Kreis Harburg. Warum die Storchenbetreuer im Landkreis Harburg und in Hamburg zufrieden sind und immer mehr Vögel nach Westen ziehen.

Im Landkreis Harburg steigt die Population der Weißstörche weiter an. In diesem Sommer haben 46 Paare Nester in den einzelnen Gemeinden bezogen. Das ist nach 40 Paaren 2018 genauso ein neuer Rekord wie die Zahl der mehr als 80 geschlüpften Jungstörche von 36 Paaren. Im vergangenen Jahr hatten 32 Paare gebrütet und 77 Junge groß gezogen. „Es war erneut ein gutes Jahr“, sagt der neue Storchenbetreuer des Landkreises, Tom Sauerland. Auch Hamburgs Störche haben 2019 für viel Nachwuchs gesorgt und in der Hansestadt das gute Ergebnis des Vorjahres mit 59 Jungstörchen ebenfalls übertroffen: In dieser Saison zogen 28 Brutpaare 67 Jungtiere groß.

Es gab ausreichend Mäuse und Würmer, Käfer und Maden für die jungen Vögel

Im Landkreis Harburg profitieren die Vögel davon, dass sie in dem deutlich weniger trockenen Sommer ausreichend Nahrung finden konnten. „Es gab hier ausreichend Mäuse und Würmer, Käfer und Maden, um die jungen Vögel zu füttern“, sagt Sauerland. Das ließ sich schon daran ablesen, dass die Storch-Eltern oftmals entspannt im Nest standen. Zudem registrierten die drei Beobachter kaum, dass junge Störche aus der Not heraus aus dem Nest geworfen wurden.


Als einen Hintergrund für die steigenden Zahlen sieht Sauerland ausgerechnet einen Umweltfrevel: Die offenen Müllkippen in Spanien. Denn zwischen dem Unrat finden die Tiere Nahrung. So wählen immer mehr von ihnen bei ihrem Zug nach Süden die westliche Route und bleiben über den Winter in Spanien. „Da die Route kürzer ist als nach Osten über die Türkei bis Südafrika drohen den Tieren weniger Gefahren. Zudem bleiben weniger erschöpft auf der Strecke", weiß Sauerland. Waren vor drei bis vier Jahren noch zwei Drittel der Tiere auf der Ostroute unterwegs, zieht inzwischen die Hälfte der Vögel nach Westen.

Die Störche kommen aus dem Westen als erste zurück nach Deutschland

Diese Störche kommen dann bereits ab Ende Januar, in der Mehrzahl ab Mitte März, zurück und sind damit ihren Artgenossen aus dem Osten einen Monat voraus. Lassen sie sich auf einem zuvor von Ost-Störchen genutzten Nestern nieder, kann das zu schweren Kämpfen um die Horste führen. „Stichverletzungen mit dem Schnabel können sogar tödlich enden“, sagt Sauerland. Zwar gibt es im Landkreis 90 für die Störche reservierte Nisthilfen und Nester. Zwei Nester haben die Tiere in diesem Jahr neu gebaut. Aber nicht alle sind wegen des Nahrungsaufkommens gleich beliebt.

Nisthilfen für Störche lassen sich auf Stämmen, Bäumen, Masten oder Dächern anbringen. Wer sich für eine solche Brutstätte für die streng geschützten Vögel entscheidet, sollte bedenken, dass sie sobald sich ein Storchenpaar niederlässt nicht einfach wieder abgenommen werden können. Ansprechpartner bei Fragen sind die Storchenbetreuer über www.stoerche-LKHarburg.de.

Die Brutsaison begann in diesem Jahr in Harburg und Bergedorf früh

Rekord bei der Zahl der eingeflogenen Störche im Landkreis Harburg: 46 Paare ließen sich in den Nestern nieder, zwei Nester wurden neu gebaut Tom Sauerland
Rekord bei der Zahl der eingeflogenen Störche im Landkreis Harburg: 46 Paare ließen sich in den Nestern nieder, zwei Nester wurden neu gebaut Tom Sauerland © Unbekannt | Unbekannt

Mit dem Brutergebnis in Hamburg ist Jürgen Pelch, ehrenamtlicher Storchenbetreuer beim Naturschutzbund (Nabu) Hamburg, sehr zufrieden: „Das ist ein gutes Ergebnis. Besonders freut es mich, dass wir in diesem Jahr neue Brutpaare hatten, die vier Storchennester erstmals besetzt haben.“

Die Brutsaison begann in diesem Jahr in Harburg und Bergedorf früh. Der erste Weißstorch kam im Februar zurück aus seinem Winterquartier und bezog sein Nest am Kirchwerder Hausdeich. Die letzten Tiere trafen Mitte April in Hamburg ein. 33 Paare begannen mit dem Brutgeschäft, bei fünf von ihnen verlief es leider erfolglos.

Staatsrat Wolfgang Michael Pollmann: „Hamburg ist eine Storchenmetroplole“

Ein Grund dafür könnte das im städtischen Bereich knappere Nahrungsangebot gewesen sein. Durch den Hitzesommer im vergangenen Jahr gab es dort wenig Amphibien. Insekten, die ebenfalls auf dem Speiseplan des Storchennachwuchs stehen, werden immer weniger.

„Hamburg ist eine Storchenmetropole, und das soll so bleiben“, sagt Wolfgang Michael Pollmann, der Staatsrat Umweltbehörde. „In keiner anderen deutschen Großstadt gibt es so viele Störche. Wir sollten alles dafür tun, dass die Vögel genügend Lebensraum und Nahrung bei uns finden“, betont Ombeni Stickdorn-Ngonyani, Schirmherrin für den NABU-Storchenschutz in Hamburg.

Neuer Storchenbetreuer für den Landkreis Harburg

Tom Sauerland, ist der neue Storchenbetreuer im Landkreis Harburg
Tom Sauerland, ist der neue Storchenbetreuer im Landkreis Harburg © Unbekannt | Rolf ZamponI

Als ehrenamtlicher Storchenbetreuer für den Landkreis Harburg hat Tom Sauerland, jetzt die Nachfolge von Hans Steinert angetreten. Zwei Jahre hatten die beiden noch ehrenamtlich parallel gearbeitet. Der Verband wurde auf Sauerland, der als Energieelektriker für die Hamburger Hafen- und Lagerhaus AG (HHLA) arbeitet, aufmerksam, weil er sich auf seiner private Web-Seite www.meisteradebar.de mit Störchen befasst. „Die Vögel fand ich schon immer spannend“, sagt der 38-Jährige, der seit seit 2017 Mitglied des Nabu ist.

Als er vor fünf Jahren ein Haus für seine Familie in Stöckte kaufte, ging er noch einen Schritt weiter. Er stellte Ende Oktober 2016 einen zehn Meter hohen Mast auf, den die Stadtwerke Winsen ausrangiert und ihm gespendet hatten. Schon 2017 siedelte sich ein Storchenpaar dort an und zog zwei Junge auf. Zwar blieb der Erfolg beim Brüten in den kommenden Jahren aus. Aber Sauerland kann jetzt die Störche sogar auf seinem eigenen Grundstück beobachten.