Hamburg. Rettungsschwimmer kümmern sich in Bergedorf um die Sicherheit der Badegäste und machen eine besorgniserregende Beobachtung.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bergedorf haben trotz des langen, heißen Sommers eine ruhige Saison hinter sich. Am Hohendeicher See, an dessen Ufer sich eine Wasserrettungsstation befindet, gab es nur kleinere Zwischenfälle, berichtet Markus Klampe (48), Leiter des Bereichs Einsatz. Am Sonntag, 4. September, besuchte der Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi (53, SPD) die Retter, um sich vor Ort über ihre Arbeit zu informieren. Begleitet wurde er von Heiko Mählmann (57), Präsident des Hamburger DLRG-Landesverbandes.

42 DLRG-Retter kümmern sich in und an Bergedorfs Gewässern um die Sicherheit von Wassersportlern und Badegästen. Die Rettungsstation Hohendeich, am Ufer zwischen See und Campingplätzen, ist vom 1. Mai bis zum 30. September möglichst jedes Wochenende besetzt – „je nachdem, ob wir genug Aktive zur Verfügung haben. Einige schieben hier in einer Sommersaison bis zu 270 Stunden Dienst“, sagt Klampe. In diesem Sommer konnten bisher 28 von insgesamt 34 Tagen besetzt werden, also fast alle.

Rettungsschwimmer der DLRG betreuen den Hohendeicher See

Zusätzlich wurden 16 Veranstaltungen begleitet, darunter der Elbe-Triathlon und diverse Regatten. Außerdem gibt es die 14 Kräfte starke Schnelle-Einsatz-Gruppe Wasserrettung, die fünf Minuten nach der Alarmierung startet, vom Hauptquartier am Ladenbeker Furtweg aus. Dort befinden sich auch Geschäftsstelle, Materiallager und Fahrzeughalle (drei Transporter, vier Boote). Eines der Rettungsboote liegt allerdings meist im Hafen Oortkaten: Das 150-PS-Boot wird auf der Stromelbe eingesetzt.

Die fast 50 Jahre alte Wache am Ufer zwischen See und Campingplätzen.
Die fast 50 Jahre alte Wache am Ufer zwischen See und Campingplätzen. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Vier bis zehn Retter sind gleichzeitig in der Wache, schlafen und essen dort. „Bei Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr versuchen wir natürlich, mit vielen Kräften präsent zu sein“, sagt Klampe. Die Lebensretter sind dann auf dem Rettungsturm am Südstrand anzutreffen, patrouillieren mit zwei Motorbooten. Sie helfen Seglern, die mit ihren Booten gekentert sind, schleppen Surfer und SUP-Sportler ab, die mit ihren Boards abgetrieben sind. DLRG-Mitglieder versorgen Wunden durch Glasscherben und Wespenstiche, helfen bei Sonnenstichen oder suchen Kinder, die am Strand im Gewusel abhanden gekommen sind. Einmal mussten sie sogar mit einem Werkzeugkoffer zu einem der Toilettenhäuschen ausrücken, als sich ein Kind dort unfreiwillig eingesperrt hatte.

Eltern hätten am Strand mehr ihre Handys als ihre Kinder im Blick

Tote durch Badeunfälle gab es diesen Sommer zwei in Hamburg – einen Jungen, der im Allermöher See ertrank, und einen weiteren Jungen, der am Anleger Teufelsbrück in der Elbe starb. „Hier, im Hohendeicher See, gab es zum Glück schon seit Jahren keinen tödlichen Unfall mehr“, sagt Klampe. Fast-Unfälle gebe es häufiger: Oft hätten Eltern ihre Handys mehr im Blick als ihren Nachwuchs, weiß der Rettungsschwimmer.

