Hamburg. Wöchentlich beliefert er mit seinem Kaufmannsladen 400 Kunden. Sein Service ist in Corona-Zeiten besonders gefragt.
Peter Schütze fährt einen der letzten rollenden Kaufmannsläden, die noch regelmäßig in den Vier- und Marschlanden unterwegs sind. Der 61-Jährige verkauft aus seinem Renault heraus vor allem Backwaren, aber auch Zeitschriften, Getränke und Naschwaren. Seit Beginn der Pandemie ist sein Kundenkreis gewachsen, würden die vielen Stammkunden zudem mehr bestellen, berichtet Schütze. Kein Wunder, erspart sein „Lieferservice“ doch den Gang in den Supermarkt.
Vor allem ältere Menschen kaufen regelmäßig bei dem rollenden Kaufmann ein. „Meine Kundschaft besteht zu 99 Prozent aus Stammkunden“, sagt Schütze. Ihre Zahl sei im Laufe der Jahrzehnte allerdings gesunken. Heute beliefere er wöchentlich rund 400 Kunden, vor 20 Jahren seien es gut 100 mehr gewesen. Vor allem freitags und sonnabends mache er gute Geschäfte.
Peter Schützes „Lieferservice“ ist in Corona-Zeiten besonders gefragt
Für den Kundenrückgang hat Schütze mehrere Erklärungen: „Früher waren mehr Menschen im Gartenbau neben ihren Wohnhäusern beschäftigt, auch die Frauen. Heute sind die Leute mobiler, es wird mehr Auto gefahren und zwischendurch eingekauft.“ Damals habe der Kaufmannsladen auf vier Rädern vielen Kunden eine große Zeitersparnis beschert.
Dienstags bis sonnabends fährt der 61-Jährige tägliche Touren, die sich von Woche zu Woche wiederholen. Seine Kunden wüssten genau, wann er in ihrer Nähe stoppt: „Man kann fast die Uhr nach mir stellen – plus/minus fünf Minuten.“ Schütze ist vor allem in den Vierlanden unterwegs, aber auch in Teilen der Marschlande.
Schützes Vater war 1964 erstmals mit seinem Verkaufswagen unterwegs
1990 übernahm der Neuengammer das Geschäft von seinem Vater, der im Jahr zuvor gestorben war. „Damals gab es noch rund ein Dutzend rollender Händler hier.“ Der Senior war 1964 erstmals mit seinem Verkaufswagen gestartet, hatte später seinen Sohn als Angestellten beschäftigt.
„Damals, zu meines Vaters Zeiten, waren bestimmt 20 Wagen in den Vier- und Marschlanden unterwegs – Schlachter, Fischhändler, Kaufleute mit Vollsortiment, Milch- und Backwarenverkäufer.“ Schütze übernahm die Tour von seinem Vater und baute sie aus.
Der rollende Backwarenshop ist eine Spezialanfertigung
Die Brote, Brötchen und Kuchen, die der Kaufmann über die Straßen transportiert, würden von verschiedenen Vierländer Bäckereien stammen, betont er.
Der Renault ist fünf Jahre alt, eine Spezialanfertigung, nach Schützes Wünschen ausgebaut. In einem speziellen, nach oben hin geöffneten Kühltresen lagert er Sahne, Milch, Kuchen und Torten. Es ist Schützes dritter Verkaufswagen. Seinen ersten hatte er noch von seinem Vater übernommen.
Sonntags fährt auch mal Ehefrau Bettina los und bringt Brötchen
Peter Schütze ist allein unterwegs. Doch seine Frau Bettina steigt häufig in ihren Pkw, um Kunden direkt zu beliefern – auch sonntags. Die Kunden geben ihre Bestellungen telefonisch durch. „Allerdings fährt meine Frau nicht los, um zwei Brötchen auszuliefern“, sagt Schütze. „Aber das wissen die Kunden auch.“
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Vor Corona bestellten die Kunden des Ehepaares oft auch größere Mengen an Torten und Kuchen für Feierlichkeiten. Auch Reservierungen für seine regulären Verkaufstouren erhält der Neuengammer häufig: „Die Kunden rufen an, um sich Waren zu sichern.“
Auch am Verkaufswagen gibt es Corona-Schutzmaßnahmen und Abstandsregeln
Dienstags bis freitags parkt er den rollenden Backwarenshop an der Straße vor seinem Wohnhaus am Kirchwerder Landweg 190 und verkauft jeweils in der Zeit von 6 bis 8 Uhr (belegte) Brötchen, Brot, Kuchen und Kaffee zum Mitnehmen. „Das wird gut angenommen – von Kunden, die dann auf dem Weg zur Arbeit sind oder die ihre Kinder in Kita oder Schule gebracht haben.“
Zum Schutz vor Coronaviren hat Schütze eine weitere Glasscheibe über dem Verkaufstresen montiert. Schilder erinnern an die Abstandsregeln, der 61-Jährige trägt beim Bedienen stets eine Maske. „Schließlich habe ich vor allem ältere Kunden. Einige kaufen bei uns bereits seit Jahrzehnten ein.“
In 30 Jahren mussten die Touren nur an drei Tagen unangekündigt entfallen
Nur an drei Wochen im Jahr müssen die Vier- und Marschländer auf den rollenden Laden verzichten: „Dann habe ich Urlaub.“ Höchstens an drei Tagen sei er im Laufe der 30 Jahre unangekündigt ferngeblieben: „Ich bin eigentlich nie krank.“
Wann er in Rente gehen möchte? „Darüber denke ich noch nicht nach. Ich mache weiter, so lange es meine Gesundheit zulässt und so lange ich Lust dazu habe.“