Lohbrügge. Jugendliche von der Schule Richard-Linde-Weg versuchen sich auf dem Kiez in Streetart. Wie es dazu gekommen ist.
Die Mauer am Spielbudenplatz auf der Reeperbahn ist voll mit Graffiti. Besonders auffällig ist jedoch das neuste Exemplar: Katzen, Herzen, Kreuze und Namen-Tags verzieren meterlang den Beton. Gemeinsam mit dem Hamburger Künstler Roberto Madlener durfte die Klasse 8b der Lohbrügger Stadtteilschule Richard-Linde-Weg einen Teil der Mauer verschönern.
Die Motive der 25 Jugendlichen sollten sich auf die Charakteristika ihrer Schule konzentrieren – gern mit der typischen Linde. Doch die Schüler des Profils „Kunst und Kultur“ ließen lieber ihrer eigenen Kreativität freien Lauf. „Hauptsache, die Schüler sind glücklich“, sagt Klassenlehrerin Sabrina Riedel lächelnd – und freut sich über die zufriedenen Gesichter. Fast alle sprühen das erste Mal. „Ich möchte versuchen, eine große Dose an die Wand zaubern“, so die Achtklässlerin Lina Topp. Für sie sei dies der perfekte Einstieg in die Ferien.
Vor etwa zwei Monaten besuchte Lehrerin Sabrina Riedel die Graffiti-Ausstellung „Eine Stadt wird bunt“ im Museum für Hamburgische Geschichte. Dort ist zu sehen, wie Graffiti in den 80er- und 90er-Jahren aussahen und wo auch heute Straßenkunst zu finden ist – ob auf Wänden, Mauern oder Zügen. Graffiti gibt es in Hamburg überall, sie sind Teil der Hip-Hop-Kultur.
DJ Tricky bringt den Hip-Hop-Sound mit
Vor allem von Roberto Madlener ist Lehrerin Riedel beeindruckt. Der Künstler arbeitet in Hamburg hauptsächlich mit Schülern und Studenten. Die Erlaubnis, die Mauer am Spielbudenplatz mit Graffiti zu besprayen, bekam der 45-Jährige von den Eigentümern. Madlener ist überzeugt: „Der Begriff Graffiti ist häufig mit negativen Assoziationen verbunden, obwohl durch Graffiti viele Objekte, wie der Penny-Markt auf der Reeperbahn, aufgewertet werden.“ Zum Termin mit den Lohbrüggern hat er seinen Freund DJ Tricky mitgebracht. Der beschallt, passend zum Thema, den Kiez mit englischem und deutschem Hip-Hop.
Roberto Madlener ist in der Hamburger Kunst- und Kulturszene eher unter dem Künstlernamen Ray de la Cruz bekannt. So wurde er als kleiner Junge häufig von seiner Mutter genannt. Übersetzt bedeutet es so viel wie: „Denkst du, du bist Jesus Christus?“
Mit zwölf Jahren begann der Streetart-Künstler bereits, illegal zu sprayen. Mehr als 60 seiner Graffiti-Gemälde schmücken den Kiez. „Ray“ wuchs in der Silbersackstraße auf. Er betont: „St. Pauli ist mein Wohnzimmer.“ Ein Kunststudium hat der ehemalige Industrielackierer zwar abgebrochen, das Handwerk beherrscht er trotzdem.
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Mit 800 Euro unterstützt die Bergedorfer Haspa die Aktion.