Neuengamme. Am 3. Mai wird ans Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. KZ-Überlebende kommen in die Gedenkstätte. Was noch geplant ist.

Gedenken, Einweihung eines neuen Denkmals und ein Zeitzeugengespräch 78 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs: In der Konzentrationslager-Gedenkstätte am Jean-Dolidier-Weg 75 ist am Mittwoch, 3. Mai, und Donnerstag, 4. Mai, viel los. Interessierte dürfen an allen Programmpunkten teilnehmen.

Zweiter Weltkrieg: Rund 100.000 Menschen waren im KZ Neuengamme gefangen

Des 78. Jahrestags des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager wird am 3. Mai, von 15.30 Uhr an gedacht. Erwartet werden Überlebende und Angehörige ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme aus aller Welt. Begonnen wird mit einer Gedenkfeier in den ehemaligen Walther-Werken. Anschließend gibt es eine Kranzniederlegung am ehemaligen Arrestbunker.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, werden Grußworte sprechen. Neben Balbina Rebollar, Präsidentin der spanischen Amical de Neuengamme, wird Barbara Piotrowska eine Rede halten. Sie überlebte das KZ Ravensbrück, ihr Vater war in Neuengamme eingesperrt.

Ein Denkmal soll an die spanischen Häftlinge erinnern

Rund 100.000 Menschen waren in dem Lager gefangen, von denen etwa die Hälfte den Naziterror nicht überlebte. Für die spanischen Häftlinge, die in Neuengamme gelitten haben, wird am 4. Mai um 14 Uhr ein Denkmal eingeweiht. Auf Initiative der spanischen Amical de Neuengamme und nach einem Entwurf des Bildhauers und Angehörigen Serge Castillo wird es im Gedenkhain – in der Nähe Bushaltestelle „KZ-Gedenkstätte – Mahnmal“ – errichtet.

Das Denkmal ist gewidmet „allen Opfern des Spanischen Bürgerkrieges, ‚Rotspaniern‘ und Angehörigen der Internationalen Brigaden, die im KZ Neuengamme heldenhaft die Nazi-Barbarei erlitten.“ Das Denkmal besteht aus einer großen Stele aus Klinkersteinen, an der ein Bronzerelief und eine Tafel mit der Widmung angebracht sind.

Zur Einweihung begrüßt Oliver von Wrochem, Vorstand Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, unter anderem Javier Dago Elorza, den Generalkonsul von Spanien in Hamburg, der ein Grußwort sprechen wird. Gemeinschaftlich finanziert wird das Denkmal durch das spanische Staatssekretariat für demokratisches Gedenken, die Spanische Botschaft in Deutschland, den Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland sowie die Mitglieder der spanischen Amical de Neuengamme.

Drei Zeitzeugen berichten Schülern von ihren schlimmen Erlebnissen

Zudem wird am 4. Mai ein „Zeitzeug*innengespräch“ mit Überlebenden des KZ Neuengamme und seiner Außenlager für Schulklassen organisiert. 78 Jahre nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern berichten KZ-Überlebende aus verschiedenen Ländern Schülern von ihrer Haftzeit, ihren Überlebensstrategien und ihrem Engagement gegen das Vergessen nach 1945.

Zu ihnen gehört beispielsweise Natan Grossmann aus München. Er wurde 1940 mit seiner polnisch-jüdischen Familie ins Getto Lodz gezwungen. Sein Vater und seine Mutter wurden dort ermordet, sein Bruder im ersten nationalsozialistischen Vernichtungslager, das sich in der polnischen Gemeinde Chelmno, etwa 70 Kilometer westlich von Lodz, befand. Natan Grossmann überlebte Auschwitz und das Neuengammer Außenlager Braunschweig-Vechelde. Nach dem Krieg lebte er zunächst in Israel, später zog er nach München.

Auch Dita Kraus aus Prag ist eine Zeitzeugin. Sie wurde gemeinsam mit ihren Eltern 1942 ins Getto Theresienstadt und von dort Ende 1943 nach Auschwitz deportiert. Von dort gemeinsam mit ihrer Mutter in drei Neuengammer Außenlager verschleppt, wurde sie am 15. April 1945 in Bergen-Belsen befreit. Ihre Mutter starb kurz nach der Befreiung. Dita Kraus kehrte nach Prag zurück und emigrierte mit ihrer Familie nach Israel.

Die Familie getrennt, der Vater in Neuengamme ermordet

Zudem erinnert sich Barbara Piotrowska (Warschau, Polen). Sie wurde 1944 nach dem Warschauer Aufstand gemeinsam mit ihrer Familie ins KZ Neuengamme deportiert. Dort wurden die Männer von der Gruppe getrennt. Barbara Piotrowskas Vater wurde im KZ Neuengamme ermordet. Barbara Piotrowska und ihre Mutter wurden weiter ins KZ Ravensbrück deportiert. Beide überlebten und kehrten nach Polen zurück.

Das „Zeitzeug*innengespräch“ wird im Studienzentrum in der Nähe der Bushaltestelle „KZ-Gedenkstätte –Ausstellung“ geführt. Es richtet sich vor allem an Schulklassen, aber auch interessierte Einzelpersonen sind willkommen. „Es haben sich bereits Klassen angemeldet, aber es sind noch Plätze frei“, sagt Ulrike Jensen, Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Eine Anmeldung ist erforderlich – per E-Mail an ulrike.jensen@gedenkstaetten.hamburg.de oder telefonisch unter 040/428 13 15 19.