Hamburg. Seit 1981 informieren Ausstellungen über die Geschichte des ehemaligen KZ Neuengamme. Der Weg zur Gedenkstätte war nicht ganz leicht.

Gebäude auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Neuengamme wurden nach dem Krieg für ein Gefängnis genutzt. Sogar ein zweites Gefängnis wurde dort im Jahr 1969 errichtet. Erst durch das Wirken von Überlebendenverbänden und 1979 auch durch weiteres zivilgesellschaftliches Engagement wurde am 18. Oktober 1981 am Rande der Gefängnisse das „Dokumentenhaus Neuengamme“ eingerichtet.

Dort wurde die erste Ausstellung zur Geschichte des KZ eröffnet. Überlebende bekamen eine Anlaufstelle, Forschungs-, Vermittlungs- und Vernetzungstätigkeit nahm ihren Anfang. Oliver von Wrochem (53), Leiter der Gedenkstätte, spricht von der Geburt einer „arbeitenden Gedenkstätte“ am Jean-Dolidier-Weg.

Der erste Schritt zur Gedenkstätte wurde 1953 getan, als am Rande des Geländes ein Mahnmal, eine kleine Stele, errichtet wurde – „obwohl der Hamburger Senat in den 50er-Jahren nicht sonderlich an Gedenken interessiert war“, sagt von Wrochem. 1965 wurde das große Internationale Mahnmal enthüllt.

1983 sollte das Klinkerwerk in Neuengamme abgerissen werden

Doch auch nach den 50er-Jahren gab es „eine gewisse Geschichtsvergessenheit“, sagt von Wrochem. So überlegte 1983 die frühere Bezirksamtsleiterin Christine Steinert, das frühere Klinkerwerk abzureißen – und erntete Gegenwind aus der Bevölkerung. Daraufhin wurde das Klinkerwerk, in dem KZ-Häftlinge zur Arbeit gezwungen worden waren, 1984 Teil der Gedenkstätte.

Die Stadt stellte den Bereich des früheren Konzentrationslagers, der sich außerhalb der Gefängnisse befand, im gleichen Jahr unter Denkmalschutz – und den Rest unter Bestandsschutz. Erst seit 2005 gehört das gesamte Gelände zur Gedenkstätte. „Es hat den offiziellen Status eines Friedhofs und einer Bannmeile“, sagt von Wrochem. Kurz zuvor waren die Gefängnisse geschlossen worden.

Mehr als 100.000 Menschen waren dort interniert

Namen von Ermordeten an den Wänden im Haus des Gedenkens, in das das Dokumentenhaus 1995 umgewandelt worden ist.
Namen von Ermordeten an den Wänden im Haus des Gedenkens, in das das Dokumentenhaus 1995 umgewandelt worden ist. © Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen

Aus dem Dokumentenhaus wurde 1995 das „Haus des Gedenkens“. Seitdem hängen Fahnen mit den Namen von Menschen, die im KZ Neuengamme ermordet worden waren, an den Wänden. Rund 22.400 Opfer sind namentlich bekannt, die Leitung der Gedenkstätte geht von bis zu 50.000 Todesopfern aus. Mehr als 100.000 Menschen waren in Neuengamme und seinen Außenlagern interniert.

Die erste Ausstellung wurde 1995 durch eine zweite, umfangreichere Dauerausstellung ersetzt. Sie wurde in den ehemaligen Walther-Werken gezeigt – bis 2005. Seitdem existiert die dritte Hauptausstellung, die wiederum im Steinhaus 2 zu sehen ist. „Die Hauptausstellung ist stets gewachsen und erweitert worden. So wurden etwa die Nachgeschichte und der Kampf um die Gedenkstätte integriert“, sagt der 53-Jährige. Drei weitere Dauerausstellungen können besucht werden.

Der 40. Jahrestag wird im Museum für Hamburgische Geschichte gefeiert

„Bevor das Dokumentenhaus eröffnet wurde, gab es kein Personal, keine wissenschaftlichen Angebote und für Besucher keine Möglichkeit, sich zu informieren“, sagt der Gedenkstättenleiter. Das Dokumentenhaus befand sich damals unter Trägerschaft des Museums für Hamburgische Geschichte. Deshalb wird der 40. Jahrestag der Eröffnung am Holstenwall 24 gefeiert.

Unter den rund 150 Gästen wird auch Ludwig Eiber sein, der erste Leiter der KZ-Gedenkstätte (1981-1988). Wer bei der Feier am Donnerstag, 21. Oktober, 18 Uhr, unter 2G-Bedingungen dabei sein möchte, kann sich im Internet anmelden, es sind noch wenige Plätze frei: kz-gedenkstaette-neuengamme.de/veranstaltungskalender.

2019 besuchten 113.000 Menschen die Gedenkstätte

In der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, zu der die Neuengammer Gedenkstätte gehört, arbeiten 45 Festangestellte sowie rund 100 studentische Hilfskräfte, Honorarkräfte und Ehrenamtliche. 2019, vor Corona, kamen 113.000 Besucher nach Neuengamme, fast die Hälfte von ihnen in Gruppen. Von den Einzelbesuchern stammen viele aus dem Ausland.

Die Gruppen bestehen zu etwa zwei Dritteln aus Schülern und Jugendlichen, meisten kommen aus Deutschland. Besucher können die Ausstellungen und das Haus des Gedenkens ohne Anmeldung besuchen. Eintritt wird nicht verlangt. Es herrscht Maskenpflicht, die Daten müssen hinterlegt werden.