Kirchwerder. Retter stellen Konzept für das leer stehende Gebäude in Kirchwerder vor. Doch es gibt noch eine große Hürde für den Grünen Zirkel.
Der Grüne Zirkel Vier- und Marschlande hat sich zum Ziel gesetzt, das 1853 errichtete Gebäude am Kraueler Hauptdeich 17, nahe dem Kirchwerder Mühlendamm, zu retten, sammelte dafür rund 2000 Unterschriften. Denn das Gutshaus Riepenburg steht seit mehr als vier Jahren leer und droht zu verfallen. Der Grüne Zirkel, eine unabhängige, 2016 gegründete Interessengemeinschaft von Vierländer Bürgern, hat nun während eines Workshops ein finales Nutzungskonzept erarbeitet und an Finanzsenator Andreas Dressel und auch an Schulsenator Ties Rabe (beide SPD) geschickt.
Der Grüne Zirkel möchte das Haus durch neue Nutzungen wieder beleben, „die sowohl dem Landgebiet als auch der Stadtbevölkerung dienen und für ihre Menschen attraktiv sind“. Die Realisierung des Projekt „soll in einer gemeinwohlorientierten Organisationsform erfolgen. Dabei ist sicherzustellen, dass diese Organisation dauerhaft oder jedenfalls den vorzunehmenden Investitionen angemessen langfristig in den Besitz des Anwesens kommt“. Die Zirkel-Aktiven schlagen zwei verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vor: Zum einen wünschen sie sich eine „Stätte für Information, Erlebnis, Bildung und Diskussion zu Fragen der nachhaltigen und verbrauchernahen Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln“.
Gutshaus Riepenburg: Grüner Zirkel hat Konzept ausgearbeitet
Hierfür bestehe in allen Altersgruppen Bedarf – auch bei Schulkindern. Das Gutshaus könne Weiterbildungsangebote und Infoveranstaltungen beherbergen, als ergänzende Bildungsstätte dienen, die vor allem für die Besucher der (neuen) Stadtteilschule Kirchwerder interessant wäre.
„Es ist naheliegend, den örtlichen und allen anderen Hamburger Schülern unter Anleitung das Kennenlernen hiesiger landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Produktion und ihres Zusammenhangs mit Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Verbraucherverhalten zu ermöglichen, denn: ,Was man kennt und schätzt, achtet und schützt man’“, schreibt der Zirkel in seinem Konzept. In Konkurrenz treten zu Museen oder Verbänden wie etwa der Landwirtschaftskammer wolle man mit einem wiederbelebten Gutshaus nicht, betont Wobbe: „Uns geht es um ergänzende Angebote.“
Die andere Nutzungsmöglichkeit sehen die Zirkel-Aktiven in einem „Besucherzentrum Mensch – Natur – Umwelt“. An einem derartigen „Ort für Natur, Kultur und soziales Miteinander der Generationen“ könnten sich etwa auch die vielen Handwerksbetriebe und Vereine im Landgebiet einbringen. „Wir streben dabei einen generationenübergreifenden Dialog über Lebensstile und Lebensqualität auf dem Land und in der Stadt an. Eine Touristeninformation für die ländlichen Gebiete beiderseits der Elbe soll integriert werden, da die Fähre in der Nähe liegt und der Elbe-Radwanderweg und die regionalen Routen hier vorbeiführen“, heißt es in dem Konzept.
Es gehe auch um den Erhalt des ländlichen Gebiets
Man habe die gesamte südöstliche Ecke Kirchwerders mit ihren prägnanten Bauten im Blick, betont Georg Eggers vom Grünen Zirkel, etwa das Zollenspieker Fährhaus, die Riepenburger Mühle, die Kirche Kirchwerder und den denkmalgeschützten Hof Eggers in der Ohe. „Schließlich geht es auch um den Erhalt des ländlichen Gebiets“, sagt Eggers.
Ein Besucherzentrum oder eine Informationsstätte würden die Relevanz des Landgebietes mit seinen natürlichen Landschaften und seinen Reizen für einen „sanften Tourismus“ untermauern. „Es würde noch mehr Wertschätzung erfahren“, sagt Eggers. Das Gutshaus Riepenburg sei ein guter Startpunkt für Exkursionen in die Vierlande, betont der Senior: „Die Wegeverbindungen sind bereits vorhanden.“
„Wir haben unsere ursprünglich erarbeiteten Varianten eines Nutzungskonzepts bei einem Workshop mit allen Mitgliedern des Grünen Zirkels diskutiert, ergänzt und verändert“, sagt Rolf Wobbe aus dem Zirkel. Beide Senatoren haben inzwischen geantwortet. Eine inhaltliche Rückmeldung gibt es allerdings noch nicht.
Grüner Zirkel will nun verschiedene Stiftungen anschreiben
Aktuell würden „wirtschaftlich tragfähige Nachnutzungsmöglichkeiten des Gutshauses Riepenburg“ geprüft, schreibt Dressel. Die Büroleiterin von Rabe empfiehlt dem Grünen Zirkel, „sich direkt an die Stadtteilschule Kirchwerder zu wenden, um gemeinsam auszuloten, ob eine Kooperation in beiderseitigem Interesse ist“. Denn die Schule verwalte sich selbst, verfüge über ein eigenes Budget. Eine zentrale Steuerung durch die Schulbehörde gebe es nicht. Der Zirkel werde der Empfehlung folgen und nun Kontakt zur Stadtteilschule aufnehmen, betont Eggers.
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Wobbe, Eggers und ihre Mitstreiter suchen nun einen oder mehrere Geldgeber, der oder die den Betrieb in einem wiederbelebten Gutshaus finanzieren, als Träger oder als Sponsor. „Dafür ist ein starker Verband notwendig“, sagt Eggers. „Wir schreiben nun diverse Stiftungen an.“ Auch der Naturschutzbund Deutschland sei als Partner denkbar, betonen die Männer. „Wir wollen das Projekt als Grüner Zirkel gern weiter begleiten, schaffen das aber nicht allein“, sagt Wobbe.
Gutshaus Riepenburg: Sanierung des Gebäudes ist Sache der Stadt
Die Sanierung, die schnell die Millionen-Grenze übersteigen könnte, sei wiederum Sache der Stadt, betont Eggers: „Sie soll ihr Eigentum instand halten, wie andere Hauseigentümer das auch tun.“ Die Stadt werde aber vermutlich nur Geld für eine Kernsanierung in die Hand nehmen, wenn ein finanzstarker Träger den Betrieb absichert. Wer das Projekt als Sponsor unterstützen möchte, erricht den Grünen Zirkel unter Telefon 040/723 03 37 und per E-Mail an info@hofeggersinderohe.de.