Düneberg. Rutschiger Boden auf der Anlage des Düneberger SV macht im Oberliga-Derby beiden Teams zu schaffen. Doch die Gäste hatten ein Rezept dagegen.
In der vergangenen Saison waren der Düneberger SV und der ETSV Hamburg noch auf Augenhöhe, lieferten sich einen spannenden Zweikampf um den Meistertitel in der Landesliga. Jetzt, nach dem gemeinsamen Aufstieg, trennen beide Vereine in der Fußball-Oberliga Welten. Das wurde am Sonnabend im Derby deutlich. Die Gäste vom ETSV setzten sich am Silberberg in Geesthacht nach 0:1-Rückstand noch klar mit 5:1 durch.
„Es ist sehr schwer, das so kurz danach aufzubereiten. Es gibt viele Situationen im Spiel über die 90 Minuten hinweg, in denen wir uns auf dem Feld einfach desolat verhalten haben“, haderte André Wengorra, der Trainer des Düneberger SV, direkt nach dem Abpfiff mit seinem Team. Dabei hatte seine Mannschaft vor etwa 90 Zuschauern am Silberberg einen Traumstart erwischt und war früh in Führung gegangen. Jaul Jürß verlängerte eine Ecke von Tarik Cosgun, und Abwehrkante Tom Muhlack netzte völlig freistehend ein (5.).
ETSV Hamburg siegt und warnt: „Das ist brandgefährlich!“
Für den neuen Coach des ETSV Hamburg, Berkan Algan, entsprang der Gegentreffer jedoch nur einem Zufall: „Da rutscht unser Spieler weg, der Ball wird verlängert, direkt in die Innenseite. Wenn wir solche Gegentore kassieren, dann akzeptiere ich das bis zu einem bestimmten Punkt. Shit happens!“, nahm Algan den unglücklichen Start ins Spiel gelassen.
Trotzdem brauchten die Gäste etwas Glück, um nur 120 Sekunden später nicht vorentscheidend mit 0:2 in Rückstand zu geraten. DSV-Stürmer Marvin Möller umkurvte ETSV-Keeper Gianluca Babuschkin und war einschussbereit. Doch Mitspieler Nicholas Simpson „klaute“ Möller förmlich den Abschluss. Der Ball war zwar drin, doch Simpson stand abseits. Der völlig richtige Abseitspfiff von Referee Markus Sutera (Eintracht Norderstedt) unterbrach den Jubel.
ETSV Hamburg siegt: Ein Abseitstor sorgt für die Trendwende auf dem Platz
„Wenn Nicholas wegbleibt, zählt das Tor und wir haben wieder mehr Sicherheit“, haderte Wengorra. Stattdessen rissen die Gäste die Initiative nun an sich, während Düneberg verunsichert wirkte. Schon das 1:1 durch Fabio Parduhn auf Vorlage von Christian Stark war völlig verdient (14.). „Dann siehst du bei ein, zwei Spielern, wie die Köpfe runtergehen“, sagte DSV-Coach Wengorra. „Unsere Spieler kamen nicht mehr so in die Zweikämpfe, wie sie wollten. Und der ETSV Hamburg hat dann immer wieder sehr zielstrebig durch unser Zentrum gespielt. So ungefähr zwischen der 12. und 25. Minute hatten wir im Zentrum absolut keine Präsenz.“ analysierte er die Fehler, die zum 1:2-Rückstand durch Fabio Parduhn führten (21.).
Was konnte die „Eisenbahner“ jetzt noch aufhalten? Vielleicht ja die widrigen Umstände. ETSV-Coach Algan holte sich Lesley Karschau an die Seitenlinie, redete auf ihn ein. „Es ging darum, dass der Platz unfassbar rutschig ist“, verriet er hinterher. „Das hört sich immer blöde an, aber dieser Platz hier ist wirklich extrem rutschig. Das bedeutet, dass wir so spielen müssen, dass wir dieses Rutschen mit einkalkulieren, dass wir Fehler bewusst in Kauf nehmen müssen.“
Ein rutschiger Platz bevorteilt die Mannschaft, die verteidigen muss
Algan hat in seiner aktiven Zeit auch selbst Erfahrungen mit solchen Verhältnissen gesammelt. „Wir haben damals ja auch mal Pokalspiele auf Schotter gespielt“, erinnert er sich. „Das bedeutet, dass der Gegner, der eine bessere Mannschaft auf einem schwierigen Untergrund attackiert, meistens im Vorteil ist. Das hat man auch hier gemerkt. Wenn du bei einem Richtungswechsel ein bisschen Tempo herausnehmen oder hineinbringen musst, dann fällst du einfach hin. Bei uns sind vier Spieler ohne gegnerische Einwirkung hingefallen. Das sind dann die Dinge, die man akzeptieren und annehmen muss.“
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Fast wäre der Düneberger SV noch vor der Pause zum 2:2-Ausgleich gekommen, aber Möller verzog nach guter Vorarbeit von Tarik Cosgun deutlich (41.). Nach dem Seitenwechsel ging der DSV mehr Risiko ein, wurde offensiver, doch die Gastgeber trafen dabei immer wieder die falschen Entscheidungen. „Da können wir in den Strafraum eindringen, spielen den Ball aber zurück ins Zentrum, weil irgendwo einer der Meinung ist, dass er rufen muss“, ärgerte sich Wengorra. „Man merkt, dass im Spiel nach vorn Nervosität da ist. Selbst bei einer Überzahl vier gegen zwei bekommen wir den Ball nicht vor das Tor.“
ETSV-Coach Berkan Algan: „Die Verhältnisse auf dem Düneberger Platz sind brandgefährlich“
So war die klare Heimniederlage am Ende verdient. Innerhalb von drei Minuten erhöhte der ETSV nach zwei Ecken durch Treffer von Yannick Siemsen (73.) und Christian Stark (76.) auf 4:1. Für den Schlusspunkt zum 5:1 sorgte Vincent Boock, der sich bei seinem Torschuss aber zerrte und direkt ausgewechselt werden musste (86.). „Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, aber natürlich nicht mit der Art, wie wir Fußball gespielt haben“, fasst Algan die 90 Minuten zusammen. „Aber ich akzeptiere das aufgrund der Verhältnisse. Das ist brandgefährlich hier, ich denke, dem Platz fehlt Sand oder Granulat. Die Haftung ist einfach nicht da.“
Wengorra ließ kein gutes Haar an seiner Mannschaft. „Wir haben das Spiel mit einer dilettantischen Abwehrleistung bei den Standards verloren“, blickte er zurück. „Nur zwei gehen zum Ball, der Rest guckt zu. Das ist zu statisch, da müssen wir uns nicht wundern, wenn wir jedes Mal vier, fünf, sechs Gegentore kassieren. Das hat mit Oberliga-Fußball nichts zu tun!“
Düneberger SV: Hantusch (5) – Apau (4), Warmbier (4), Muhlack (4) ab 79. Pincevic (-), Wolter (5) ab 67. Nomura (-) – Zalli (5), Jürß (4), Brudler (4) ab 67. Boakye (-), Cosgun (4) – Möller (4) ab 67. Rudat (-), Simpson (5).
ETSV Hamburg: Babuschkin (3) – Owusu (3), Siemsen (1), Bojagdian (3), Silva Monteiro (3) ab 79. Cholevas (-) – Düzgüner (3) ab 84. Buhr (-), Andrijanic (2), Mucunski (3) ab 79. Hoppe (-), Karschau (3) ab 84. Pruchner (-) – Parduhn (2) ab 67. Boock (-), Stark (2).