Curslack. Die 16-Jährige vom SV Curslack-Neuengamme hat sich für die U18-Weltmeisterschaft im Karate qualifiziert. Was sie so stark macht.

Federnd springt Larie Löher hin und her, lauert, fixiert, weicht einem Angriff ihres Trainingspartners Kevin Dill aus, holt ansatzlos aus, trifft. Abwehr und Angriff sind eine flüssige Bewegung. „Sie hat schon eine tolle Beinarbeit“, registriert ihr Trainer Baris Yildiz zufrieden. Doch Tempo auf der Matte ist nur der eine Teil des Erfolgsgeheimnisses. Der andere besteht darin, den passenden Moment für Abwehr oder Angriff zu erkennen, instinktiv richtig zu handeln.

Die 16-Jährige hat das im Laufe der Jahre perfektioniert. „Sie ist sehr schnell, aber sie ist auch sehr gut vorbereitet“, beschreibt es Kevin Dill. „Sie steht bereit für die Technik und folgt auf der Matte einem automatischen Plan.“

Karate: Vom 26. bis 30. Oktober tritt sie bei der U18-WM in Konya an

Diese Fähigkeiten haben die Gymnasiastin aus Bargteheide in ihrer Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm zu einer der besten Karatekämpferinnen in Deutschland gemacht. Vom 26. bis 30. Oktober trifft sie nun bei den U18-Weltmeisterschaften in Konya (Türkei) auf die Nachwuchs-Weltelite.

Dafür schindet sich die Bundes-Kaderathletin täglich im Training. Eine Einheit Karate und eine Einheit Athletik stehen jeden Tag auf dem Programm. Die muss die Schülerin des Kopernikus-Gymnasiums mit ihren sonstigen Verpflichtungen unter einen Hut kriegen. Wenn Zeit bleibt, backt sie gerne Kuchen und Torten. Doch vor allem die Fahrerei ist aufwendig. Dreimal pro Woche pendelt sie mit ihrer Mutter Michaela Löher nach Curslack, um bei Baris Yildiz trainieren zu können.

Am Sonntagmorgen geht es im Curslacker Dojo zur Sache

„Er ist einfach ein klasse Trainer und setzt sich sehr für seine Athletinnen ein“, ist Michaela Löher, die seit drei Jahren auch selbst im Training mitmischt, davon überzeugt, dass sich der Aufwand lohnt. Ein Besuch an einem Sonntagmorgen im Dojo des SV Curslack-Neuengamme zeigt schnell, warum das so ist. Schon um 10 Uhr früh geht es zur Sache. Eine Gruppe von etwa 20 Judoka baut sich vor Yildiz auf. Von Kindern bis zu Erwachsenen ist alles vertreten, die Atmosphäre ist fröhlich und familiär. Hier trainiert jeder mit jedem: Männer mit Frauen, Jungs mit Mädchen, Alt mit Jung. Doch Yildiz weiß, wie er aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen die nötige Konzentration herauskitzelt. Disziplin heißt das Zauberwort. „Ihr seid spät“, herrscht er die Gruppe an. „Es ist schon nach 10 Uhr. Ihr müsst trainieren, wenn die anderen schlafen, wenn ihr Erfolg haben wollt.“

Larie Löher bringt bei Trainingspartner Kevin Dill eine Fußtechnik an.
Larie Löher bringt bei Trainingspartner Kevin Dill eine Fußtechnik an. © Volker Gast

Eine Stunde lang wird dann geschwitzt, bevor die nächste Gruppe kommt. Die Karate-Abteilung des SVCN (150 Mitglieder) kann sich vor Anfragen kaum retten. Daher bringen sie an Kampfsport-Jüngern unter, was immer das Dojo hergibt. Die WM-Fahrerin Larie Löher ist hier nur eine unter vielen und genießt es sichtlich, sich vom Spaß in der Gruppe tragen zu lassen.

Spaß. Das ist es schließlich, worum es geht. Mit sechs Jahren kam Larie zum Karate, folgte den Spuren ihrer fünf Jahre älteren Schwester Lisanne, selbst Landeskader-Athletin. Dass die Schwestern während der Pandemie miteinander trainieren konnten, war ein Glücksfall. „Obwohl die Leute schon komisch geguckt haben, wenn sie da im Stadtpark herumgehüpft sind“, amüsiert sich Michaela Löher.

Souverän zum deutschen Meistertitel marschiert

Jüngere Kinder dürfen im Karate nur Schattenkampf (Kata) machen. „Das war nicht so mein Ding“, erinnert sich Larie Löher. Heilfroh war sie, als sie 2016 zum Kumite (Kampf) wechseln durfte. Obwohl – da kriegt man dann ja auch mal einen ab. „Nicht so schlimm“, beruhigt Larie. „Ab und zu hat man mal die Nase blutig, sonst nichts.“ Angst kennt die 1,75 Meter große Athletin nicht. Sie ist aber halt auch einfach schwer zu erwischen, so behände, wie sich die 16-Jährige auf der Matte bewegt.

Bei den nationalen U18-Meisterschaften am vergangenen Wochenende in Elsenfeld (Bayern) gewann Larie Löher in der Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm überlegen den Titel und hat dabei im gesamten Turnier nur einen Treffer abbekommen. Die Weltmeisterschaft kann also kommen.