Curslack. Erst Meisterrunde und nun Schlusslicht: Am Sonnabend steht für den SVCN das Schlüsselspiel gegen den HEBC an. Was jetzt helfen könnte.
Vor dem richtungsweisenden Kellerduell am Sonnabend gegen den HEBC (15 Uhr, Gramkowweg) besannen sich die Oberliga-Fußballer des SV Curslack-Neuengamme auf Oliver Kahn. „Niemals aufgeben. Es geht weiter, immer weiter“, zitierten sie auf Facebook den früheren deutschen Nationaltorhüter, der als Spieler vor allem für eines bekannt war: seinen unbändigen Willen.
Fußball-Oberliga: Spiel gegen den HEBC
Genau der gehe den Vierländern jedoch manchmal ab, moniert Manager Robert Mimarbachi mit Blick auf die jüngsten Niederlagen. Gegen den SV Rugenbergen führte der SVCN bis zur 73. Minute mit 1:0 und verlor noch 1:3, beim FC Süderelbe lagen die Vierländer zur Pause 3:1 vorn und verloren noch mit 3:4. „Um Spiele zu gewinnen, braucht man Leistungsbereitschaft, Einsatzwillen und ,Eier’“, zitiert Mimarbachi ebenfalls einen Kahn-Spruch. „Es gab Spiele, in denen wir das vermissen ließen.“
Vor dem Heimspiel gegen den HEBC stehen die Curslacker daher mit nun zehn Niederlagen in 14 Partien als Schlusslicht bereits mit dem Rücken zur Wand. Vor einem halben Jahr kickten sie noch in der Meisterrunde. Eine Entwicklung, die viel mit der verloren gegangenen Qualität im Kader zu tun hat.
Viele Leistungsträger verließen kurzfristig den Verein
Nachdem sich ein Sponsor zurückgezogen hatte, gab es eine Flut von Abgängen. Bereits in der vergangenen Saison hatten sechs Spieler dem SVCN den Rücken gekehrt. Im Sommer ging es dann Schlag auf Schlag: Hamed Mokhlis und Vincent Janelt wechselten zu Concordia, Oliver Doege nach Dassendorf und Jannik Mohr zum TSV Sasel. Später kehrte auch noch der verletzte Torjäger Marco Schubring dem Club den Rücken. Die bereits Monate zuvor als Neuzugänge vermeldeten Edward Pfister (Oststeinbek) und Luis Hacker (ASV Hamburg) blieben nun doch bei ihren Vereinen, obwohl sie Verträge beim SVCN unterschrieben hatten. „Dieser Verlust an Qualität war irgendwann nicht mehr zu kompensieren“, urteilt Mimarbachi.
Mit der Verpflichtung des neuen Trainers Sven Schneppel verkündete der damalige Manager Oliver Schubert einen Paradigmenwechsel: Künftig wolle man auf die Entwicklung junger Spieler setzen. „Ich habe schon damals gewarnt“, erinnert sich Mimarbachi, der Schubert als Berater unterstützte. „Mit jungen Leuten zu arbeiten, ist gut, aber wir müssen aufpassen.“ Mit der Abwanderungswelle im Sommer wurde klar, dass sich Schneppel in ein Himmelfahrtskommando gestürzt hatte – ohne Fallschirm. Anfängliche Erfolge – Sieg beim Vierlandencup, 5:1-Sieg zum Saisonstart in Osdorf, Pokalerfolg beim Nachbarn Altengamme – übertünchten das jedoch noch.
Mannschaft konnte nie in voller Stärke trainieren
Doch je länger die Saison dauerte, desto deutlicher wurden die Defizite, die vor allem dadurch entstanden waren, dass die Mannschaft während der Vorbereitung aufgrund von Urlaub, privater Termine und Verletzungen praktisch nie in voller Stärke miteinander trainieren konnte. „Das war katastrophal“, schimpft Mimarbachi. „Da fängst du dann an, ständig umzubauen.“ Doch was Schneppel auch versuchte, nichts fruchtete. Mitte Oktober wurde er entlassen.
Seitdem leitet mit Marcello Meyer ein Spieler als Interimscoach gemeinsam mit Co-Trainer Marko Schultz das Training. Die Verpflichtung eines Nachfolgers hatte sich in dieser Woche zerschlagen, weil der bereits als neuer Coach verkündete Ex-Profi Marco Stier im letztem Moment einen Rückzieher machte. Wenn man im Training „nur ein Handballfeld zur Verfügung habe“, könne man keine Mannschaft weiter bringen, kritisierte Stier in einem Interview mit dem Online-Portal „fussifreunde“.
Bis ein neuer Trainer gefunden ist, übernimmt Marcello Meyer das Training
Somit hängt weiterhin erst einmal alles an Interimscoach Meyer, dessen Arbeit Mimarbachi ausdrücklich lobt. Ist der 32-jährige Mittelfeldspieler Meyer also vielleicht doch ein Kandidat für die Nachfolge? „Marcello ist definitiv eine ganz spannende Option“, sagt Mimarbachi. „aber er fragt mich jeden Tag, wie es aussieht,weil er gern wieder zurück aufs Feld möchte.“
So müssen sie es nun irgendwie wuppen. Vielleicht hilft ja auch dabei ein Zitat von Olli Kahn: „Krisen gibt es im Krankenhaus, auf der Intensivstation, im Nahen Osten, aber nicht im Fußball.“