Hamburg. Der Traditionsbetrieb für Holz- und Bautenschutz hat nicht nur neues Führungsdoppel, sondern auch einen neuen Firmensitz.

Familie Molgedei hätte in diesem Jahr einige Gründe, um zu feiern. Nicht nur, dass Rainer Molgedei (59) und Sohn Christoph Molgedei (29) beide einen runden Geburtstag feiern, sie leiten nun auch gemeinsam eine Firma: Zum Jahresbeginn ist der Junior mit in die Geschäftsführung des Traditionsbetriebs "Bruno E. Bojarzin" eingestiegen. Hardo Kaiser, der bisher gemeinsam mit Rainer Molgedei die Firma geleitet hatte, hat sich mit 67 Jahren in den Ruhestand verabschiedet.

Und nicht nur das Führungsduo ist neu, sondern auch der Standort: Statt wie bisher in Lohbrügge und Bergedorf-Süd hat die Firma nun alle zentralen Teile der Firma in Neuengamme zusammengeführt: Büro, Mitarbeiterräume und Lagerhalle.

"Bojarzin" hat ein neues Führungsduo und zieht nach Neuengamme

Ob das wirklich alles irgendwann gefeiert werden kann, wird die Entwicklung der Pandemie zeigen. Erstmal ist die Firma nun froh, in Neuengamme in die Zukunft zu starten: "Wir wollten unbedingt in Hamburg bleiben, haben uns einiges angeguckt. Es ist schön zu sehen, dass es nun geklappt hat und alles komprimiert an einem Ort ist", sagt Anke Kaiser, kaufmännische Angestellte und Prokuristin und bereits seit 1992 im Betrieb.

Nach einem geeigneten Standort hatte die Firma bereits seit 2014 gesucht. Zwischenzeitlich hatten sie sich auch für einen Platz auf den Vierländer Handwerkerhöfen interessiert, die am Curslacker Heerweg entstehen sollen. Da sich die Realisierung des Projekts aber noch immer hinzieht, ist die Firma Bojarzin vor drei Jahren am Neuengammer Hausdeich 337 fündig geworden und damit in der Nachbarschaft der Molgedeis, die auch in Neuengamme leben.

Firma hatte einst klein in Hamburg angefangen

Auf dem Gelände einer ehemaligen Landschaftsgärtnerei haben sie die ehemaligen Wagenhalle und ein Haus übernommen. Und während der Umbau der Halle schon nach gut einem Jahr fertig war, dauerte der Umbau des 1938 erbauten Hauses ein wenig länger. Nun ist alles fertig: Die beiden Mietwohnungen in der oberen Etage sind bezogen und im Erdgeschoss sind nun das Büro, Mitarbeiter- und Umkleideräume untergebracht.

Dabei hatte die Firma klein angefangen, als ihre Geschichte mit zwei Hamburger Holzimprägnierern im Jahr 1955 an der Alten Holstenstraße begann. Gründer Bruno Bojarzin war bis Ende 1996 im Betrieb als Geschäftsführer tätig, spezialisierte das Unternehmen unter dem Namen „Bruno E. Bojarzin Holz- und Bautenschutz“ auf die Imprägnierung von Alt- und Neubauten gegen Fäulnis, Insektenbefall und Feuer.

Zimmermeister Christoph Molgedei lernte in Fünfhausen

Als Rainer Molgedei im Jahr 1986 nach einer Zeitungsannonce, in der Mitarbeiter gesucht wurden, zu der Firma stieß, war sie noch "in zwei kleinen Garagen" untergebracht, erinnert sich Rainer Molgedei. Gemeinsam mit Hardo Kaiser, der ebenso 1986 zur Firma kam, übernahmen sie die Geschäftsanteile der Firma in den folgenden fünf Jahren je zu 50 Prozent und bauten sie weiter aus.

Diesen Weg möchte Rainer Molgedei nun mit seinem Sohn an der Seite weitergehen: "Das klappt wunderbar. Er hört auf mich und ich höre auf ihn", sagt der 59-Jährige. Auch die Mitarbeiter testeten den Juniorchef gleich mal am ersten Arbeitstag nach dem Jahreswechsel, fragten nach einer Entscheidung: "Du bist doch ab heute Chef." An diese Rolle muss Christoph Molgedei sich aber noch gewöhnen: "Es sind viel mehr meine Kollegen als meine Mitarbeiter", sagt der Zimmerermeister, der bei der Firma Zeyn in Fünfhausen lernte und nach der abgeschlossenen Meisterschule im Sommer 2016 fest in die Firma Bojarzin einstieg.

Firma Bojarzin ist auch mal Einsätze an der Ostsee bei Grömitz

Heute besteht das Team aus acht Personen, inklusive Geschäftsführung. "Wir können uns auch vorstellen, bald einen Auszubildenden einzustellen", sagt Rainer Molgedei. Schließlich ist "Holz- und Bautenschützer" seit 2007 ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf in Deutschland.

Die Firma Bojarzin hat bereits mehr als 60 Jahre Erfahrung darin: Ob Echter Hausschwamm, gefräßiger Hausbock oder klassischer Holzwurm - Schäden an Gebäuden, die durch Durchfeuchtung und Wasserschäden auftreten werden ebenso erkannt und behandelt wie Insektenbefall. Denen wird dann auch schon mal eingeheizt: die Firma Bojarzin gehört zu den wenigen Spezialisten in Hamburg, die eine Bekämpfung von Insektenbefall in Holz-Konstruktionen im Heißluft-Verfahren anbietet. Aber auch eine chemischen Variante ist möglich.

Viele Kunden treten auch an die Firma heran wenn sie planen, ein Haus zu kaufen und die Experten das Haus vorher nochmal auf Holzschäden untersuchen sollen. Ebenso können sie auch wertvolle alte Pitchpine-Böden heil hochnehmen, um darunter die angegriffenen Balken zu bearbeiten. Danach wird der Boden wieder verlegt, abgeschliffen und versiegelt, berichtet Rainer Molgedei. Ihre Einsatzstellen verteilen sich über ganz Hamburg und im Speckgürtel, können aber auch schon mal an der Ostsee bei Grömitz liegen.