Altengamme. Christian Hamburg sitzt bei dem Rennen nicht auf dem Rad, sondern fährt das Auto des Hauptschiedsrichters – was für starke Nerven.
Von seinem Büro im Gebäude des Altengammer Innenausstatters Ewald Hamburg hat Inhaber Christian Hamburg den Elbdeich bestens im Blick. „Manchmal sehe ich dort schon morgens um 6 Uhr Gruppen von 30 bis 40 Radsportlern“, freut sich der passionierte Radrennfahrer, dass seine Sportart boomt. Das zeigt sich auch an Hamburgs größtem Radsport-Event. Rund 15.000 Aktive werden am Sonntag bei der 25. Auflage des traditionsreichen Rennens erwartet. Das ist in etwa schon wieder das Niveau der Vor-Corona-Jahre. Wegen der Pandemie wird die Jubiläumsausgabe der Cyclassics nun mit zwei Jahren Verspätung gestartet.
Christian Hamburg fährt erfolgreich Straßenrennen
Auf Christian Hamburg wartet dabei eine ganz besondere Aufgabe. „Ich bin der Fahrer des Hauptschiedsrichters, des Comissaires“, erläutert der 49-Jährige. Seit Jahrzehnten fährt der Altengammer national und international erfolgreich Straßenrennen.
Diese Erfahrung kommt ihm bei dem Job zugute. „Man könnte ja glauben, es sei nicht besonders schwierig, mit dem Auto einer Gruppe Radfahrer hinterher zu fahren“, erläutert er. „Doch das ist nicht der Fall. Radprofis sind sehr schnell unterwegs. Vor allem in den Kurven ist es schwer, ihnen zu folgen. Und dann sind da ja auch noch die Motorräder mit den Kameraleuten und die Service-Fahrzeuge um einen herum.“
Fahrzeug muss hinter dem Hauptfeld fahren
Hamburgs Aufgabe bei den Cyclassics ist es, sich mit seinem Fahrzeug hinter dem Hauptfeld zu halten. „Reißt dann jemand aus, muss ich hinterher, sobald sein Vorsprung mehr als 30 Sekunden beträgt. Auf einer engen Landstraße an einem Pulk Profis vorbeizuziehen, ist jedoch alles andere als trivial. Schon eine kleine Unachtsamkeit kann fatale Folgen haben.
Ende Juli wurde bei der Tour de France der Damen die Rennfahrerin Mavi Garcia aus Mallorca von ihrem eigenen Begleitfahrzeug angefahren, stürzte und verletzte sich dabei am linken Schulterblatt. Nach kurzer Zeit stieg die 38-Jährige aber wieder aufs Rad und setzte das Rennen fort. Doch es hätte leicht schlimmer ausgehen können.
Knifflig ist der Eingang zum Waseberg
Besonders knifflig bei den Cyclassics ist der Eingang zum Waseberg, der während des Rennens mehrfach bewältigt werden muss. „Da ist unten eine 90-Grad Kurve“, beschreibt Hamburg. „Da braucht es reichlich PS. Du fährst da mit quietschenden Reifen herum, und die Rennfahrer kleben dir am Kofferraum.“ Mitunter dürfen Prominente in solchen Begleitfahrzeugen mitfahren. Corny Littmann und Ole von Beust etwa hat Christian Hamburg schon in seinem Auto gehabt. So mancher Promi kam dabei während der rasanten Fahrt an seine Grenzen. „Ich hatte schon Beifahrer, die wollten spontan an der Elbe aussteigen, ganz egal wo“, schmunzelt der Altengammer. „Doch das ist natürlich nicht so einfach.“
Da investiert man seine Zeit doch besser in einen entspannten Sonntagsausflug mit dem eigenen Rad – vielleicht ja sogar über den Altengammer Elbdeich.