„Wir haben alle eine sanitätsdienstliche Ausbildung“, sagt Klampe. Der Sanitäter-Lehrgang streckt sich über 48 Einheiten. Hinzu kommt die umfangreiche Wasserretterausbildung, bei der es um Knotenkunde, Strömungsverhalten und die Handhabung verschiedener Rettungsgeräte ebenso geht wie verschiedene Taktiken zur Rettung Ertrinkender. Einige Aktive sind zusätzlich als Bootsführer ausgebildet, andere als Einsatztaucher.

Früher gab es auch Rettungswachen am Eichbaumsee und am Boberger Baggersee, doch die wurden schon vor zehn und noch mehr Jahren aufgegeben. „Damals hatten wir deutlich weniger Kräfte als heute. Zudem wurde die Boberger Wache zweimal angezündet und ist im Eichbaumsee das Baden schon lange verboten“, sagt der 48-Jährige.

Die Rettungswache ist fast 50 Jahre alt und soll ersetzt werden

Hakverdi erfuhr bei seinem Besuch auch, dass die Wache am Hohendeicher See fast 50 Jahre alt ist und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Klampe: „Wir wollen mit der Bezirkspolitik sprechen und Finanzmittel organisieren.“ Der Plan sei, „in sechs bis acht Jahren“ eine neue Wache beziehen zu können, „möglichst auf der anderen Seeseite, dann sind wir näher an den Badegästen und auch an der Stromelbe“. Die Erstversorgung der Camper, in den 70er-Jahren Aufgabe der DLRG, werde längst von der Freiwilligen Feuerwehr geleistet.

Doch es gehe auch darum, die Aktiven in attraktiven Räumen unterbringen zu können, sie zu halten. „Sie verbringen viel Zeit auf der Wache. Wir wollen ihnen eine gute Gemeinschaft bieten, denn das ist das einzige, womit wir sie belohnen können.“ Hakverdi pflichtet bei: „Die Infrastruktur muss stimmen.“ Auch ein neues Boot und ein gebrauchter Unimog würden benötigt. Dafür seien viele Anträge auf Unterstützung durch die öffentliche Hand und viele Spenden notwendig. Der Rest werde durch die Jahresbeiträge der Mitglieder (66 Euro) und Spartenbeiträge für abgeforderte Leistungen finanziert.

Im Boot auf Erkundungsfahrt: Metin Hakverdi (r.) mit Heiko Mählmann (Landesverbandspräsident DLRG Hamburg, l.) und Bootsführer Lukas Frehse. <p/>
Im Boot auf Erkundungsfahrt: Metin Hakverdi (r.) mit Heiko Mählmann (Landesverbandspräsident DLRG Hamburg, l.) und Bootsführer Lukas Frehse.

© Thomas Heyen | Thomas Heyen

Es werden Retter gesucht – auch im Bereich Schwimmausbildung

Obwohl die DLRG Bergedorf gut aufgestellt ist – fast so viele Frauen wie Männer im Alter von 16 bis 48 Jahren –, werden neue Retter gesucht, „auch für den Bereich der Schwimmausbildung“. 22 DLRG-Mitglieder bringen Kindern und Erwachsenen das Schwimmen bei – vom Seepferdchen-Abzeichen bis zur Ausbildung von Rettungsschwimmern. Trotzdem mangle es nicht nur an Hallenzeiten, sondern auch an Ausbildern.

„Fast 120 Kinder, die ihr Seepferdchen machen wollen, sind auf einer Warteliste“, sagt Mählmann. Aufgrund der Pandemie habe es zwei Jahre lang deutschlandweit „fast keine Schwimmausbildung gegeben“. Die Zahl der Nichtschwimmer steige. Besonders in sozial schwachen Gegenden könne kaum ein Kind schwimmen. „Die Wartezeit liegt bei mehr als einem Jahr. Eltern sollten ihr Kind früh anmelden.“

Kontakt: Telefon 040/738 87 38 (donnerstags, 18 bis 20 Uhr), E-Mail bergedorf@hh.dlrg.de.