Lohbrügge. Frust nimmt zu: 320 Bürger versammeln sich vor Holzheizkraftwerk. Viele sind ratlos. Was sie erfahren haben.

Verzweiflung und Ratlosigkeit vieler Bürger aus dem Lohbrügger Norden über ihre sehr hohen Heizkostenabrechnungen für das Jahr 2021 werden nicht geringer. Zum Informationstreffen initiiert von der Interessengemeinschaft Wärmeabrechnung 2021 (IG) direkt vor der Einfahrt zum Holzheizkraftwerk, das als friedlicher Austausch und Zeichen des Protests gegen den Energiekonzern E.on herhalten sollte, kamen zwar 320 Bürger – doch die größtenteils erhofften Antworten und Lösungen, was nun als Fernwärmekunde zu tun sei, blieben aus.

Die Energiekrise macht viele Fernwärmekunden in Lohbrügge ratlos

Eines wurde schnell klar: Leider hat sich die Anregung des IG-Gründers Stephan Pütz, der unter anderem das Treffen organisierte und als Kopf der Protestbewegung gegen E.on fungiert, nicht durchgesetzt, gegen hohe Nachzahlungen von bis 2000 Euro und monatliche Abschläge von bis zu 800 Euro Widerspruch einzulegen und Einzugsermächtigungen zu kündigen. Viele hätten sich bei dem Treffen vor dem Kraftwerk gern einen Moderator gewünscht. Eine Rolle, die im Grunde Stephan Pütz hätte bekleiden können, doch der schaffte es erst verspätet an den Havighorster Weg. Der Lohbrügger verwies diejenigen, die bisher noch nicht auf seiner Unterschriftenliste stehen, sich einzutragen und auch der Whatsapp-Gruppe der IG für weitere Informationen beizutreten.

Immerhin: Einige tauschten sich dann doch aus über ihre Erfahrungen mit dem Kundenservice bei E.on. Am Freitag, 28. Oktober, wurde die Nachzahlungen abgebucht, doch einige Bezieher von Fernwärme konnte offenbar zumindest die monatlichen Abschlagszahlungen reduzieren. So berichtet eine 60-jährige Reihenhausbewohnerin, dass sie „eine sehr nette Kundenberaterin am Telefon“ hatte, die letztlich ihre Monatsbeiträge von monatlich 466 auf 166 Euro reduzierte. Dasselbe bei Christel Oberländer (86) aus dem Max-Eichholz-Ring: Zwar sei der Nachzahlungsbetrag auch abgebucht worden, aber: „E.on hat mir immerhin geschrieben, dass meine monatlichen Abschlagszahlungen runtergesetzt werden.“ Auf verträgliche 63 Euro im Monat vorerst.

Menschen wissen nicht, wie sie den Verbrauch kontrollieren können

E.on soll nach unbestätigten Angaben im Vorfeld angekündigt haben, vor Ort durch Vertreter Fragen zu beantworten. Dies geschah aber nicht. Es wäre ratsam gewesen, denn viele können aus ihren laufenden Fernwärme-Verträgen nicht heraus, fühlen sich ausgeliefert und „beschissen, weil wir durch die digitale Zählmethodik keine Möglichkeit der Kontrolle unseres Verbrauchs haben“, sagt eine weitere Frau und fragt weiter, „Wodurch ist diese Nachzahlung überhaupt gerechtfertigt?“ Denn Verwunderung herrscht einhellig darüber, wie denn die zu großen Teilen aus Holzhackschnitzeln erzeugte Energie mit nur 22-prozentigem Gasanteil plötzlich so teuer sein kann. Der Pressesprecher von E.on, Dr. Christian Drepper, weist auf bz-Anfrage darauf hin ihn, dass das Unternehmen die Kunden schon frühzeitig im Oktober 2021 auf das Thema Preisentwicklung aufmerksam machte. „Wir haben das schon sehr früh kommuniziert“, so Drepper, der auch anfügt: „Es besteht die Möglichkeit, nach Rücksprache mit uns eine Nachforderung aus der Abrechnung 2021 mit bis zu zwölf Ratenzahlungen auszugleichen.“