Kirchwerder. Kata Szabó möchte die Gemeinden für klassische und auch moderne Musik begeistern. Wie sie sich gegen viel Konkurrenz durchsetzte.
In den vier Wänden von Kata Szabó dürfte in den vergangenen Wochen viel Vivaldi und Mozart erklungen sein. Denn die Musik der beiden Komponisten hört die 36-Jährige am liebsten, wenn sie fröhlich ist. Und Grund zur Freude hatte die junge Organistin, denn sie erhielt die Zusage als neue Kantorin im Pfarrsprengel Vierlande. Am 2. Januar hat sie ihre Vollzeitstelle angetreten und bereits Beerdigungen an der Orgel begleitet. „Es ist eine große Herausforderung und ich freue mich auf meine neue Aufgabe“, sagt die 36-Jährige.
Schon mit elf Jahren begleitete sie einen Gottesdienst auf der Orgel
Kata Szabó stammt aus Ungarn, wo sie mit drei Geschwistern in der Stadt Paks direkt an der Donau aufwuchs. „Alle sind künstlerisch begabt“, sagt Kata Szabó. Die Liebe zur Kunst habe ihnen ihre Mutter mitgegeben, das Faible für Musik stamme vom Vater, erklärt die 36-Jährige, die mittlerweile seit zwölf Jahren in Deutschland lebt. Schon im Kindesalter lernte Kata Szabó das Klavierspiel und brachte sich selbst erste Handgriffe auf der Orgel bei. Die Bindung zur Kirche war schon damals groß, denn ihre Mutter hatte ihre Kinder stets mit in den Gottesdienst genommen. Und als eines Tages der Kantor die Gemeinde verließ, da begleitete Kata Szabó im Alter von elf Jahren die ersten Gottesdienste an der Orgel.
Ab dem Alter von 14 Jahren besucht sie eine auf künstlerische Fähigkeiten spezialisierte Schule in Budapest, lernt mehr auf Orgel und Klavier und beginnt im Anschluss in der ungarischen Hauptstadt ein Orgel-Studium an der Akademie. Doch auch ihre Stimme möchte die junge Ungarin mehr schulen, also nimmt sie Gesangsunterricht, denkt sogar über ein Gesangsstudium nach. Über das Erasmus-Programm kommt sie nach Würzburg, wo ihr nicht nur zu einem Studium der Kirchenmusik geraten, sondern auch ihre Liebe zu Johann Sebastian Bach verfestigt wird. Ihr damaliger Professor forschte auf dem Gebiet und auch für Kata Szabó ist Johann Sebastian Bach der bedeutendste Komponist. „Und in seinem Land wollte ich auch gern leben“, erklärt die 36-Jährige, warum sie ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland suchte. Keine Frage also, dass ihr Lieblingsstück ebenso aus der Feder von Bach stammt – das Präludium und Fuge in Es-Dur.
Praxistest, ob Musik tatsächlich die Berufung ist
Um nach ihrem Studium der Kirchenmusik aber noch einmal etwas anderes auszuprobieren und zu erfahren, wie ihr Leben ohne Musik wäre, absolviert sie eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten, arbeitete aber weiterhin nebenbei als Kirchenmusikerin. Doch spätestens in der Pandemie sei ihr klar geworden, was ihre Berufung ist und dass sie den musikalischen Weg unbedingt weitergehen möchte, erinnert sich Kata Szabó.
Während eines Urlaubs an der Ostsee hatte sie sich direkt in den Norden und seine Landschaft verguckt. Als dann für die Kirchenunterregion Döbbersen eine Kirchenmusikerin gesucht wurde, verschlug es sie ganz in den Norden. Knapp zwei Jahre war sie zuletzt in Mecklenburg-Vorpommern tätig und wohnt noch in Zarrentin. Der Umzug nach Fünfhausen ist aber schon geplant, wo dann auch ihr erstes echtes Klavier mit einziehen soll, freut sich die 36-Jährige.
Auch Zielgruppen ansprechen, die mit Kirche nicht viel anfangen können
Auf ihrem Weg in die Vierlande setzte sich Kata Szabó gegen eine große Konkurrenz durch. Denn auf die Vollzeitstelle gab es einige Bewerberinnen und Bewerber auf hohem Niveau, sodass die Entscheidung gar nicht so einfach war, erläutert Pastor Gregor Brysch. Letztlich hätten aber einige Punkte für Kata Szabó gesprochen. Sie habe dem Auswahlgremium deutlich gemacht, dass sie Lust auf die Stelle habe: „Ihre Motivation war für alle spürbar“, erinnert sich Brysch.
Zudem habe sie sowohl klassische als auch moderne Stücke sowie Chorarbeit auf hohem Niveau präsentiert und sei offen für Popularmusik, um auch Zielgruppen anzusprechen, die mit klassischem Kirchenprogramm vielleicht nicht so viel anfangen können, erklärt Gregor Brysch. „Es heißt, dass Musik Herzen öffnet. Deshalb war es uns wichtig, jemanden zu finden, der oder die auch Lust und Begabung hat, im Pop-Bereich aktiv zu werden, um eben auch die jüngeren Generationen anzusprechen“, sagt Pastor Nils Kiesbye. Und die 36-Jährige habe sehr überzeugend vermittelt, dass sie das mit dem Herzen öffnen draufhaben könnte, so Kiesbye.
Vollzeitstelle war nur durch den Pfarrsprengel möglich
Eine Vollzeitstelle ausschreiben zu können, war nur durch das Zusammenwirken im Pfarrsprengel Vierlande möglich, betont Pastor Nils Kiesbye. So stammen 75 Prozent des Stellenanteils aus Kirchwerder, 25 Prozent steuern Curslack und Neuengamme bei. „Gemeinsam wollen wird neue musikalische Projekte auf den Weg bringen“, sagt Nils Kiesbye. Schließlich erlebe die Kirche einen Traditionsabbruch, sei der Gesang selbst an Weihnachten nicht mehr so selbstverständlich, wie er einmal war, weiß der Pastor. Darum sei es wichtig, auch junge Leute anzusprechen, mit Vereinschören oder Schulen zusammenzuarbeiten, sich zu vernetzten und Kräfte zu bündeln, erläutert Nils Kiesbye. Zudem möchte die junge Kantorin gern Kindermusicals umsetzen „und vielleicht gründen wir ja auch eine Band“, sagt sie.
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Am Dienstag wird sie erstmals mit der Kantorei Kirchwerder proben, bevor sie am Sonntag, 15. Januar, offiziell als Organistin und Kantorin feierlich im Pfarrsprengel begrüßt wird. Der Gottesdienst in der Kirche St. Severini beginnt um 15 Uhr. Er wird gestaltet von dem vierköpfigen Pfarrteam des Pfarrsprengels und natürlich der neuen Kantorin an Orgel und E-Piano, die die Gemeinde beim Monatslied der Nordkirche dann auch zum gemeinsamen Singen einlädt.