Kirchwerder. Detlef Fölz hält das ehemalige Verwalterhaus der Domäne Riepenburg für abrissreif, der Grüne Zirkel will es retten. Wie es weitergeht.

Der Grüne Zirkel, eine unabhängige Interessengemeinschaft aus Vierländer Bürgern, will das etwa 170 Jahre alte, ehemalige Verwalterhaus der früheren Domäne Riepenburg retten und dort etwa eine Informations- und Begegnungsstätte einrichten lassen. Dafür müsste das Gutshaus am Kraueler Hauptdeich 17, nahe dem Kirchwerder Mühlendamm, jedoch grundsaniert und umgebaut werden. Die Kosten schätzt der Zirkel, der jüngst 2000 Unterschriften für den Erhalt sammelte, auf eine Million Euro. „Viel zu wenig“, sagt Detlef Fölz. Der 58-Jährige war der letzte Mieter, zog nach 27 Jahren 2018 aus dem Haus aus. Fölz, der inzwischen in Wentorf wohnt, geht mindestens von der doppelten Summe aus. Obwohl er mit dem Gutshaus schöne Zeiten verbindet, hält er dessen Erhalt für Steuergeldverschwendung.

Das Haus sei ein „Fass ohne Boden“, könne „eigentlich nur abgerissen werden“. Erst im Laufe einer Sanierung würden viele weitere Schäden nach und nach ans Licht kommen, fürchtet der frühere Mieter.

Detlef Fölz fürchtet Feuchtigkeit, schwarzen Schimmel und Schwamm

Um es zu erhalten, „müsste es entkernt und dann alles neu gemacht werden“, sagt der gelernte Glas- und Gebäudereiniger. „Aber es würde mit der alten Fassade immer eine Baustelle bleiben, weil aus dem Keller Feuchtigkeit in den Wänden hochzieht.“ Im Keller gebe es schwarzen Schimmel, „womöglich auch Schwamm“. Der ziehe sich durchs Haus die Wände hoch.

Zudem sei die zur Straße hin gelegene Fassade asbestverseucht. Das Haus habe aufgrund seines

Detlef Fölz (58) aus Wentorf lebte 27 Jahre lang im Gutshaus der Domäne Riepenburg in Kirchwerder
Detlef Fölz (58) aus Wentorf lebte 27 Jahre lang im Gutshaus der Domäne Riepenburg in Kirchwerder © Thomas Heyen | Thomas Heyen

abgelegenen Standorts keinen Drucksiel­anschluss, sondern nur eine Jauchegrube. „Die müsste dringend erneuert werden.“ Die Fenster auf der Hofseite seien nur einfach verglast und es gebe Risse im Haus. „Nach der Deichverlegung in den 2000er-Jahren ist das Erdreich unter dem Haus abgesackt.“ Deshalb sei der Fußboden in einigen Zimmern, etwa in der Küche, schief. „Ich musste die Betten mit Hölzern und Verlegeplatten anpassen.“

Im Frühjahr habe er nachts im Bett liegend den Holzbock gehört, der sich durch die Balken fresse. Er stecke vermutlich auch im historischen Dachstuhl. „Und wie sehen bei all dem Schimmel und Holzbock die Zwischendecken aus?“

Mehrere Behörden prüfen, was eine Sanierung kostet

„Eine Informations- und Begegnungsstätte lässt sich anderswo für weniger Geld einrichten“, sagt Fölz. Rolf Wobbe, Mitglied des Grünen Zirkels, wüsste nicht, wo das sein sollte. Wobbe verweist darauf, dass die Kosten für einen Sanierung des Gutshauses nun von Kultur- und Finanzbehörde geprüft würden. „Dem sollte man nicht vorgreifen“, sagt Wobbe. Die Finanzbehörde sei mit dem Thema ebenfalls befasst, weil die Unterschriftensammlung an Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (SPD) weitergeleitet worden war. Politik und Verwaltung in Hamburg und in Bergedorf seien mittlerweile mit dem Thema befasst, betont Wobbe. Ex-Mieter Fölz sei kein Sachverständiger, betont Wobbe. „Mehrere Behörden prüfen nun, ob ein Erhalt wirtschaftlich vertretbar ist.“

Er habe sehr viel Eigenarbeit in das Haus investiert, „dafür auch nur eine niedrige Miete für die 220-Quadratmeter-Wohnung im Hochparterre bezahlt“. Denn er habe Sach- und Arbeitsleistungen im Wert von „mehr als 100.000 Euro im Laufe der Jahrzehnte“ in das Haus gesteckt, etwa die alte Öl- durch eine Gasheizung ersetzt und auch den 5000-Quadratmeter-Garten mit Rasenflächen, Terrasse, Wegen und Vorplatz gepflegt, „weil es sonst niemand getan hätte“. Sein Vermieter war ein Landwirt, der das inzwischen leerstehende Haus und die es umgebenden landwirtschaftlichen Flächen nach wie vor von der Stadt Hamburg gepachtet hat.

Das Gebäude wurde 1853 errichtet und ist in der Art selten

Der 58-Jährige hält auch den abgelegenen Standort für eine Informations- und Begegnungsstätte für ungeeignet: „Dort fährt nur selten ein Bus.“ Wobbe berichtet von einem guten verkehrlichen Anschluss durch mehrere Buslinien.

Dass das 1853 errichtete Gebäude von historischem Wert sei – auch das Denkmalschutzamt will sich auf Drängen des Grünen Zirkels um den Erhalt bemühen und es unter Schutz stellen lassen –, lässt Fölz ebenfalls nicht gelten: „Dazu ist das Gebäude zu verbaut. Im Laufe der Jahrzehnte wurden daran und darin immer wieder Umbauten vorgenommen.“ Trotzdem, entgegnet Wobbe, sei das Haus, das einzige noch erhaltene seiner Art in den Vier- und Marschlanden, schützens- und erhaltenswert: „Noch Einiges ist original erhalten, etwa das Dach und die Treppe, die von der Diele aus nach oben führt.“

Grüner Zirkel will das Haus in jedem Fall erhalten

Wobbe, der auch für die Grünen in der Bergedorfer Bezirksversammlung sitzt, will bei der nächsten Versammlung des Gremiums Ende März beantragen, dass auch das Bezirksamt um Unterstützung bei dem Projekt gebeten wird. Es soll dabei helfen, den „historischen Ort für Besucher attraktiver zu gestalten und das Gutshaus zu retten“. Auch wenn das Haus doch nicht unter Denkmalschutz gestellt würde, sollte es „in jedem Fall erhalten und für soziokulturelle Zwecke nutzbar“ gemacht werden.