Glinde. Die 26-Jährige vom TSV Glinde startet am Freitag nach neun Monaten Pause bei den Judo-Europameisterschaften in Prag.

Neun Monate sind vergangen, seitdem Miriam Butkereit zuletzt in einem Wettkampf auf der Matte stand. Eine derart lange Pause musste die Judokämpferin des TSV Glinde sonst nur wegen einer schweren Verletzung einlegen. Im Frühjahr kam der Lockdown, danach war lediglich ein meist eingeschränktes Training am Olympiastützpunkt in Köln möglich. Doch die Zeit des Wartens endete am Dienstag. Mit einer langen Autofahrt nach Prag.

In der tschechischen Hauptstadt erfolgt am kommenden Wochenende der Kaltstart für die besten Athleten des Kontinents: Europameisterschaften . Zweimal war die EM wegen der Pandemie verschoben worden, nun will die Europäische Judo-Union (EJU) das Turnier durchbringen. Verbandspräsident Sergey Solowejtschik betonte vor drei Wochen: „Die EJU-Experten und das Task-Force-Team sind zusammen mit dem tschechischen Judo-Verband bereit, die Sicherheit der Teilnehmer an den Europameisterschaften zu gewährleisten.“

Miriam Butkereit aus Glinde kämpft um Olympia-Chance

Alle Athleten und Betreuer mussten und müssen sich regelmäßig testen lassen, zweimal in der Heimat, zweimal vor Ort. „Erst wenn der Test nach der Ankunft negativ ist, dürfen wir uns frei im Athleten-Hotel bewegen und zum Training in die Judohalle gehen, aber nicht raus“, sagt Miriam Butkereit . Alle Athleten, Trainer und Sportpsychologen reisen in Zweiergruppen mit dem Auto an. Zu den Wettkämpfen sind keine Zuschauer zugelassen.

Kritik an der Durchführung der EM kam zum Beispiel von der deutschen Schwergewichtskämpferin Jasmin Grabowski (JC Zweibrücken). „Ich finde es schon ein bisschen verantwortungslos“, sagte die Olympiateilnehmerin von 2016 dem Pfälzischen Merkur. „Das Risiko, dem man die Sportler aussetzt, ist momentan unberechenbar und extrem hoch.“ EJU-Präsident Solowejtschik hatte die Entscheidung auch im Hinblick auf die verschobenen Olympischen Spiele (Juli/August 2021 in Tokio) begründet: „Wir sind dazu verpflichtet, die Athleten auf das größte Ereignis in ihrem Leben vorzubereiten.“

„Die Olympia-Teilnahme ist mein Traum!“

Für Butkereit brachte die lange Wettkampfpause und die Verschiebung der Olympischen Spiele eine neue Chance. Wegen einer Knieverletzung hätte sie sich in diesem Jahr nicht qualifizieren können, zu groß war der Vorsprung ihrer nationalen Konkurrentin in der Gewichtsklasse bis 70 Kilo, Giovanna Scoccimarro. Die Judoka des MTV Vorsfelde liegt in der Weltrangliste derzeit auf Platz neun, Butkereit auf Rang 15.

Die Karten könnten neu gemischt werden, wenn Butkereit bei der EM und im Januar beim Masters in Doha deutlich besser abschneidet als die bislang gesetzte Scoccimarro. „Natürlich werde ich es versuchen“, sagt die 26-Jährige. „Die Olympia-Teilnahme ist mein Traum.“

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Doch wie die Chancen stehen, weiß niemand. Ohne Wettkampfpraxis könne sie nicht mal ihre eigene Verfassung wirklich einschätzen, sagt Butkereit. „Ich denke schon, dass ich fit bin. Die besonderen Umstände machen eine Zielsetzung aber sauschwer“, sagt die Stormarnerin, die in Köln lebt.

Wettkämpfe sind im Livestream zu sehen

Sie ist Beamtin der Bundespolizei und kann sich dank des Sportförderprogramms bis zum Karriereende, abgesehen von Praktika, voll auf Judo konzen­trieren. „Ich mache mir möglichst wenig Druck, will Spaß haben. In den Finalblock würde ich es natürlich gern schaffen, aber das nimmt sich auch jede andere vor.“

Insgesamt sind in Prag 400 Sportler aus 42 Nationen gemeldet. Die Wettkämpfe beginnen am Donnerstag, Butkereit ist am Freitag dran: Die Vorrunde startet um 10 Uhr, die Finalrunde folgt um 16 Uhr. Die Europäische Judo-Union wird auf www.eju.net/eju-live-stream/ einen Livestream bereitstellen.