Hamburg. Routen der Nabu-Senderstörche können im Internet verfolgt werden. Viele Tiere zogen Richtung Osten. “Alexander“ flog nach Spanien.
Ein Jahrhundertwinter ist über Madrid hereingebrochen; die spanische Hauptstadt versinkt im Schnee. Mittendrin: ein Vierländer Storch. "Alexander" hat als Überwinterungsquartier eine Müllbehandlungsanlage nordöstlich von Madrid ausgewählt. Schon im vergangen Jahr hatte er dort überwintert. Ob er sich aufgrund der eisigen Wetterverhältnisse doch noch von seiner Müllkippe verabschiedet? Das kann auf der Seite des Nabu Hamburg verfolgt werden: hamburg.nabu.de. Denn "Alexander" ist einer der Störche, die vom Nabu mit einem Sender ausgestattet worden sind.
Im Winter 2019/20 war "Alexander" noch der einzige Westzieher. Im vergangenen Jahr hat sich die Gruppe aber von sechs auf zwölf Störche verdoppelt. Alle tragen nun kleine Sender auf ihren Rücken, mit denen ihre Flugrouten ständig verfolgt werden können. Der Sender schickt alle paar Tage ein Signal. Zuletzt wurden die Vögel am 10. Januar geortet. Und so ist "Alexander" auch nicht mehr der einzige Westzieher: Auch "Regina" und "Trunca" haben diese Route gewählt. Während "Regina" ebenso Spanien als Quartier gewählt hat und sich westlich von Toledo aufhält, ist "Trunca" bis nach Marokko geflogen.
Storch "Alexander" aus den Vierlanden überwintert in Madrid
Alle anderen neun Störche haben einen weiteren Weg eingeschlagen und sind gen Osten geflogen. "Jan" vom Durchdeich ist bis zur Sinai-Halbinsel gekommen, überwintert ganz in der Nähe des ägyptischen Touristenorts Scharm-el-Scheich. Die anderen acht Artgenossen zog es noch deutlich weiter: Sechs halten sich in der Mitte des afrikanischen Kontinentes, im Sudan, Tschad und an der Grenze zu Nigeria auf. Den weitesten Weg legten "Ombeni" und "Tina" zurück: Beide Vögel wurden zuletzt am Natronsee in Tansania, etwa 120 Kilometer südwestlich vom kenianischen Nairobi, geortet. Auf direkter Luftlinie sind das mehr als 6600 Kilometer bis in die Vier- und Marschlande. Bald werden sie ihren Weg dorthin zurück wieder antreten: Der erste Storch kehrte in den vergangenen Jahren stets Anfang Februar ins Landgebiet zurück.
In den nächsten Monaten sollen die Daten aus den Jahren 2019 und 2020 ausgewertet werden. Zum einen wird spannend sein, ob sich aus den Ergebnissen individuelle Unterschiede der Tiere ableiten lassen. Vor allem aber hofft der Nabu, daraus wichtige naturschutzrelevante Informationen zu erhalten. Zum einen soll Genaueres über die Nutzung der Lebensräume durch die Störche während ihrer Nahrungssuche herausgefunden werden. Welche Flächen suchen sie auf? Erfüllen die Vertragsnaturschutzflächen die Erwartungen insofern, als dass sie tatsächlich von besonderer Bedeutung für die Störche sind? Und wenn ja, welche Vegetations- und Nutzungsformen spielen im Grünland die wichtigste Rolle?
Wurden Gräben im Grünland von Störchen genutzt?
Zudem ist interessant, inwieweit die Gräben im Grünland von Störchen genutzt werden, um zu überprüfen, ob sich das Grabenprogramm des Naturschutzamtes Hamburg positiv auf die Nahrungssuche der Weißstörche auswirkt, oder ob wichtige Anpassungen nötig sind. Außerdem beschäftigen sich die Forscher mit den möglichen Auswirkungen von Windkraftanlagen: Meiden die Störche ihre Nähe? Dann käme es teilweise zu einem Verlust ihrer Nahrungsflächen. Nutzen sie die Bereiche, in denen Anlagen stehen?
Dann besteht das Risiko der Kollision mit den sich schnell drehenden Rotoren. In beiden Fällen kann die Besenderung Datensätze liefern, in denen die Aufenthaltsorte der Störche und ihr Verhalten durch die ganze Brutzeit detailliert aufgezeichnet werden. Mittels komplexer statistischer Analysen ist es dann möglich, aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, heißt es vom Nabu.