Hamburg. Naturschutzbund zählt in Kolonien in Ochsenwerder und Kirchwerder 99 Jungvögel. Warum die Brutbilanz nicht so positiv ausfällt.
Mit schrillen Rufen und rasanten Flugmanövern beleben Mauersegler im Sommer den Himmel über Hamburg. Vor allem an der Ochsenwerder Twiete sind derzeit viele der wendigen Vögel zu beobachten, ist dort seit Jahren eine der größten Kolonien der Stadt beheimatet. Jetzt haben Mitarbeiter der Nabu die Jungvögel mit einem Ring der Vogelschutzwarte Helgoland ausgestattet.
Der Ursprung der Kolonie ist am Haus von Werner Weselmann. Er hatte vor 20 Jahren die ersten Nistkästen für die Gebäudebrüter angebracht. Daraus sind mittlerweile 90 Kästen geworden, die auch nach dem Tod des Seniors von seiner Familie erhalten und gepflegt werden. „Es ist selbstverständlich, dass wir das Erbe meines Großvaters fortführen. Egal was mit dem Haus passiert, die Mauersegler müssen bleiben, das war sein letzter Wunsch“, erzählt Enkel Rick Wesemann, der mit seiner Familie erst kürzlich von der Ochsenwerder Twiete an den Elbdeich zog. Dort würden sie die Mauersegler und ihre Rufe schon vermissen. „Es ist für uns wie Musik und ein Zeichen, das Sommer ist“, sagt Rick Weselmann.
Ochsenwerder: Nabu beringt Mauersegler vor ihrem Flug in den Süden
In der ersten Augusthälfte werden sich die Mauersegler, die etwa zehn Monate des Jahres in der Luft verbringen und sich nur zum Brüten niederlassen, wieder auf den Weg in ihre Überwinterungsquartiere in Afrika machen. Um mehr über die Lebensweise dieser Vogelart zu erfahren, beringt der Naturschutzbund Hamburg (Nabu) seit 2014 Mauersegler in der Brutkolonie in Ochsenwerder.
Dafür ging es mit Leitern und Hubwagen in die Höhe, um die Nistkästen zu öffnen und die Tiere vorsichtig zu entnehmen. Am Boden wurden die Vögel gewogen, gemessen und erhielten einen Erkennungsring der Vogelschutzwarte Helgoland. Mit Hilfe von zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern konnten an diesem Tag insgesamt 79 Jungvögel beringt werden. Insgesamt wurden 47 Brutpaare und 82 Jungvögel gezählt, berichtet Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz.
Auch an der Schule Kirchwerder beringt der Nabu Mauersegler
„Vier Altvögel wurden wieder gefangen, das heißt wir hatten sie vergangenen Jahren dort gefangen und beringt. Alle Altvögel zeigen somit Ortstreue“, erklärt Marco Sommerfeld. Der Bruterfolg liege in Ochsenwerder bei 1,7 Jungvögeln pro Brutpaar. Im Vorjahr hatte der Wert noch bei 2,1 Jungvögeln pro Paar gelegen.
An der Schule in Kirchwerder, wo der Nabu seit vergangenem Jahr ebenfalls Mauersegler beringt, habe es eine ähnliche Situation gegeben, berichtet Marco Sommerfeld. Dort hatte der Nabu zehn Brutpaare mit 17 Jungvögeln und damit auch 1,7 Jungvögel pro Brutpaar vorgefunden. In 2022 waren es dort zwölf Brutpaare und 27 Jungvögel, demnach 2,25 Jungvögel pro Brutpaar.
Rücksicht auf Gebäudebrüter bei energetischer Haussanierung
„Nach einem sehr starken Jahr Brutjahr 2022, ist der Bruterfolg dieses Jahr deutlich schwächer ausgefallen – auch im Vergleich mit anderen Kolonien in Niedersachsen und Bremen “, stellt Marco Sommerfeld fest. Das könne mit einem geringeren Nahrungsangebot zu tun haben: „Mauersegler sind Insektenfresser und stark abhängig von guten Wetterphasen und guten Angebot an Fluginsekten. Der Schutz intakter Lebensräume und naturnahe Gärten fördern den Schutz von Insekten und damit den Mauersegler“, erklärt der Vogelschutz-Referent.
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Zudem appelliert er bei energetischen Gebäudesanierungen, die nun in großer Zahl anstehen, auf Gebäudebrüter wie die Mauersegler oder auch Mehlschwalben, Haussperlinge oder Fledermäuse zu achten. Wenn die von den Tieren genutzten Hohlräume nicht erhalten werden können, gebe es Ersatzniststätten, die an den neuen Fassaden angebracht werden können. Die Umweltbehörde hat zum Thema „Energetische Sanierung. Fortschritt für Klimaschutz und Artenschutz“ eine ausführliche Broschüre herausgegeben,