Curslack. Vierländer trennen sich 2:2 vom HEBC. Erster Punktgewinn nach sechs Niederlagen. Warum es trotzdem ein enttäuschender Auftritt war.

Es war nahezu unmöglich, sich Gehör zu verschaffen. In ohrenbetäubender Lautstärke dröhnte nach dem Ende der Fußball-Oberligapartie zwischen dem SV Curslack-Neuengamme und dem HEBC der Queen-Klassiker „The Show must go on“ über den Sportplatz am Gramkowweg. Pascal El-Nemr versuchte trotzdem, gegen die Musik anzukommen. Im Mannschaftskreis schrie der Offensivmann der Vierländer seine Teamkameraden eine Minute lang an. Am Ende seiner Schimpftirade stieß er beinahe schon heiser und mit extrem hoher Stimme die Frage heraus: „Was ist bloß los?“

Fußball-Oberliga: Ein Zähler im Kellerduell war zu wenig

Dass der 29-Jährige so außer sich war, verwunderte. Schließlich hatte El-Nemr mit seinem Tor in der 90. Minute zum 2:2-Endstand dafür gesorgt, dass Curslacks Fußballer nach sechs Niederlagen in Serie mal wieder punkteten. Doch der Zähler im Kellerduell war für das Schlusslicht zu wenig. Was den Angreifer aber vor allem ärgerte, war die Leistung der Mannschaft. „Im Training klappen die Dinge ganz gut, aber im Spiel nicht. Deswegen ist er so laut geworden“, erklärte SVCN-Kapitän Witalij Wilhelm.

Tatsächlich hatten die Vierländer gegen den Hamburg-Eimsbütteler Ballspiel-Club über weite Strecken eine enttäuschende Leistung gezeigt. Immer wieder gab es Missverständnisse, wurde der richtige Zeitpunkt zum Abspiel verpasst oder der falsche Laufweg gewählt. Nur sporadisch ließen die Hausherren vor 120 Zuschauer erkennen, dass der im Sommer mit insgesamt 15 Zugängen fast runderneuerte Kader durchaus die Qualität hat, den Abstieg zu verhindern.

Das 1:1 durch Moritz Kühn macht Hoffnung – aber nicht lange

Dafür aber müssten nicht nur die Automatismen greifen, sondern auch ein Mannschaftsgeist entstehen. „Wenn ich ehrlich bin, sind wir noch nicht zusammengewachsen. Am Anfang war es besser. Beim Vierlandencup (der SVCN gewann das Vorbereitungsturnier des SV Altengamme, die Red.) hatte ich das Gefühl, dass wir ein Team sind. Danach ging es aber immer weiter auseinander. Die Findungsphase ist noch lange nicht vorbei“, fällte Kapitän Wilhelm ein vernichtendes Urteil.

Siege würden gut tun, doch gegen wen will der SVCN gewinnen, wenn es schon gegen einen biederen, spielerisch limitierten HEBC nur mit viel Glück zu einem Punkt reicht? Es wäre so viel mehr möglich gewesen! Zwar gerieten die Vierländer durch ein viel zu einfach herausgespieltes Tor von Allan Mutto (15.) in Rückstand. Doch dann ergaben sich für die Gastgeber Räume, in die vor allem Rechtsverteidiger Moritz Kühn immer wieder stieß. Der 25-Jährige war es dann auch, der mit einem Schuss ins lange Eck zum 1:1 ausglich (26.). Kurz vor der Pause hatte Kühn gar die Chance zur Führung, scheiterte jedoch an Keeper Patrick Meins (42.).

Wieder nicht gewonnen: Frust bei Curslacks Torwart-Trainer Sven Eggers.
Wieder nicht gewonnen: Frust bei Curslacks Torwart-Trainer Sven Eggers. © Hanno Bode | Hanno Bode

HEBC vergab seine zahlreichen Konterchancen teilweise abenteuerlich

Nach dem Seitenwechsel brachte ein leichtfertiger Ballverlust im Spielaufbau die Hausherren erneut ins Hintertreffen. Arisch Butt traf zum 2:1 für die Gäste (55.). Der planlos nach vorn spielende SVCN hatte in der Folge großes Glück, dass der HEBC seine zahlreichen Konterchancen teilweise abenteuerlich vergab und eine frühzeitige Entscheidung verpasste. So kamen die Hausherren doch noch zum glücklichen Ausgleich: Wilhelm schnippelte einen Freistoß auf den Kopf von Meyer, dessen Vorlage El-Nemr über die Linie bugsierte. Dass der Torschütze kurz darauf im Mannschaftskreis seine Mitspieler zusammenfalten durfte, ohne dass ein Offizieller eingriff, passte ins Bild. Ein starker Trainer hätte die Situation vermutlich schnell beruhigt. Doch den gibt es nicht.

Wann die seit zwei Wochen vakante Position neu besetzt wird, ist offen. „Wir wissen auch nicht, wie es weitergeht“, erklärte Wilhelm. Der Linksverteidiger, der seit zwölf Jahren für den SVCN aufläuft, mahnt die Verantwortlichen um den gegen den HEBC aus privaten Gründen fehlenden Ligamanager Robert Mimarbachi zu Besonnenheit: „Wir sollten nicht aus dem Druck heraus einen neuen Trainer holen. Das muss schon alles passen.“

SVCN: L. Giese (3) - Kühn (3), H. Giese (3), Bombek (3), Wilhelm (3) - Meyer (3-4), Rogge (4), Brkic (4) ab 65. Rexin (-), El-Nemr (3-4), Hadj (3-4) - Jacobs (4) ab 65. Borgmann (-)