Hamburg. 700 Millionen Euro teures Projekt in der HafenCity hat Auswirkungen aufs Landgebiet. Es werden Flachwasserzonen geschaffen.
Er soll Hamburgs höchstes Gebäude werden und den Abschluss der HafenCity bilden: Knapp 245 Meter hoch soll der Elbtower künftig zwischen den Elbbrücken in den Himmel ragen. Und auch wenn sein Standort etwa 20 Kilometer Luftlinie von Neuengamme entfernt liegt, so gibt es doch einen direkten Zusammenhang. Denn auf einer Fläche zwischen Neuengammer Hinterdeich und Kirchwerder Hausdeich ist die Ausgleichsmaßnahme für das Bauprojekt geplant.
Durch den B-Plan HafenCity 16 (Elbtower) werden Eingriffe in Natur und Landschaft verursacht, die ausgeglichen werden müssen. Da im Plangebiet kein Platz dafür ist, wird ein externer Ausgleich festgesetzt, erklärt die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea). Gemäß der Eingriffs-/Ausgleichsbilanz im Staatsrätemodell beträgt die erforder-
liche Größe der Ausgleichsfläche 1369 Quadratmeter.
Wo die Ausgleichsfläche für den Elbtower in den Vier- und Marschlanden entstehen soll
Die findet die Bukea in Neuengamme, direkt am Ufer der Gose-Elbe. Die beiden Flurstücke (592 und 3724), die unmittelbar südlich an den Neuengammer Schöpfwerksgraben anschließen und sich im Besitz der Bukea befinden, sind insgesamt 64.173 Quadratmeter groß.
Genug Platz, um dort eine „Poolmaßnahme“ umzusetzen, heißt es aus der Behörde. Das bedeutet, es soll dort nicht nur ein Vorhaben, sondern verschiedene Eingriffe durch die HafenCity GmbH naturschutzrechtlich ausgeglichen werden. Bisher wurden dort bereits 2900 Quadratmeter für das Gebiet östlich der Shanghaiallee zwischen Brooktorhafen und Baakenhafen (HafenCity 10), 2925 Quadratmeter für die Teilverfüllung am Kirchenpauerkai, 582 Quadratmeter für die Sanierung der Uferwand im Brooktorhafen sowie 17.850 Quadratmeter für eine Teilverfüllung im Baakenhafen als Ausgleich festgesetzt. Mit den 1369 Quadratmetern für den Elbtower bestehe noch Platz für weitere Ausgleichsverpflichtungen, teilt die Bukea mit.
Im angrenzenden Grünland wird Lebensraum für Bodenbrüter geschaffen
An der Gose-Elbe möchte die Bukea einen „naturschutzfachlich hochwertigen Lebensraum mit Röhrichtbereichen und Flachwasserzonen im Uferbereich für die typischen Tier- und Pflanzenarten dieser Habitate schaffen“. Das Grünland wird durch Festsetzung einer extensiven Nutzung auch als Lebensraum für Wiesenvögel und Bodenbrüter entwickelt.
Der Regionalausschuss der Bezirksversammlung hatte im März 2019 beschlossen, dass er über Ausgleichsmaßnahmen, die in den Vier- und Marschlanden umgesetzt werden sollen, informiert werden möchte. Dieser Aufforderung kam die Bukea nun nach.
Anlieger und Bergedorfer Verwaltung an Ausgleichsmaßnahme beteiligen
Bernd Capeletti (CDU) freut sich, dass dieser politische Beschluss „hervorragend umgesetzt“ werde. Allerdings wäre sein Parteifreund Jörg Froh auch daran interessiert, wie die Bergedorfer Bevölkerung, Verwaltung und Anlieger an den Planungen der Bukea beteiligt werden. Bislang wurde das Bezirksamt auch nur über die Pläne informiert, nicht involviert, bestätigte Lars Rosinski, Regionalbeauftragter des Bezirksamtes. Die CDU-Fraktion könnte sich daher vorstellen, ein Auskunftsersuchen zum weiteren Vorgehen der Behörde zu stellen, kündigte Froh an.
Ein Zeitplan für die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahme steht noch nicht fest. „Sobald durch die verschiedenen Ausgleichsverpflichtungen ausreichend Mittel für die gesamte Poolmaßnahme zur Verfügung stehen, wird die Umsetzung durch das Sondervermögen Naturschutz und Landespflege erfolgen“, teilt die Bukea weiter mit.
Elbtower katapultiert sich an die dritte Position der höchsten Gebäude
Der Elbtower ist da schon weiter: Ende 2020 hat der österreichische Investor Signa bei der Stadtentwicklungsbehörde die Baupläne für den Wolkenkratzer vorgelegt, in dem Büroflächen und ein Hotel untergebracht werden sollen. Voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres sollen Baugrube und Fundamente vorbereitet werden. Die Kosten werden auf mindestens 700 Millionen Euro geschätzt. Die Fertigstellung ist für 2025 vorgesehen.
Nicht nur in Hamburg wäre der Elbtower größenmäßig an der Spitze: Auch im landesweiten Vergleich landet er auf dem Treppchen: Nur der Commerzbank Tower (259 Meter) und der Messeturm (257 Meter), beide in Frankfurt am Main, sind noch höher.