Kirchwerder. Sechs Freunde aus Kirchwerder wollten die Wurfsportart nicht nur im TV verfolgen. Sie werfen selber Pfeile – mit ehrgeizigem Ziel.

Wenn sich zum Jahreswechsel im Londoner Alexandra Palace („Ally Pally“) viele angeheiterte Zuschauer in bunten Kostümen an langen Bierzeltgarnituren versammeln, um lautstark zu feiern und dabei auch mal zu schauen, wie Pfeile zielgenau auf eine runde Scheibe geworfen werden, dann zieht das auch in Deutschland seit einigen Jahren Millionen Menschen vor die Fernsehgeräte.

Denn nicht erst seit es der Saarländer Gabriel „Gaga“ Clemens zuletzt bis ins Halbfinale schaffte und damit so weit kam wie noch kein Deutscher vor ihm, ist die Darts-Weltmeisterschaft zu einem echten Publikumsmagnet geworden. 3,78 Millionen in der Spitze verfolgten im Januar das Halbfinale vom „German Giant“ – neuer Quoten-Rekord.

Vierländer Freunde gründen Darts Club und wollen zur WM nach London

Zu den treuen Zuschauer zählen seit einigen Jahren auch sechs Freunde aus den Vierlanden, die das Spektakel gemeinsam in einer Holzhütte in Kirchwerder verfolgten. Doch jetzt wird dort nicht mehr nur zugesehen, sondern es werden selbst Pfeile geworfen: Arno Heitmann, Bastian Harden, Dirk Riecken, Kay Lederer, Sven Steffens und Wolfgang Rosebrock haben den „Spieker Darts Club“ gegründet. Die Clubgründung soll verdeutlichen, dass nicht nur so zum Spaß gespielt wird, sondern es gibt feste Regeln und Treffen: „Wir meinen es ernst“, sagt Kay Lederer, Hausherr des „Vereinsheims“.

Dart-Equipment vom Spieker Darts Club. Ganz nach dem Vorbild vom „German Giant“ Gabriel Clemens.
Dart-Equipment vom Spieker Darts Club. Ganz nach dem Vorbild vom „German Giant“ Gabriel Clemens. © Spieker Darts Club

Neben verschiedenen Fußball-Devotionalien hängt in der Hütte nun auch eine Dartscheibe inklusive Beleuchtung an der Wand. Davor treffen sich die Clubmitglieder alle zwei Wochen zum Spieltag. Angefangen mit dem Spielmodus „301 – Einfaches Aus“ haben sie mittlerweile zur anspruchsvolleren Variante „501 Double Out“ gewechselt. Pro Durchgang, dem sogenannten Leg, werden 501 Punkte so schnell wie möglich runtergespielt. Beendet werden muss die Runde über einen Wurf auf ein Doppelfeld (äußerer Ring) oder das Bull’s Eye in der Mitte der Scheibe.

Um richtig gut zu werden, braucht es viel Training

Gespielt wird aber längst nicht nur, wenn die Clubmitglieder zum Spieltag zusammenkommen. Jeder wirft so gut wie jeden Tag für sich selbst auf eine heimische Scheibe. Denn die Männer wissen: „Man wird schnell besser. Aber um richtig gut zu werden, braucht es viel Training“, sagt Club-Präsident Wolfgang Rosebrock. Auf den Stand und die Armhaltung komme es an, weiß Kay Lederer. Man sollte sich auf einen etwa stecknadelgroßen Punkt auf der Scheibe fokussieren, ihn anvisieren und den Pfeil dann etwa auf Nasenhöhe losgelassen, erklärt der 53-Jährige.

Logo vom Spieker Darts Club.
Logo vom Spieker Darts Club. © Spieker Darts Club

Eine „180“ – das heißt mit allen drei Pfeilen hintereinander die Triple 20 zu treffen – hat bisher zwar noch keiner der sechs Clubmitglieder an einem Spieltag geschafft, doch für den Fall steht bereits das Murmeltier „Bernie“ als Maskottchen bereit, das dann mit seinem Akkordeon kräftig Musik machen würde.

Und auch outfittechnisch ist der Spieker Darts Club bereits ausgestattet, denn nur wenige Monate nach Clubgründung haben sie bereits einen Hauptsponsor gewinnen können: Jörg Zimmer ist mit seiner Firma Herbert Rehn GmbH mit Sitz an der Gerhard-Falk-Straße nicht nur Experte für technische Textilien, Einsatzkleidung und Schutzausrüstung, sondern hat vor zwei Jahren auch das hanseatische Label Hamburch Klamodde gegründet. Für den Spieker Darts Club hat er nun Caps und Pulloverjacken gesponsert. „Genäht im Herzen von Bergedorf, also aus der Region für die Region und nachhaltig, das passt ideal zu uns“, findet Bastian Harden.

Hamburch Klamodde sponsert Pulloverjacken und Caps

Doch auch selbst wird fleißig in die Vereinskasse eingezahlt. Neben dem obligatorischen Monatsbeitrag von 20 Euro, wird nach jeder gespielten Runde abgerechnet und pro Restpunkt 2 Cent in die Kasse gezahlt. Dort landen auch jeweils 5 Euro, wenn ein Spieler seine eigenen Pfeile vergisst oder das Club-Shirt nicht trägt. Würde einem Spieler die Toppunktzahl 180 gelingen, würden die anderen Spieler mit jeweils 10 Euro zur Kasse gebeten.

Mitglieder vom Spieker Darts Club mit ihrem Sponsor Jörg Zimmer von „Hamburch Klamodde.
Mitglieder vom Spieker Darts Club mit ihrem Sponsor Jörg Zimmer von „Hamburch Klamodde. © Spieker Darts Clu

Neben der Verpflegung am Spieltag haben die Clubmitglieder schon ganz konkrete Pläne, was mit dem Geld finanziert werden soll. So wollen sie im Oktober mit einem Planwagen beim Erntedankfestumzug in Kirchwerder dabei sein und im November eine Weihnachtsfeier inklusive dreistündigem Workshop organisieren.

Im Jahr 2025 soll es dann gemeinsam nach Schottland gehen. Auch ein Abstecher in den „Ally Pally“ ist dann geplant. Dann wollen sie aber nicht nur verkleidet ein Teil der jubelnden Menge sein. „Einer von uns soll auf der Bühne stehen, das ist unser erklärtes Ziel“, sagt Kay Lederer. Und dafür hat er auch schon einen Kandidaten im Auge: „Basti, der hat am meisten Talent“, stellt Kay Lederer fest.


Perspektivisch wollen die sechs Männer nicht immer nur in ihrer geschlossenen Runde, sondern auch mal gegen andere Teams spielen. „Man könnte mal eine Turnierrunde starten“, meint Kay Lederer. So wie es früher in den Vier- und Marschlanden Fußball-Kneipenmannschaften gegeben habe, könnte an die Stelle nun Darts treten.