Hamburg. Jan de Weryha ist in Pandemie-Zeiten erfolgreich mit seiner Internet-Seite und seinem Facebook-Auftritt. Trotzdem fehlt ihm etwas.

Corona hat ihn ärmer gemacht – aber auf der internationalen Bühne auch ein gutes Stück bekannter: Holzbildhauer Jan de Weryha zieht ein vorsichtig optimistisches Fazit der vergangenen 15 Pandemie-Monate. Obwohl sie Ausstellungen ebenso unmöglich machten wie Schulprojekte und VHS-Kurse. „Corona hat mir viel Zeit zum Arbeiten beschert“, sagt der 70-Jährige, der viele Wochen in seinem Atelier am Reinbeker Redder verbracht hat. „Aber leider verdient ein Künstler, der von der Öffentlichkeit getrennt wird, auch kein Geld.“

Tatsächlich herrscht Ebbe in der Kasse, auch weil die 2500 Euro Soforthilfe – beantragt schon im März vergangenen Jahres – noch immer nicht geflossen sind. Doch die Lage könnte sich bald ändern. Und zwar deutlich: „Corona ist perfekt, um im Internet von Kunstinteressierten gefunden zu werden“, sagt Jan de Weryha, der sich nämlich nicht nur in künstlerische Arbeit stürzte, sondern sich ans Optimieren seiner Homepage und den Aufbau eines Facebook-Profils machte.

Holzbildhauer Jan de Weryha baute seine Internetpräsenz aus

„Seit ich jedes neue Werk auf meine Homepage stelle, habe ich über 120 Besucher auf meiner Seite – pro Tag. Seit Beginn der Pandemie sind das nun über 57.000. Hinzu kommen diverse Kontakte, die ich über Facebook geknüpft habe. Darunter eine Galerie aus Madrid, über die ich in der spanischen Hauptstadt und wohl auch in Monaco ausstellen werde.“

Zudem hat er jetzt Kontakt zu einer Hamburger Galerie mit besten Drähten nach China, die er über seinen Facebook-Auftritt kennenlernte. Bei ihr hat er sich mit acht Werken beworben, die dort gerade von Kuratoren bewertet werden. Eine Chance, die selbst für einen international renommierten Holzbildhauer wie Jan de Weryha bisher unerreichte Türen aufstoßen und auch mit 70 Jahren noch zu einem Karriereschub führen könnte.

Lohbrügger stellt bei der "Nord Art" monumentale Holzbildhauerei aus

Vorerst bleibt er aber beim angestammten Kreis seiner Ausstellungen – und auch die können sich mehr als sehen lassen: Gerade war Jan de Weryha mit elf großformatigen Werken bei der Ausstellung „Kunst schaffen“ des Besteck-Königs Oliver Berking („Robbe & Berking“) in einer Werfthalle in Flensburg vertreten. Und ab Sonnabend, 5. Juni, stellt der Lohbrügger bei der „Nord Art“ monumentale Holzbildhauerei aus. Die Schau gilt als größte Kunstausstellung Europas.

Gleichzeitig setzt er darauf, dass seine VHS-Kurse und auch die seit Corona auf Eis liegenden Schulprojekte wieder starten. Während Reinbeks Sachsenwald-Gymnasium seinen gemeinsam mit einer polnischen Kunstschule geplanten Bildhauer-Workshop aus 2020 gerade noch mal verschoben hat, jetzt auf 2022, arbeiten Lohbrügger Stadtteilschüler schon in den nächsten Tagen bei Jan de Weryha im Atelier: Das Projekt „Into the Wood“ wird mit einem Jahr Verspätung realisiert – eine Holzinstallation mit drei Metern Höhe auf sieben mal sieben Metern Grundfläche aus Fichtenholz für den Außenbereich der Schule am Binnenfeldredder.

Mitte August eine Ausstellung mit musikalischer Vernissage geplant

Während die großen Ausstellungen für den Künstler zwar wichtig, aber nur im Fall eines Verkaufs auch finanziell ein Erfolg sind, lebt er hauptsächlich von den Schul- und VHS-Projekten. Fast ebenso wichtig sind für den aus Polen stammenden Jan de Weryha übrigens sein 40 Mitglieder kleiner „Freundeskreis Sammlung de Weryha“ und die Deutsch-Polnische Gesellschaft: „Beide sind immer zur Stelle, wenn ich sie brauche, etwa beim Transport zu den Ausstellungen und desen Kosten“, sagt der Lohbrügger, der für diese Unterstützer und alle, die es werden wollen, Mitte August eine Ausstellung mit musikalischer Vernissage durch die Chopin-Gesellschaft plant. Alle Infos auf der Homepagewww.de-weryha-art.de.