Hamburg. Stefanie Homuth (46) versorgt seit 2011 alte und kranke Tiere. Doch sie wird den Gnadenhof nun nicht mehr weiter ausbauen.

Stefanie „Steffi“ Homuth hat ein großes Herz für Tiere: Die 46-Jährige suchte im Internet nach Tieren, die in der Region zum Verkauf angeboten werden. Sah ein Kaninchen oder ein Meerschweinchen krank aus, kaufte sie das Tier und gab ihm auf ihrer „Ponderosa-Ranch“, einer Art Privatzoo am Kirchwerder Landweg 178, eine neue Heimat. Seit dem Start 2011 sind immer mehr Tiere dazugekommen. Aktuell versorgt sie vier Rennmäuse, 20 Kaninchen, drei afrikanische Riesenschnecken, acht Meerschweinchen, zwei Wachteln, zwei Enten, sechs Hühner, vier Wellensittiche und fünf Schafe.

Doch Steffi Homuth will keine weiteren Tiere aufnehmen, den Betrieb des Gnadenhofs langsam runterfahren und ihn schließlich auflösen. Zu frustrierend seien ihre Erfahrungen mit den Vorbesitzern ihrer Schützlinge, zu traurig die Verfassung der Tiere und zu hoch die Kosten für Futter, Streu und Tierarzt. „Ich bin am Limit“, sagt die Tierfreundin. Auch wenn sie es sich „selbst eingebrockt“ hat: Das Leid der Tiere, das sie seit zehn Jahren aus nächster Nähe mitbekommt, schlage ihr zu sehr aufs Gemüt.

Hilfe der „Ponderosa-Ranch“nur durch beste Freundin

Blick in einen der großen Ställe, die Steffi Homuth in Eigenarbeit angefertigt hat. Hier leben Kaninchen.
Blick in einen der großen Ställe, die Steffi Homuth in Eigenarbeit angefertigt hat. Hier leben Kaninchen. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Hilfe bekomme Steffi Homuth nur durch ihre beste Freundin: „Sie kümmert sich um die Tiere, wenn ich verreise.“ Ansonsten sei sie auf sich gestellt. „Wenn Leute ihre Tiere abgaben, sagten sie, dass sie sie besuchen kommen. Aber meist habe ich sie nie wiedergesehen.“

2019 zog sie eines ihrer Schafe aus einem Wassergraben. Es war nach der Explosion eines Böllers in Panik geraten. „Fünf Tage lang habe ich versucht, es zu retten, aber es hat nicht mehr gefressen.“ Vier Kaninchen mussten 2020 eingeschläfert werden. „Ich kämpfe bis zum Schluss, aber wenn die Tiere sich nur noch quälen, muss die Notbremse gezogen werden.“ Ein anderes Kaninchen, „Leni“, konnte trotz einer schweren Verletzung im Hüftbereich gerettet werden – „nach dreimonatiger Behandlung“.

„Viele Menschen geben alte und kranke Tiere lieber weg, statt sie selbst zu pflegen“, sagt die 46-Jährige. Die Köpfe von Kaninchen würden immer runder und kleiner gezüchtet. „Dadurch haben die Zähne eine Fehlstellung, wachsen in den Kiefer und verursachen Entzündungen.“ Deshalb ist sie mit ihren Kaninchen alle zwei Wochen beim Tierart, der die Zähne abknipst oder schleift. Er helfe kostenlos oder zu einem günstigen Preis. „Vieles kann ich selbst erledigen, etwa Medikamente wie Antibiotika spritzen“, sagt Steffi Homuth. „Ich habe einen eigenen Arztkoffer.“ Sonst wären ihr die Kosten längst über den Kopf gewachsen.

Tierfreundin investiert pro Monat rund 250 Euro

Wenn Steffi Homuth Tiere abholte, äußerte sie keine Kritik an deren Zustand, „obwohl ich manchmal ausflippen hätte können“. Doch ihr gehe es um das Wohl des kranken Tieres, „und die Leute hätten womöglich den Verkauf verweigert, wenn ich sie kritisiert hätte“. Sicherheitshalber sei jeder Neuzugang – nach einem Tierarzt-Check – für eine Woche in Quarantäne gekommen, um andere nicht anzustecken.

Jeden Monat investiert die Tierfreundin rund 250 Euro in ihre Lieblinge. Vor allem im Winter muss Futter zugekauft werden.

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Für ihre Familie – Steffi Homuth ist verheiratet und hat drei Kinder (14, 20, 23) – ist der tierische Haushalt normal. „Mein Mann hat allerdings einen andere Blick auf die Tiere. Er sagt mir – mit einem Augenzwinkern – was wir alles schlachten könnten.“ Die 14-jährige Tochter Jamie-Lee sei „damit aufgewachsen“.

Rennmäuse und Schnecken im Kinderzimmer

Die Ranch befindet sich hinter dem Wohnhaus auf einem Grundstück von Steffi Homuths Vater. Sie muss nur eine geringe Pacht zahlen. In ihrem Zimmer steht ein Gehege für Kaninchen, Schnecken und Rennmäuse. „So ein Hof war immer mein Traum, deshalb fällt es mir nicht leicht, ihn aufzugeben“, sagt die Mitarbeiterin einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung.

Bei ihrem Tierarzt in Bergedorf habe sie ein Guthabenkonto, auf das auch Unterstützer einzahlen könnten, berichtet Steffi Homuth, die sich auch über direkte Geldspenden und Sachspenden freut. „Ich freue mich, wenn jemand einen Sack Möhren oder altes Brot vor unserer Haustür abstellt.“ Ansonsten ist sie telefonisch unter 0157/53 00 14 38 erreichbar.