Kirchwerder. Grüner Zirkel Vier- und Marschlande engagiert sich für Erhalt eines verfallenden Wohnhauses auf der Domäne Riepenburg in Kirchwerder.
Von der mittelalterlichen Festung Riepenburg im Südosten von Kirchwerder, der Keimzelle der Besiedlung der Vier- und Marschlande in Richtung Westen, ist heute nicht mehr viel zu sehen. Seit dem Abriss der Überreste der um 1250 erstmals urkundlich erwähnten Burg zwischen 1508 und 1512 sind nur noch Teile des Ringwalls und der Burghügel erhalten. Auf dem Gelände errichtete der Hamburger Stadtbaumeister Johann Hermann Mack (1809-1868), bekannt vor allem als Architekt der Lombardsbrücke, 1853 das Gutshaus Riepenburg. Es ist das einzige, noch erhaltene seiner Art in den Vier- und Marschlanden.
Das Haus auf dem 80 Hektar großen Gelände am Kraueler Hauptdeich 17, nahe dem Kirchwerder Mühlendamm, steht – flankiert von zwei großen Scheunen – noch heute, droht aber zu verfallen.
Angeblich sollen die Wände von Schwamm befallen sein.
Der Grüne Zirkel Vier- und Marschlande, eine unabhängige Interessengemeinschaft aus Vierländer Bürgern, setzt sich für den Erhalt des Gutshauses als Kulturdenkmal ein, kann sich dort etwa eine Informations- und Begegnungsstätte vorstellen. Doch um das Gebäude zu erhalten, muss schnell etwas getan werden. Der Grüne Zirkel sieht den Eigentümer, die Stadt Hamburg, in der Pflicht.
Das Gebäudes steht seit etwa zwei Jahren leer
Das Haus hatte mehrere Vorgängergebäude, die seit etwa 1500, zu der Zeit des Abrisses der Riepenburg, errichtet worden waren. Dort waren Landwirte mit ihren Familien und Mitarbeitern untergebracht. Sie
hatten das Haus von der Stadt gepachtet. Es habe sich laut Grünem Zirkel nie in Privatbesitz befunden. „Mindestens vier Gebäude sind im Laufe der Jahrhunderte abgebrannt“, sagt Zirkel-Mitstreiter Georg Eggers. Im Gegensatz zu Ringwall und Burghügel, die unter archäologischem Denkmalschutz stehen, ist das Gutshaus von 1853 nicht denkmalgeschützt.
Seit etwa zwei Jahren steht das Gebäude leer. Der Grüne Zirkel fragt sich, was die Stadt mit dem Gebäude vorhat. Gerüchte von Abriss und Verkauf an zahlungskräftige Investoren würden die Runde machen. Dazu die zuständige Finanzbehörde auf Nachfrage: „Im August hat eine Aufnahme des aktuellen baulichen Zustands des Gebäudes stattgefunden“, so Sprecher Gerrit Kronenberg. „Derzeit findet die Auswertung statt. Ein Ergebnis liegt noch nicht vor und wird voraussichtlich Ende 2020 erwartet.“ Der Grüne Zirkel fordert die Anerkennung des ehemaligen Gutshauses als erhaltenswürdiges Kulturdenkmal sowie eine denkmalgerechte Sanierung für eine zukunftsorientierte Nutzung.
Dort, wo die Vierländer Geschichte begann, können sich die Zirkel-Aktiven ein „Informations- und Kommunikationszentrum für Jung und Alt“ vorstellen, in dem die Geschichte der Riepenburg und der nahen Bracks sowie die Entwicklung der historischen Kulturlandschaft, aber auch Landwirtschaft, Gartenbau, Gewerke und Vereine vorgestellt werden.
Begegnungsstätte würde eine Million Euro kosten
Zudem sollte dort Raum für die Darstellung der heutigen Aktivitäten von Naturschutzverbänden, Jägern, Anglern, Imkern, Landfrauen und Künstlern geboten werden. Das Haus biete auch Platz für Veranstaltungen, den Regionalausschuss und ein mobiles Kundenzentrum, argumentieren die Zirkel-Freunde. Um ihre Ideen umsetzen zu können, müsse das Gebäude jedoch nicht nur grundsaniert, sondern auch umgebaut werden.
Dies könne schnell eine Million Euro kosten. „Die Stadt kann sich allerdings um EU-Fördermittel bemühen“, sagt Rolf Wobbe, ebenfalls in der Interessengemeinschaft vertreten. Gerrit Kronenberg verweist auf die laufende Auswertung: „Derzeit kann noch keine Aussage getroffen werden, ob dort eine Informations- und Begegnungsstätte realisiert werden kann.“
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Der vor sechs Jahren gegründete, rund 20 Mitglieder starke Grüne Zirkel will sich nun an Politik und Verwaltung wenden, um seine Ziele durchzusetzen. Er möchte ein Gutachten (Kosten: rund 1000 Euro) in Auftrag geben, um sehen zu können, wie groß die Schäden durch den Leerstand sind. „Wir brauchen eine Kultur des Bewahrens“, sagt Georg Eggers, der sich darüber wundert, dass die Stadt sich nicht um ihr Eigentum kümmert.