Kirchwerder. Die Vögel haben es bei anhaltender Trockenheit schwer, genügend Futter für ihren Nachwuchs zu finden. Wo sie sich wohlfühlen.

Sobald es regnet, steigen Regenwürmer in höhere Bereiche des Erdbodens. Doch bei der jetzigen, anhaltenden Trockenheit, die bereits die Fortpflanzung mehrere Vogelarten betraf, hat es insbesondere die Singdrossel nicht leicht, genügend Futter für die frisch geschlüpften Nestlinge zu finden. Regenwürmer gehören zu der bevorzugten Nahrung der Singdrosseln. Es war erfreulich, eine Singdrossel mit dem Schnabel voller Regenwürmer zu entdecken. Sie konnte das begehrte Futter in den Schrebergärten am Kirchwerder Marschbahndamm finden, dort, wo der Rasen gesprengt wird und sich genügend Regenwürmer tummeln.

Beide Geschlechter gleichen einander im Gefieder. Die Singdrossel gehört zu den besonders begabten Sängern aus der Familie der Drosseln. Sie ist in Mitteleuropa häufig unterwegs, siedelt in Skandinavien, im Osten bis nach Sibirien und ist ebenso in Nordafrika und Asien vertreten. Sie gilt als Teilzieher und verbringt den Winter im Südwesten Frankreichs, in den Niederlanden, in Großbritannien oder zieht in den Mittelmeerbereich. Sibirische Vögel fliegen bis nach Pakistan.

Bei Naturbeobachtungen kann die Singdrossel in Kirchwerder entdeckt werden

In den Vier- und Marschlanden erscheint die Singdrossel im März, um sich dort von April bis Juli – häufig mit zwei Bruten – fortzupflanzen. Für den Nestbau ist der Standort in den Schrebergärten mit mehreren Nadelbäumen und dichtem Gebüsch gut geeignet. Singdrosseln bevorzugen schattenspendende Nadelbäume und Gehölz mit hoher Luftfeuchtigkeit. Bereits im April beginnt die Singdrossel in einer Astgabel ein recht stabiles Nest mit Gras und Laub zu bauen. Das Gelege enthält bis zu fünf Eier und wird erst bebrütet, sobald das letzte Ei gelegt ist. Bei diesem Vorgehen schlüpfen die Nestlinge nach zwei Wochen gleichzeitig.

Die Autorin Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden.
Die Autorin Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden. © Meede | meede

Beide Elterntiere beteiligen sich an der Fütterung. Neben Regenwürmern verfüttern sie auch Schnecken, Insekten, deren Larven, Spinnen und Asseln. Sobald Beeren und Früchte reifen, ergänzen sie das tierische Futter. Die Singdrossel zerkleinert Gehäuse von Schnecken an immer gleichem Platz, der als „Drosselschmiede“ bezeichnet wird.

Nach einem Jahr ist eine Singdrossel geschlechtsreif. Bereits während der Brut wiederholt das Männchen die einzelnen Strophen des Gesangs und prägt so den Nachwuchs. Bis zur Geschlechtsreife sind junge Singdrosseln gefährdet zur Beute von Greifvögeln, Mardern, Elstern und Krähen zu werden. Übersteht eine Singdrossel diese Zeit, hat sie eine Lebenserwartung von zehn Jahren.