Bergedorf. Andy Grote (SPD) überrascht beim Neujahrsempfang der TSG Bergedorf mit neuer Hilfsidee für coronageplagte Clubs. Stadt trägt Kosten.

Wer sich nach dem Lockdown entscheidet, Mitglied in einem Sportverein zu werden, soll dabei staatliche Unterstützung erhalten. Diese Idee stellte Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) beim digitalen Neujahrsempfang der TSG Bergedorf in Aussicht. „Wir wollen ganz real jemandem, der Neumitglied werden will, ein Angebot machen“, führte Grote aus. „Ich stelle mir einen Gutschein für eine Probemitgliedschaft oder Ähnliches vor, bei dem Vereine und Stadt sich die Kosten aufteilen, für drei Monate, sechs Monate oder – wenn wir es uns leisten können, auch noch länger.“

Bergedorfs Bundestagsabgeordneter Metin Hakverdi (SPD) unterstützte den Vorstoß. „Der Sport sei für die Politik „ein primärer Ansprechpartner zur Gestaltung gesellschaftlicher Realität“, betonte Hakverdi. „Die TSG wird gebraucht, der Sport insgesamt wird gebraucht.“

Senator prescht vor: Kommen Gutscheine für Probemitgliedschaften?

Die beiden Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie hatten 2020 vor allem bei den Großvereinen zu Austrittswellen geführt. So verlor beispielsweise die TSG Bergedorf, der drittgrößte Breitensportverein Hamburgs, zwölf Prozent ihrer Mitglieder, rutschte erstmals seit 15 Jahren unter die 9000-Mitglieder-Marke. Da vor allem die teuren Mitgliedschaften in Fitnessstudios gekündigt wurden, bedeutet das für die TSG ein Beitragsminus von rund 15 Prozent. „Wir werden etwa drei Jahre brauchen, um das zu kompensieren“, schätzte der TSG-Vorsitzende Boris Schmidt.

Als Vorsitzender des Freiburger Kreises, eines Zusammenschlusses von über 180 Großvereinen in ganz Deutschland, dem auch der SV Nettelnburg/Allermöhe und die TSV Reinbek angehören, hatte Schmidt daher bereits im Dezember von der Politik gefordert, den Clubs die Hälfte der entgangenen Mitgliedereinnahmen zu ersetzen. Bei der TSG allein wäre das pro Jahr eine sechsstellige Summe. „Man muss sich das ansehen“, wollte Grote diesem Ansatz nicht vorbehaltlos folgen. „Es gibt so viele Hilfssysteme, die den Vereinen ein Stück weit durch die Situation helfen. Gerade die großen Vereine sind eigentlich so aufgestellt, dass sie die Wirtschaftshilfen in Anspruch nehmen könnten.“

Stadt unterstützt Sportvereine bereits mit Corona-Hilfen

Dem Innensenator schwebt daher mit den Probemitgliedschaften eher ein auf die Zukunft als auf die Vergangenheit ausgerichtetes Konzept vor. „Wir hatten schon für Anfang des Jahres geplant, so etwas zu machen, bevor uns dann die Verlängerung des zweiten Lockdowns erwischt hat“, verriet Grote beim Neujahrsempfang. Nun sollen Gutscheine für Probemitgliedschaften etwas später in die Tat umgesetzt werden.

Doch je länger der aktuelle Lockdown dauert, desto stärker stellt sich die Frage der Finanzierung. Grote machte deutlich, dass vielleicht noch nachgebessert werden muss: „Wir hatten die Perspektive, dass wir aus den Hilfsmitteln für den Sport noch etwas übrig behalten. Ob das jetzt noch so bleibt, hängt davon ab, wie lange der Lockdown noch geht.“

TSG plant zwei neue „Nur-Dach-Hallen“

Unabhängig davon werden derzeit weiterhin verstärkt Anstrengungen unternommen, den Sportstättenbau zu fördern. „Wir sind da im Bund etwas hinter der Kurve und haben jetzt noch mal draufgesattelt“, gab Hakverdi zu. Grote ergänzte, dass die die Vereine im Rahmen des Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramms in den nächsten zwei Jahren 3,7 Millionen Euro für vereinseigene Sportanlagen erhalten. Vor allem überdachte Freiflächen, um Sportarten wie Yoga, Outdoor-Fitness, Gymnastik oder Kampfsport draußen betreiben zu können, rücken immer stärker in den Fokus. Hamburg hat bereits im Rahmen des Active-City-Konzepts in allen Bezirken im öffentlichen Raum sogenannte Bewegungsinseln geschaffen. „Das ist ein cooles Instrument“, begeisterte sich Hakverdi.

Die TSG plant nun zwei „Nur-Dach-Hallen“ am Ladenbeker Weg in Bergedorf-West und im Sportpark Neuallermöhe. Die Stadtteile Bergedorf-West und Neuallermöhe unterliegen als Gebiete der Regionalen
integrierten Stadtteilentwicklung (Rise) einer besonderen Förderung. Die Hälfte der Kosten – 250.000 Euro – kommt aus Rise-Mitteln. Um die andere Hälfte wird noch gerungen. „Der Verein wird sich beteiligen“, kündigte Schmidt an. „Aber die TSG kann die 250.000 Euro nicht allein stemmen.“

Info: Die Geehrten des TSG-Neujahrsempfangs

Die Skating-Abteilung der TSG im Sportpark Allermöhe ist trotz Corona-Krise im vergangenen Jahr zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Kamen die Skater zu Jahresbeginn 2020 noch auf sechs Vereinsmitglieder, so sind es nun über 100. Der Verantwortliche, Tobias Münster, ist dementsprechend als „Hauptamtlicher Mitarbeiter des Jahres“ ausgezeichnet worden.

Weitere Auszeichnungen nach Online-Wahl: Alexander David (49), Wettkampfwart der Leichtathleten, ist zum „Ehrenamtlichen Mitarbeiter des Jahres“ gekürt worden. Die Freizeitspaß-Videoreihe im TSG Kids Club war im Corona-Jahr das „Online-Projekt des Jahres“, Sina Schuldt und Yasmin Faslija waren im weiter andauernden „Fit@Home“-Digitalprogramm bei den Aktiven die „Online-Presenter des Jahres“. Die persönlichen Ehrungen sollen am 18. Juni nachgeholt werden.