Neuengamme. Ernst Korth war entsetzt, als er kürzlich mit seinem Auto den Fersenweg entlangfuhr: Vier verängstigte Zwergkaninchen hockten da hilflos am Straßenrand - offensichtlich vor kurzem erst ausgesetzt und sich selbst überlassen.

"Das ist so herzlos. Ich verstehe solche Menschen nicht", sagt Ernst Korth. "Die Tiere hätten das nicht lange überlebt", ist er sich sicher. Greifvögel oder der Fuchs hätten den Zwergkaninchen bald den Garaus gemacht. Und so fasste sich Korth ein Herz, schnappte sich einen Karton und nahm das Quartett kurzerhand mit. Einige Telefonate später konnte er die Tiere bereits in gute Hände geben: zu Steffi Homuth, die sich am Kirchwerder Landweg ein kleines Tierparadies aufgebaut hat.

Seit etwa einem Jahr verwirklicht die 37-Jährige sich im rückwärtigen Teil des großen Grundstücks einen lange gehegten Traum. "Das ist hier meine Ponderosa-Ranch", sagt sie und präsentiert zu Recht stolz die vielen selbst gebauten Ställe und Gehege, in denen ein kleiner "Privatzoo" zu Hause ist und wo es bunt bemalte Namensschilder für jede Tierart gibt.

Zwei Schafe bewahrte Steffi Homuth vor dem Schlachter - Mäggi und Marcy laufen laut rufend hinter "ihrer" Steffi her, sobald sie ins Freigehege geht. Anhänglich und ausgesprochen neugierig sind auch die Ziegen Linna, Lotte, Emma und Edda. Sie versuchen, ihre Nase in jede Mantel- und Umhängetasche zu bekommen - es könnte sich ja etwas Essbares darin verbergen. Zudem fühlen sich zehn Meerschweinchen - Jungs und Mädels getrennt -, Kaninchendame Aische, zwei Riesenhasen, die wunderschönen dunklen Enten Daisy und Donald, Wachteln und Hühner bei Steffi Homuth wohl.

Einigen der Tiere hat sie ein neues Zuhause gegeben, weil sich die Vorbesitzer nicht mehr um sie kümmern wollten oder konnten. "Nur Katzen und Hunde kann ich nicht nehmen", sagt die Tierfreundin, die im Haus schon zwei Hunde hat und an einer Katzenhaar-Allergie leidet. Andere Tierhaare sind glücklicherweise kein Problem. Sonst wäre es mit der Entspannung auch nicht weit her, die der kleine Zoo der dreifachen, in Teilzeit berufstätigen Mutter bietet.

"Die meisten fragen mich, wann ich die Tiere denn mal essen will", sagt sie und lächelt, "doch ich will sie nicht schlachten." Vielmehr macht es der 37-Jährigen Spaß, die Tiere zu umhegen, sie zu füttern und ihnen ein schönes Leben zu ermöglichen. Mindestens zweimal am Tag schaut sie nach ihnen und füttert sie. Einmal in der Woche ist großes Reinemachen angesagt. Damit die Futterkosten nicht explodieren, kauft Homuth preisgünstige Großpackungen, greift auf Äpfel aus dem eigenen Garten zurück und verwertet Reste, die sie über den Großmarkt bekommen kann. Die Familie unterstützt sie. Vater Uwe Schmidt hilft beim Stallbau und auch Ehemann Peter sowie die Kinder Virginia (15), Luca Jan (11) und die fünfjährige Jamie Lee haben ein großes Herz für Tiere. Nicht minder wichtig ist der Kontakt zum Schäfer und zu Familie Kretschmer, die sich auch mit Ziegen auskennt. Denn Schafe scheren oder Hufe schneiden will gelernt sein.

Sobald es wieder wärmer ist, will Steffi Homuth die Anlage erweitern und ausbauen. Schließlich sollen noch einige Tiere am Kirchwerder Landweg ein neues Zuhause bekommen können: "Seiden- und Brahmahühner wären schön", sagt Steffi Homuth. Und zum vollständigen Glück natürlich ein Schwein.