Hamburg. Claudia Möller betreibt die Hundeschule Tatenberg. Bei ihr wird aus den Vierbeinern und ihren Herrchen ein richtiges Team.

Die Herrchen und Frauchen in Hamburg haben Glück: Während in anderen Bundesländern Hundeschulen im Lockdown geschlossen sein müssen oder nur sehr eingeschränkt mit den Vierbeinern trainiert werden darf, dürfen Hunde in der Hansestadt weiter ausgebildet werden - auch in Gruppen.

Der Senat betrachtet die Angebote nicht als Freizeitvergnügen, sondern als „Bildung und Ausbildung von Halter und Hund", nachzulesen auf der Behördenseite hamburg.de.

Hundeschulen in Hamburg bleiben geöffnet

Claudia Möller, Betreiberin der Hundeschule Tatenberg, kann deshalb weiterhin mit Vier- und Zweibeinern arbeiten – natürlich stets unter Berücksichtigung der Corona-Hygiene- und Abstandsregelungen. An der Ochsenwerder Landstraße 38 hat die 61-Jährige ihr Büro. In der Nähe befindet sich der Agility-Parcours, eine 500 Quadratmeter große Wiese. Im Winter werden die Hindernisse zum Trainieren der Beweglichkeit und Behändigkeit der Hunde in einem alten, leerstehenden Gewächshaus aufgebaut, das ebenfalls in der Nähe ist.

"Der Hund hat Spaß an der intelligenten Auslastung"

Claudia Möller (61), Betreiberin der
Claudia Möller (61), Betreiberin der "Hundeschule Tatenberg", hat ihre Hovawart-Hündin natürlich gut im Griff. "Dina" (12) befolgt die angezeigten Kommandos.  © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Die Tiere müssen etwa über Hindernisse laufen und springen oder einen Tunnel durchqueren, begleitet von ihrem Herrchen oder Frauchen. „Der Hund hat Spaß an dieser intelligenten Auslastung. Er lernt, auf die Anweisungen seines Herrchens genau zu achten“, sagt Claudia Möller. Alle 14 Tage stellt sie die Geräte anders auf, sodass die Herausforderung immer eine neue ist. „Der Hund muss mitdenken, Hund und Mensch müssen zusammenarbeiten.“ Der Halter des Tieres lerne, sich seinem Hund durch Körpersprache richtig mitzuteilen. Er hebt etwa den Arm, wenn es über Hürden geht. Senkt er den Arm, soll der Hund den Parcours verlassen und zu ihm kommen.

Wenn die wortlose Kommunikation nicht klappt, liege das meist am irreführenden Verhalten des Halters. „Der Hund achtet nämlich sowieso sehr auf dessen Körpersprache, ist auf Signale fixiert. Beim Training wird dieses Verhalten noch geschärft.“ Ziel sei, im Parcours ohne Worte und mit kaum wahrnehmbaren Bewegungen den Hund leiten zu können. So werde auch die Bindung zwischen Tier und Mensch gefördert, würde aus beiden ein Team.

Nicht nur toben, sondern auch respektvolles Verhalten lernen

In der Welpengruppe, die sich auch auf der Wiese trifft, gehe es nicht nur darum zu toben, betont die 61-Jährige. Kleinere Übungen würden mit den Hunde-Kindern gemacht - Sitz, Platz, Leckerli. „Ich mache das vor, dann sind die Halter dran.“ Sie müsse auch sehr auf das Sozialverhalten der Hunde untereinander achten: „Schließlich sollen die den richtigen Umgang miteinander lernen. Sie müssen die Signale der anderen lesen lernen und respektieren.“

Es sei falsch, zu glauben, dass die Tiere alles unter sich ausmachen müssten. „Wenn sie sich rücksichtslos gegenüber den anderen verhalten, müssen Halter oder Trainer eingreifen.“ Mit Hunden und deren Haltern ist Claudia Möller auch „überall draußen unterwegs“, etwa mit jungen Tieren im Freilauf am Eichbaumsee.

Die Ein-Frau-Firma eröffnete Claudia Möller im Jahr 2000

Ihre Hundeschule, eine Ein-Frau-Firma, eröffnete Claudia Möller vor 21 Jahren. Die reine Liebe zu Hunden reiche dafür nicht. „Manchmal müssen gegenüber den Herrchen unangenehme Wahrheiten ausgesprochen werden.“ Etwa, wenn sie ihren Lieblingen zu wenig oder gar keinen Sozialkontakt zu anderen Hunden erlauben, zum Beispiel beim Gassi gehen. „Hunde müssen mit anderen Hunden spielen, also kommunizieren dürfen.“ Doch viele Herrchen hätten Angst vor anderen Hunden, seien bei Begegnungen überfordert.

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Bei renommierten Hundetrainern erwarb Claudia Möller als Ausbilderin diverse Zertifikate. „Die zu erlangen, war nicht billig. Dafür kaufen sich andere einen Kleinwagen“, sagt sie. Aufgewachsen in Springe bei Hannover, hatte sie schon als Kind immer Hunde um sich. 1981 zog Claudia Möller nach Kirchwerder, 1988 nach Tatenberg. Als Erwachsene hatte die verwitwete Mutter zweier Söhne stets Hovawarte, derzeit Hündin „Dina“ (12).

Und dann kommt die Pubertät, und Hunde können vieles nicht mehr

Als Hundeschule-Betreiberin hat sie im Durchschnitt stets 15 bis 20 tierische Kunden. Gearbeitet werde in Gruppen vom maximal sieben Hunden und ebenso vielen Haltern oder im Einzelunterricht. So werden in der Regel fünfmal eine Wochenstunde Welpen- oder Junghundetraining gebucht. Oft würden die Kunden zwischen den Treffen anrufen, um Fragen zum richtigen Verhalten zu stellen. Nach dem Junghundetraining würden viele Kunden sich nicht mehr in der Schule blicken lassen, „weil es dann recht gut läuft“.

Doch dann komme die Pubertät. „Im Gehirn finden dann viele Umbauprozesse statt. Die Hunde können vieles plötzlich nicht mehr, müssen manchmal sogar neu lernen, was ,Sitz' bedeutet. Deshalb empfehle ich weiteres Training, wenn der Hund sechs, sieben Monate alt ist.“

Im ersten Jahr, „dem schwierigsten und wichtigsten", sollten die Hundehalter dranbleiben, rät die Expertin. „Später profitieren sie dann von einer guten Basis.“ Wenn der Hund älter ist, sollten sich die Halter daran erinnern, was zu tun ist, wenn das Tier plötzlich ungehorsam ist „oder in der Hundeschule zielgerichtet daran arbeiten“.