Düneberg. Düneberger SV hält im Oberliga-Duell vor 391 Zuschauern gegen Hamburger Traditionsclub glänzend mit. Warum es trotzdem nicht reichte.
Es ist eine ungewohnte Geräuschkulisse für die Anwohner des Sportplatzes am Silberberg. Scharenweise strömen Fans aus Richtung der Bushaltestelle an der Bundesstraße 5 zur Anlage. Sie tragen vielfach schwarz-weiß-rote Mützen und Schals, sind gut gelaunt und sangestüchtig. Die Anhängerschar des Fußball-Oberliga-Kultvereins Altona 93 ist in Geesthacht eingetroffen. Die Kehlen durstig, die Stimmung siegessicher.
Doch es ist gewiss ein Kompliment für die Gastgeber vom Düneberger SV, dass die berühmt-berüchtigte Stimmgewalt von der Adolf-Jäger-Kampfbahn erstaunlich schweigsam wird. Lange, lange kann der stark abstiegsgefährdete Außenseiter den Favoriten in diesem Fußball-Oberligaspiel weit weg vom eigenen Kasten halten. Es riecht bisweilen sogar nach einem Bonuspunkt im Spiel mit Bonusstimmung. Letztlich verliert Düneberg jedoch durch zwei späte Gegentreffer mit 0:2.
Wie der Düneberger SV die lautstarken Fans von Altona 93 leise spielte
„Uh-ah-Altona, say uh-ah-Altona” und weiteres Liedgut: Die Dauerbeschallung aus Altona könnte für so manchen Balkongast rund um die Sportanlage etwas befremdlich daher kommen. Unter den insgesamt 391 Besuchern haben sich weit mehr als 100 Fans aus dem Hamburger Westen auf die Reise ins äußerste Schleswig-Holstein gemacht. Zuerst mit S11, S21, S31 oder der Regionalbahn nach Bergedorf, dann mit dem 12er-Bus nach Geesthacht.
Mal eben ein paar Meter rausspringen, noch ein Kaltgetränk von der Esso-Tanke für den kurzen Fußweg und reinhuschen in die Arena mitten im Wohngebiet – vieles dürfte den Gästefans von der eigenen AJK fast vertraut vorkommen. Sogar riecht es dort und hier rund um den Sportplatz ein bisschen nach „Gras“ – ob dafür immer die weitgereisten AFC-Schlachtenbummler verantwortlich sind?
Es läuft nicht – Altonas Coach tritt wütend gegen seinen Plastikstuhl
Zumindest verschlägt es jenen gewaltig die Sprache. Kein „91, 92, 93“ in Dauerschleife, es läuft nicht für die Gäste. Düneberg muckt auf. Dafür poltert AFC-Trainer Andreas Bergmann etwa nach einer halben Stunde los, stellt seinen Außenbahnspieler Moritz Grosche ins Achtung. Der 21-Jährige verweigert offenbar minutenlang die Anweisung des ehemaligen St. Pauli-Coaches, den Flügel zu wechseln. Das erzürnt Bergmann. Wütend tritt er gegen seinen Plastikstuhl: „Was gucke ich mir so eine Kacke an?“
Das zeigt, wie unbequem der Herausforderer aus Düneberg für die Gäste ist. „Wenn ein Andreas Bergmann derart ausrastet, zeigt das doch nur, dass unser Matchplan voll aufgegangen ist“, erkannte DSV-Trainer André Wengorra. Seine kompakte Strategie hat lange Erfolg. „Selbst unsere Fans haben sich von der Stimmung anstecken lassen und gut dagegengehalten.“ Na ja: Genau genommen ist es vor allem ein DSV-Fan, der unentwegt an die Bande trommelt und einen offenbar selbst kreierten Schlachtruf schmettert.
Marvin Möller hat die Riesenchance zur Führung für den Düneberger SV
Wengorras Equipe hat sich die Unterstützung verdient. Sie kann 40 Minuten lang alles, 70 Minuten lang vieles verhindern, muss vielleicht sogar durch Marvin Möller sogar in Führung gehen. Der steht am Ende eines Geflippers in Altonas Strafraum wenige Meter vor dem Erfolgserlebnis, sein Schuss wird aber von Michael Ambrosius noch geblockt (18.).
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Die Rolle des tragischen Helden ist aber nicht dem verhinderten Torschützen, sondern dem Keeper der Düneberger vorbehalten: Auch an Mark Ellenschläger hinter seiner forsch bis stark verteidigenden Viererkette liegt es, dass sich der sehr bieder auftretende Meisterschaftsanwärter schwer tut. Zweimal glänzt „Elle“, als er im Eins-gegen-Eins Veli Sulejmani entnervt (45.) und einen 19-Meter-Flatterschuss desselben Spielers im Flug pariert (67.).
Die heldenhaften und die tragischen Momente des Mark Ellenschläger
Doch ebenfalls zweimal wirkt der 26-Jährige leider auch unglücklich: Beim 0:1 von Gideon Baur nach einer Ecke kullert Ellenschläger der Ball durch die Beine (72.). Beim 0:2 hat die Abwehrbewegung des Torwarthünen eher etwas Bahnschranken-Artiges als Raubkatzen-Gleiches. Armel Gohoua hatte einen Konter der Gäste nach einer DSV-Ecke nicht unhaltbar eingenetzt (76.). Wengorra bewertet die Leistung seines Torwarts nicht eindeutig, spricht lediglich von „ärgerlichen Gegentreffern“.
Doch ärgern muss sich kein Geesthachter. Die kompakte Strategie gegen den haushohen Favoriten war den Versuch wert. Ohne Ertrag zwar, aber Dünebergs Cheftrainer behält das Ziel Klassenerhalt weiterhin fest im Blick: „Wir wollten zum Rückrundenauftakt mal etwas anderes machen, und mit den Punkten geht es nächste Woche bei Vicky los.“ Übrigens wieder an einem Freitagabend bei Flutlicht an der Traditions-Spielstätte Hoheluft.
Düneberger SV: Ellenschläger (4-5); Apau (2-3), Brudler (3), Muhlack (3), Wolter (3); Jürß (4), Marfo (2-3) ab 82. Germer (-); Zalli (4-5), Möller (4-5), Cosgun (3); Simpson (4).