Kirchwerder. Naturbeobachtungen haben Ute Meede in die Lüfte schauen lassen: Kiebitze vollführen in Vierlanden spektakuläre Flugmanöver.

Im April, bei schwankenden Temperaturen, zeigten nur hin und wieder balzende Kiebitze ihre spektakulären Flugmanöver. Naturbeobachtungen zeigen: Auf den Wiesen in Kirchwerder brüten immer weniger Exemplare dieser Art aus der Familie der Regenpfeifer. Kiebitze zogen im vorigen Oktober und auch noch im November mehrfach in relativ großen Schwärmen in ihre Winterquartiere und pausierten in Kirchwerder.

Auch im Frühjahr waren durchziehende Schwärme zu beobachten, jedoch nur kurz während ihres Fluges zu ihren Brutgebieten in Richtung Osten. Um so erfreulicher ist nun die charakteristische Balz der Paare mit gemeinsamen Sturzflügen, die vom Marschbahndamm und Fersenweg aus verfolgt werden kann. So festigen Kiebitze nicht nur die Partnerbindung, sondern verteidigen auch ihr Revier.

Naturbeobachtungen werden durch die Rufe der Kiebitze ergänzt

Die Flugbewegung mit den abgerundeten paddelförmigen breiten Flügeln und den schwarzen und weißen Anteilen des Gefieders erscheinen zeitweilig relativ gemächlich. Begleitet wird die Balz von ebenso unverwechselbaren Rufen.

Die Autorin Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden
Die Autorin Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden © Unbekannt | meede

Auf dem Erdboden, zwischen dem Gras suchen Kiebitze nach Insekten, deren Larven, Schnecken, Würmern und kleinen anderen Wirbellosen. Selten nehmen sie auch Samen auf. Nahrung zu finden wird ihnen schwer gemacht durch häufige Mahd und die Bearbeitung der Wiesen mit schweren Traktoren, die zur Verdichtung des Bodens führen und tierische Lebewesen vernichten.

Auch Nachbarkiebitze helfen Räuber abzuwehren

Kiebitzmännchen legen Nestmulden durch kreisende Bewegung in kurzer Vegetation an. Das Weibchen prüft die Mulden und legt in die ausgewählte Mulde bis zu vier Eier, die von beiden Altvögeln drei Wochen lang bebrütet werden. Während der Brutzeit wird das Nest von den Eltern bewacht und gegen Beutegreifer (Prädatoren) verteidigt. Auch Nachbarkiebitze helfen Räuber abzuwehren. Die Nestflüchter werden von den Eltern geführt und während kalter Temperaturen gewärmt, da die Küken in den ersten zehn Tagen ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regeln können. Nach etwas mehr als einem Monat hat der Nachwuchs sein volles Gefieder und ist flugfähig.

Noch im vorigen Jahrhundert waren brütende Kiebitze häufig und ihre Bodennester wurden von Menschen teilweise oder gänzlich geplündert. Kiebitzeier galten als Delikatesse und wurden für Sammlungen auch in Museen gehortet.

Erst 2015, als der Kiebitz-Bestand global bedroht war, wurde die Art auf die internationale Rote Liste gefährdeter Vogelarten gesetzt. Die jährliche Mortalitätsrate beträgt ein Viertel der ausgewachsenen (adulten) Kiebitze, für die Einjährigen bis zu 40 Prozent. Ein beringter Kiebitz wurde nachweislich 18 Jahre alt.