Lohbrügge. Parteien kritisieren Planung: Trotz viel mehr Wohnungen sollen acht Pkw-Stellflächen wegfallen. Sind Änderungen noch möglich?

Der Lindwurm am Röpraredder ist mit fast 400 Metern schon eine nicht alltägliche Wohnanlage mit insgesamt 258 Wohnungen. Nachdem vor drei Jahren der Wiesbadener Investor d.i.i. (Deutsche Invest Immobilien) als neuer Eigentümer übernahm, wurde das Ziel ausgegeben, die in die Jahre gekommene Anlage nicht nur zu sanieren, sondern sie auch zu erweitern. Der architektonisch spezielle Komplex soll durch mehrere Neubauten um 123 Wohnungen – in älteren Planungen waren 188 vorgesehen – ergänzt werden. Ferner wurden nach einem überarbeiteten Masterplan vom April 2022 nun wertigere grüne Freiräume, Spielmöglichkeiten und Quartiersinnenhöfe sowie keinerlei Einschränkung der Sportplatznutzung am Binnenfeldredder verabredet – alles Zielpunkte, die dem Bergedorfer Bauamt im Gespräch mit dem neuen Eigentümer wichtig waren.

Lindwurm der Zukunft ist Ort für ein neues Mobilitätskonzept

Alt und neu im Lindwurm der Zukunft: Oliver Panz, Bergedorfs Fachamtsleiter Stadt- und Landschaftsplanung, glaubt, dass mit der Fassadensanierung im Ensemble „das historische Vorbild aus dem Jahr 1960 wieder hergestellt“ werden könne. Doch neben all dem Baulichen ist der Lindwurm der Zukunft auch der Ort für ein neues Mobilitätskonzept in Bergedorf: mit Raum für Car-Sharing, einem eigenen Fahrradladen, einem Lastenradverleih und Abstellmöglichkeiten für 1044 Fahrräder, davon 802 Plätze überdacht.

Der motorisierte Verkehr kommt kürzer weg: Demnach wandern 90 Stellplätze in eine neu zu bauende Tiefgarage, hinzu kommen 46 Außenstellplätze – macht insgesamt 136 Parkplätze für den gesamten Komplex, der nach Sanierung und Umbau 381 Wohnungen umfassen wird.

Mehr Wohnungen – weniger Parkplätze

Die Parkplatzmisere – trotz 123 mehr Wohnungen als aktuell fallen am Lindwurm dann acht Stellplätze weg – findet keineswegs vollumfängliche Zustimmung bei den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses, der den Zwischenstand der Planung zur Kenntnis nehmen sollte. Die von Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) für Quartiersneubauten angestrebte Zielgröße von 0,35 Stellplätzen pro Wohneinheit sorgt auch beim Lindwurm für Stirnrunzeln.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende ist mindestens mal irritiert: „Nachverdichtung“, so Julian Emrich, „macht an dieser Stelle Sinn, wenn dafür gesunde Wohnverhältnisse erzeugt werden.“ Jedoch sei das künftige Parkplatzangebot zur Wohnungsanzahl ein zu klares Missverhältnis. Deshalb regte die Union an, die Kapazität der Tiefgarage zu erhöhen.

Parteien nicht zufrieden mit den Plänen

Auch Sonja Jacobsen, Fraktionschefin Bergedorfer FDP, zweifelt, ob das Nebeneinander von jungen Familien, angedacht für die vier- bis fünfgeschossigen Neubauten, und alteingesessenen Lindwurm-Bewohnern sozialstrukturell verträglich sei, was Mietpreiserhöhungen angehe. Jacobsen stellt in diesem Kontext auch die Frage, ob bei den Parkplätzen eine „Ausbaureserve“ existiere, wenn mehr Familien mit Kindern zuziehen würden. Und auch Bergedorfs AfD-Fraktionschef Reinhard Krohn fällt die Ungleichheit auf, die er als selbst ernannter Freund der Autofahrer niemals gutheißen möchte.

Ein weiteres Problem sieht Karin Rogalski-Beeck aus dem Seniorenbeirat: den Druck auf die Nachbarstraßen „Wenn ich daran denke, wie hoch der Parkdruck beispielsweise jetzt schon am Kurt-Adams-Platz ist, möchte ich die Planer innigst bitten, ihre Entwürfe zu überdenken.“

Einreichung des Bauantrags steht unmittelbar bevor

„Wir haben aufgrund von Anwohnerbefragungen und eigenen Recherchen den Eindruck, dass die jetzt vorhandenen Parkplatzflächen nicht so genutzt werden“, gibt Arne Schreier, Leiter Projektentwicklung bei d. i. i., Zweiflern und Kritikern mit auf den Weg und wirbt weiter für seine Vorstellung: „Wir wollen am Lindwurm mehrere Angebote etablieren, um den Anwohnern das Radfahren schmackhaft zu machen. Das Konzept an diesem Ort ist auch ein Stück Zukunft.“

Da stimmen Grüne und Linke mit ein. So zum Beispiel die Grünen-Troika um Liesing Lühr („Menschen entwickeln sich schon weiter“) und Claudia Schindler („Unglaublich, wie ein neuartiges Mobilitätskonzept schlecht geredet wird“), die meinungstechnisch einen Gegenpol zum motorisierten Individualverkehr abbilden. Zwar wollen Verwaltung und Lindwurm-Eigentümer die Kritik in ihre Denkprozesse mitnehmen. Doch laut Oliver Panz steht die Einreichung des Bauantrags für Bestand und Neubau unmittelbar bevor.