Hamburg. Der Zeitplan für den Wolkenkratzer ist in Gefahr. Politik will Vorvermietungsquote durchsetzen. Kommission prüft Einwände

Die öffentliche Auslegung des Bebauungsplan-Entwurfs HafenCity 16 für den Elbtower endete am 3. Dezember. Einen Monat hatten die Bürger Zeit gehabt, ihre Einwände gegen den an den Elbbrücken geplanten Wolkenkratzer einzubringen.

Offensichtlich gibt es wenig Bedenken: Nach Abendblatt-Informationen sind 25 Stellungnahmen von Bürgern eingegangen. Diese sollen der Kommission für Stadtentwicklung auf der nächsten Sitzung am 18. Januar vorgelegt werden.

Elbtower: So geht es nach Auslegung des Entwurfs weiter

Wie es dann weitergeht, erklärt Susanne Enz, Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW): „Entweder stimmt die Kommission der Feststellung des Bebauungsplans durch den Senat zu, in diesem Fall hätte der Bebauungsplan den Verfahrensstand der Vorweggenehmigungsreife erreicht und es könnten Baugenehmigungen erteilt werden.“

Es kann sich aber auch länger hinziehen: „Oder die Kommission beschließt eine vorherige Befassung der Bürgerschaft, in diesem Fall könnten Baugenehmigungen erst nach der Zustimmung der Bürgerschaft zur Feststellung des Bebauungsplans erteilt werden“, so Enz.

Keine Eile beim Bauherrn des Elbtowers

Aber beim Bauherrn Signa Prime Selection AG, die zum Firmengeflecht des österreichischen Investors René Benko gehört, scheint keine Eile zu herrschen. Die Signa hat noch nicht einmal einen Bauantrag für das geplante rund 245 Meter hohe Gebäude gestellt. Das bestätigte BSW-Sprecherin Enz auf Abendblatt-Anfrage. Eigentlich hatten die Investoren mit einer Baugenehmigung der Stadt für Ende 2020/Anfang 2021 gerechnet.

Das hatte Timo Herzberg, Deutschlandchef der Signa Real Estate, im Mai in einem Abendblatt-Interview angekündigt. Aber ohne Bauantrag, kann es natürlich auch keine Baugenehmigung geben. Der für Frühjahr 2021 geplante erste Spatenstich auf dem Filetgrundstück wird wohl verschoben werden müssen. Es ist fraglich, ob die Fertigstellung des Hochhauses in der HafenCity tatsächlich 2025 erfolgt.

Keine Konzept für Langzeitgäste in Vier-Sterne-Hotel

Wie berichtet, soll das geplante Vier-Sterne-Hotel im Elbtower anstatt der vorgesehenen rund 16.000 Quadratmeter nur noch 11.500 Quadratmeter Fläche haben, weil dem Vernehmen nach auf ein Konzept für Langzeitgäste verzichtet wird. An einer Ausschreibung hatten sich 65 Interessenten beteiligt.

Eigentlich sollte bereits im Sommer entschieden werden, welche Kette den Zuschlag erhält. Aber auch dieser Zeitplan konnte offensichtlich nicht eingehalten werden. Dann hieß es, im Dezember soll der Betreiber präsentiert werden – bislang ist nichts passiert. Die Signa reagierte auf Abendblatt-Anfragen nicht.

Auf dieser Fläche soll der Elbtower gebaut werden.
Auf dieser Fläche soll der Elbtower gebaut werden. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Der Hotelmarkt ist komplett eingebrochen. Bereits beim ersten Lockdown von März bis Mai durften Touristen rund zwei Monate nicht beherbergt werden, seit dem 2. November gilt diese Regelung bis mindestens zum 10. Januar. Auch die Zahl der Geschäftsreisenden ist rückläufig. Dass in dieser schwierigen Situation Hotelketten, die Interesse am Elbtower hatten, abgesprungen sein könnten, wäre nachvollziehbar.

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Für Verwunderung hatte auch gesorgt, dass die Signa die Bürofläche im Elbtower von 70.000 auf 91.000 Qua­dratmeter aufstocken will. Und um das Thema Bürofläche gibt es Streit. Die Bürgerschaft hatte bereits 2019 beschlossen, dass die Signa vor Baubeginn eine Vorvermietungsquote von 30 Prozent nachweisen soll. Der rot-grüne Senat zieht aber noch eine andere Option in Erwägung.

Elbtower: Scharfe Kritik wegen Plänen zu Büroflächen

Das sorgte für Diskussionen im Haushaltsausschuss der Bürgerschaft, und es gibt scharfe Kritik aus den eigenen Reihen: „Die Bürgerschaft hat beschlossen, dass es eine Baugenehmigung für den Elbtower nur geben wird, wenn eine Vorvermietungsquote von 30 Prozent für die Büroflächen vom Bauherrn nachgewiesen wird. Die Absicht der HafenCity GmbH und der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW), stattdessen eine Bankbürgschaft zu akzeptieren, die eine Finanzierung des Bauvorhabens nachweist, entspricht nicht dieser Beschlusslage.

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Es wird dazu zeitnah Gespräche mit der HafenCity GmbH und der BSW geben. Wir wollen schließlich nicht in dieser exponierten Lage einen leerstehenden Wolkenkratzer haben“, sagte Markus Schreiber, der SPD-Abgeordnete ist Mitglied im Haushaltsausschuss. Schreiber stellt sogar das gesamte Bauvorhaben infrage: Überhaupt sei es schwer nachvollziehbar, dass der Investor noch deutlich mehr Büroflächen als geplant realisieren will, obwohl der Trend zum Homeoffice geht und zahlreiche Firmen bereits ihre Büroflächen verkleinern.

Muss ein solcher Büroturm unbedingt gebaut werden?

Für CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer steht fest: „Ohne Vermietungsnachweise gibt es keinen Elbtower. Das war die klare Bedingung für dieses Projekt.“ Insgesamt stelle sich dann die Frage, ob ein solcher Büroturm unbedingt gebaut werden muss. Derzeit scheine die Nachfrage nach großen hochpreisigen Büroflächen an dieser Stelle kaum vorhanden.