Hamburg. Nabu Bergedorf organisiert zum 25. Mal ein buntes Programm im Naturschutzgebiet in Reitbrook. Was Besucher dort erwartet.

Zum Familientag in der Vogelforschungsstation „Die Reit“, die inmitten des gleichnamigen Naturschutzgebietes in Reitbrook liegt, lädt der Nabu Bergedorf für Sonntag, 3. September, ein. In der Zeit von 10 bis 16 Uhr erwartet kleine und große Naturfreunde dort ein buntes Programm rund um die Natur. Der Familientag hat Tradition: Schon seit 1998 können Besucherinnen und Besucher dabei mit viel Spaß die Natur entdecken und sich über die Naturschutzarbeit des Nabu vor Ort informieren.

„Auch für die Ehrenamtlichen vom Nabu ist das stets ein Höhepunkt im Jahr, der unheimlich viel Spaß macht“, stellt Dietmar Ullrich von der Bergedorfer Nabu-Gruppe fest. Die Organisatoren haben für die 25. Jubiläumsausgabe ein umfangreiches Programm zusammengestellt, das vor allem junge Familien ansprechen soll.

Bunter Tag für Familien in der Vogelforschungsstation „Die Reit“

Kinder können durch Mitmachspiele und kleine Experimente die Natur erleben und erforschen, indem sie etwa gekescherte Wasserlebewesen am Fuchsmobil unter die Lupe nehmen. Wer Lust hat, kann seinen eigenen Nistkasten bauen. Auch Kinderschminken mit Tiermotiven wird angeboten.

Am Familientag gibt es auch Führungen durch das Naturschutzgebiet „Die Reit“.
Am Familientag gibt es auch Führungen durch das Naturschutzgebiet „Die Reit“. © Nabu/Thomas Dröse

Auf Führungen stellen die ehrenamtlichen Nabu-Mitglieder das Naturschutzgebiet „Die Reit“ vor. Als Höhepunkt können die Besucherinnen und Besucher die Vogelberingung in der Forschungsstation aus nächster Nähe erleben. „Man kann mit den Beringern in die Netze gehen und miterleben, welche Vögel dort rausgeholt werden“, erklärt Dietmar Ullrich.

Am besten mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad anreisen

Darüber hinaus geben Nabu-Ehrenamtliche Tipps zum naturnahen Gärtnern, zu Wildbienen und vieles mehr. Für das leibliche Wohl ist am Familientag ebenso gesorgt: Es werden Eis, Kaffee und Kuchen sowie Mineralwasser und Apfelsaft angeboten, und natürlich gibt es reichlich Gelegenheit zu Gesprächen in der Natur über die Natur.

Zu erreichen ist die Forschungsstation am Reitbrooker Westerdeich 68 am besten per Bahn und Rad: Mit der S-Bahn-Linie S 21 bis zur Station Mittlerer Landweg. Von dort sind es noch knapp fünf Kilometer bis zur Station. Alternativ geht es mit dem Bus 222 ab Bahnhof Bergedorf bis zur Haltestelle „Reitbrooker Hinterdeich“ oder mit dem Bus 321 bis „Allermöher Kirche“, von dort sind es noch zwei Kilometer Fußweg. An der Station selbst sind kaum Parkmöglichkeiten vorhanden. Die nächsten Parkplätze befinden sich am Eingang des nahegelegenen Naturschutzgebiets „Die Hohe“.

Schon seit 50 Jahren wir in der Reit Vogelforschung betrieben

In der Reit wird bereits seit 50 Jahren Vogelforschung betrieben. Seit 1973 wurden dort mehr als 170.000 Vögel beringt. Dafür werden in der Nabu-Station Kleinvögel gefangen, beringt und vermessen. Sowohl der Betrieb der Station als auch die wissenschaftliche Vogelberingung werden komplett ehrenamtlich durchgeführt. Die erfassten Daten fließen in internationale Vogelforschungsprojekte, die beispielsweise das Zugverhalten von Vögeln untersuchen.

Jeder Vogel wird nach einem standardisierten Verfahren beringt, vermessen und gewogen.
Jeder Vogel wird nach einem standardisierten Verfahren beringt, vermessen und gewogen. © Nabu/Anne_Ostwald

Die Vögel werden mit feinmaschigen Japannetzen gefangen, die größtenteils in Schilfbereichen aufgespannt sind. Jeder Vogel wird nach einem standardisierten Verfahren beringt, vermessen und gewogen. Untersucht wird außerdem die Fetteinlagerung als Indiz der Fitness und der Mauserzustand. Die Prozedur dauert pro beringtem Vogel etwa eine Minute und die Vögel werden im Anschluss wieder freigelassen.

Wichtige Erkenntnisse zum Zugverhalten der Vögel

Die gesammelten Daten lassen Rückschlüsse über Populationsdynamiken, das Zugverhalten, Ökosystemforschung und Methodenforschung zur Erfassung von beispielsweise Alter und Geschlecht von Singvögeln zu. Jedes Jahr wird ab dem 30. Juni bis zum 6. November jeden Tag gefangen und beringt. Somit wird das Ende der Brutzeit und der komplette Herbstzug, also der Wegzug aus Europa, abgebildet.

Der Betrieb der Vogelberingungsstation startete 1973 im Rahmen eines größeren Forschungsprojektes, dem MRI-Programm. Mit drei namensgebenden Stationen auf der Mettnau (Bodensee), in der Reit in Hamburg und der Illmitz (am Neusiedler See in Österreich) wurden in dem Forschungsprojekt langjährige Daten über das Zugverhalten der Nordeuropäischen Singvogelpopulationen aufgenommen.

Einzige von drei Beringungsstationen, die seit 1973 durchgängig betrieben worden ist

Das MRI-Programm wurde auf Initiative der Vogelwarte Radolfzell in Verbindung mit der Vogelwarte Helgoland und der Biologischen Station des Burgenlandes in Illmitz (Österreich) ins Leben gerufen. Von Beginn an war die Forschungsstation in der Reit in Trägerschaft des Nabu Hamburg in Zusammenarbeit mit der Hamburger Umweltbehörde.

Nach Beendigung des MRI-Programms konnte der ehrenamtliche Betrieb der Beringungstation mit Finanzierung des Nabu und Unterstützung der Umweltbehörde lückenlos fortgesetzt werden. Die Nabu-Forschungsstation „Die Reit“ ist damit die einzige der drei Beringungsstationen, die seit 1973 durchgängig betrieben worden ist.