Lohbrügge. Institution in Bergedorf feiert ihre erfolgreiche Vergangenheit. Was den Geschäftsführerinnen trotzdem Sorgen bereitet.

Für Jana Schiedek sind Superkräfte, wie sie Comichelden wie Superman, Wonder Woman oder Captain America besitzen, ihr Thema des Abends: Die Staatsrätin der Behörde für Kultur und Medien hat festgestellt, „dass sie hier im Kulturzentrum Lola einen Zuwachs an außergewöhnlichen Kräften gar nicht benötigen“. Denn alles, was die Kulturinstitution in der Lohbrügger Landstraße 8 benötige, sei sowieso schon da. Sonst hätte die Lola die ersten 30 Jahre ihrer Geschichte kaum überstanden. Und nun ist sogar ein Neubau im Gespräch.

Das sehen gewiss auch alle Zuhörer so, die zum Empfang so kurz vor dem offiziellen 30. Geburtstag ins Haus strömen. Gäste und Wegbegleiter, Konzertgänger und Feierabendbiertrinker, bekannte Gesichter vor allem aus Kultur, Politik und Verwaltung. Derweilen blickt Petra Niemeyer in der Lola Bar auf die eigens angebrachte Plakatierung, welche die Historie des Hauses zeigt. Damals bekamen Niemeyer und ihre Geschäftsführungskollegin Ortrud Schwirz am 7. Oktober 1992 die Schlüssel für die ehemalige Lohbrügger Polizeiwache übergeben, aus der sie durch zwei Umbauten das Kulturmekka des Bezirks machten. Zwischendrin kam Susette Schreiter als drittes Glied in der Lola-Geschäftsführung hinzu. Schwirz übernahm zwischenzeitlich das 2011 ausgegliederte Kiku (Kinderkulturhaus Lohbrügge), ist dort nun mit Katja Meybohm gemeinsam Geschäftsführerin und seit einem Jahr aus der Lola komplett raus.

Kulturzentrum Lola: 1,9 Millionen Besucher waren da

Die Lola hat in drei Jahrzehnten über 4000 Veranstaltungen jedweder Couleur erlebt, hauptsächlich Konzerte und Livemusik, dazu 1500 Kursangebot von westafrikanischem Tanz, Chören jeder Art bis hin zum Fotoclub realisiert und weit über 100 Kursgruppen beherbergt. Das ist aber der wohl erstaunlichste Wert: 1,9 Millionen Besucher wurden hier bislang gezählt. „Wir sind diejenigen, die Dinge möglich machen, Neues versuchen und für die Bergedorfer da sind“, beschreibt Schreiter das Leitmotiv.

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Viele Empfangsgäste schwelgen im Saal in Erinnerungen, hören die A-cappella-Gruppe „Aus dem Effeff“, treten auf dem „Balkon“ des Saals ins Medienwohnzimmer ein, spielen eine Runde Kneipenquiz in der Bar. Vize-Bezirksamtsleiter Ulf von Krenski sorgt für Kurzweil: „Als ich vor sieben Jahren meiner Frau erzählte, dass ich einen Führungsjob in Bergedorf bekomme, hat sie sofort geantwortet: ,Ah, da gibt es die Lola. Da war ich mit meinem Ex-Freund.‘“ Längst hat von Krenski das Haus als „Exportschlager mit Strahlkraft“ über den Bezirk hinaus wahrgenommen

Lola-Vordenkerin nennt Bedingung, um konkurrenzfähig zu bleiben

Doch es droht neuer Ungemach, nachdem Corona und 76 Eindämmungsverordnungen die Lola nicht kleinbekommen haben: Petra Niemeyer weiß, wie sehr Kulturfans ob der allgemeinen Teuerung quer durch alle Lebensbereiche aufs Geld schauen. Das müsse zwar auch im eigenen Haus getan werden, doch auch Modernisierungsthemen angegangen werden: „Eine energetische Sanierung ist zwingend erforderlich, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein.“ Niemeyers Traum ist weiterhin, in einen Neubau in den Leuschnerpark zu ziehen. Doch vorerst wird bis Ende des Jahres der „30.“ weitergefeiert.