut gebucht“, sagt Silke Gabriel.

Flotte soll um fünf weitere Boote erweitert werden

Während einige Kunden gern auf der ruhigen Dove-Elbe bleiben, auf der bis zu 8 km/h erlaubt sind, fahren die meisten allerdings durch die Tatenberger Schleuse in Richtung Hafen oder auch die Elbe runter bis Cuxhaven. Wochencharter ist ebenso möglich wie die Miete eines Bootes für Tage oder Stunden.

Mit ihrer vielfältigen Flotte aus SUPs, Zwei-Personen-Booten mit Elektroantrieb, einem geräumigen Tretboot für fünf Personen sowie neun Motorbooten in verschiedenen Größen für bis zu 14 Personen haben sie sich zu einem der vielfältigsten Verleiher in Norddeutschland entwickelt. In diesem Jahr soll ihre Flotte sogar noch um fünf weitere Boote wachsen.

Pläne zum Tideanschluss der Dove-Elbe sind vom Tisch

Jetzt lässt sich auch wieder guten Gewissens für die Zukunft planen, seitdem die Pläne zum Tideanschluss der Dove-Elbe vom Tisch sind. Andreas Gabriel hatte sich in den vergangenen Jahren als Sprecher der Bürgerinitiative „Dove-Elbe retten“ engagiert und kann der Zeit trotz aller Ungewissheit und Sorgen doch noch etwas Gutes abgewinnen: „Der Zusammenhalt am Fluss ist enorm gewachsen. Das war der größte Gewinn an der Sache.“