Kirchwerder. Freiwillige Feuerwehr feiert Richtfest für Neubau am Kirchwerder Hausdeich. Was passiert nun mit der alten Wache?
Statt aus dem ältesten Spritzenhaus Hamburgs wird die Freiwillige Feuerwehr Kirchwerder-Nord bald aus einer der modernsten Wachen der Stadt ausrücken. Nachdem Mitte August auf dem Grundstück Kirchwerder Hausdeich 127 die ersten Bagger angerollt waren, wurde nun am Mittwoch Richtfest für den Neubau der Wehr gefeiert. Neben Thomas Schuster, Staatsrat der Innenbehörde, waren auch Jan Peters als Vertreter der Leitung der Feuerwehr Hamburg, der Landesbereichsführer der Freiwilligen Feuerwehr Hamburg, Harald Burghart, sowie Sprinkenhof-Geschäftsführer Martin Görge dabei.
„Die Freiwillige Feuerwehr Kirchwerder-Nord sorgt seit 146 Jahren dafür, dass sich die Menschen im Südosten Hamburgs im Notfall sicher und gut versorgt fühlen können“, stellte Staatsrat Schuster fest, der für den erkrankten Innensenator Grote eingesprungen war. Die hohen Ansprüche an die Freiwilligen Feuerwehren würden fortlaufend Investitionen in Ausrüstung, Fuhrpark und die bauliche Infrastruktur erfordern, so Schuster. „Mit dem Neubau schaffen wir jetzt ein modernes Feuerwehrhaus, das Platz für Fahrzeuge, Ausrüstung, aber auch für das soziale Miteinander bietet“, sagte der Staatsrat.
Neue Jugendwehr bekommt einen eigenen Raum
Die neue Wache liegt nur etwa 200 Meter vom alten Spritzenhaus entfernt, das sich seit fast 100 Jahren an der Spitze, dem sogenannten Schlageck, von Norderquerweg und Kirchwerder Hausdeich befindet. Mit der neuen Wache die räumliche Nähe zum alten Standort zu wahren war der Wehr sehr wichtig, um alle Kameradinnen und Kameraden an Bord zu behalten. Außer 34 Aktiven in der Einsatzabteilung gehören auch 18 Mitglieder der Ehrenabteilung an. Doch die Suche nach einem geeigneten Gelände gestaltete sich schwierig und dauerte gut sieben Jahre. Ausdrücklich dankte Wehrführer Heiner Meyns den Bezirksabgeordneten Jörg Froh (CDU) und Heinz Jarchow (SPD), die die Realisierung des Projekts mit viel Ausdauer unterstützt hätten.
Der 4,7 Millionen teure Neubau entsteht nun auf einer Bruttogeschossfläche von rund 2300 Quadratmetern. In der neuen Remise ist Platz für zwei Einsatzfahrzeuge und ein Boot, zudem werden in dem Neubau Umkleideräume für Frauen und Männer sowie auch ein eigener Raum für die Jugendfeuerwehr untergebracht. Die Nachwuchsabteilung der FF Kirchwerder-Nord wurde im vergangenen Jahr als 66. Jugendwehr in Hamburg gegründet. Ihr gehören derzeit ein Mädchen und elf Jungen an – weitere Mitglieder im Alter von zehn bis 15 Jahren sind willkommen. Treffen sind immer mittwochs von 18 bis 20 Uhr. Das alte Spritzenhaus am Schlageck bleibe laut Geschäftsführer Martin Görge nach dem Auszug der FF Kirchwerder-Nord in der Verwaltung der Sprinkenhof. Für eine Nachnutzung gebe es noch keine Pläne, es müsse behutsam darüber nachgedacht werden, so Görge. Er könne sich aber gut vorstellen, dass ein so historisches Gebäude im Nutzungsumfeld der Feuerwehr verbleibe.
Mehr als 60 Prozent der Einsätze in der Erstversorgung
Nachdem das Gelände für die neue Wache mit Sand aufgeschüttet und eine Wand zum Nachbargrundstück gezogen war, wurde Anfang November die Bodenplatte geschüttet und mit dem Hochbau begonnen. Derzeit gehe man von einem Einzug der Wehr im Herbst diesen Jahres aus, so Landesbereichsführer Harald Burghart. Den kürzesten Weg zur Wache werden dann wohl Lena-Marie Peters und ihr Bruder Jan-Hermann haben. Denn dort, wo derzeit die neue Feuerwehrwache entsteht, war vorher eine Wiese des Hitscherberger Hofs der Familie Peters, auf der Ziegen und Hühner grasten und auch ein bisschen Gemüse angebaut wurde. Durch ihre Zimmerfenster in der ersten Etage kann die 22-Jährige, die vor fünf Jahren als erste Frau in die Wehr eingetreten war und sich heute auch als Betreuerin für die Jugendabteilung engagiert, den Baufortschritt gut beobachten. „Ich freue mich über den neuen Standort und vor allem die Möglichkeiten, die der gewonnene Platz mit sich bringt, vor allem auch für die Jugend“, sagt Lena-Marie Peters.
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Einen Schub für seine Wehr erhofft sich auch Heiner Meyns von dem modernen Haus: „Das ist für uns ein richtiger Sprung nach vorn“, sagt Meyns, der der Wehr seit fast 14 Jahren vorsteht. Im vergangenen Jahr war die Wehr an 365 Tagen im Einsatz und hatte insgesamt 117 Einsätze. Dabei bildeten medizinische Notfälle mit 76 Einsätzen eindeutig die Mehrheit, bei 44 Alarmierungen war auch ein Notarzt mit eingesetzt. 34-mal musste die Wehr zu technischen Hilfeleistungen ausrücken, dabei war bei bei 26 Einsätzen das Wetter die Ursache für die Alarmierung. Zudem finden sich 2022 insgesamt sieben Feuer in der Einsatzstatistik wieder.