Hamburg. Die Vögel gelten als Symbol für den Mai und die Liebe. Sie können aber auch knarren wie eine alte Treppe.

Seit Mitte April singen Nachtigallen in Kirchwerder. Den intensiven Gesang stimmen Männchen an, um Weibchen anzulocken. Sobald mehrere Männchen in relativ kleinen Revieren sich gegenseitig zu überbieten versuchen, wechseln sie häufiger ihren direkten Standort. Ebenso wie in vorherigen Jahren gelingt es ihnen sich während ihres Gesangs geschickt hinter Zweigen zu verbergen. Mit etwas Geduld gibt es dann doch eine Möglichkeit ein Männchen bei seinem intensiven gesanglichen Vortrag zu beobachten.

In der Sonne erscheinen die Deckflügel nahezu leuchtend braun, ebenso die Kopfoberseite. Bauch- und Brustgefieder sind hell. Während des Gesangs ist der Kehlbereich vergrößert und verursacht die Lautstärke. Kennzeichnend für die Nachtigall sind die großen, dunklen Augen mit dem hellen Ring. Beide Geschlechter ähneln einander: Das Weibchen ist etwas größer und schwerer als das Männchen. Die Nachtigall gehört als Singvogel zu der Familie der Fliegenschnäpper. Haben Nachtigallen-Männchen ein paarungsbereites Weibchen gefunden, singen sie nur noch während des Tages, um ihr Revier abzugrenzen. Nächtliche Klänge sind dann noch von unverpaarten Männchen zu erwarten.

Nachtigallen-Weibchen sucht den Platz fürs Nest aus

Die Brutzeit liegt je nach Wetterbedingungen im Mai bis in den Juni hinein. Über den Nestbau der Nachtigall gibt es unterschiedliche Informationen. Es ist das Weibchen, das den Platz für ein Nest versteckt am Boden oder geringfügig darüber auswählt. Im Unterholz oder zwischen dichter Krautvegetation kann es den Boden mit Moos oder Laub auslegen oder einfach durch kurze Drehbewegung eine kleine Vertiefung schaffen, in die es bis zu sechs Eier legt.

Bei der Verteidigung der Brut ertönt der Warnruf, der so klingt als würde ein Mensch eine alte knarrende Holztreppe besteigen. Sobald diese Tonfolge ertönt, ist Achtsamkeit geboten. Nach zwei Wochen schlüpfen die Nestlinge und werden von den Eltern mit Futter versorgt. Die Nahrung besteht aus Insekten, deren Larven, kleinen Spinnen, Würmern und Schnecken. Sobald Beeren reifen überwiegt die vegetarische Kost.

Nachtigallen werden fünf bis acht Jahre alt

Nach weiteren zwölf Tagen verlassen die Jungen das Unterholz und werden weiter von den Eltern gefüttert. Auf die jungen Nachtigallen lauern Gefahren wie Wetterbedingungen und Parasiten, aber auch Beutegreifer. Kann eine junge Nachtigall diese Lebensphase überstehen, könnte sie fünf bis acht Jahre alt werden. Der Nachtigallen-Bestand schwankt durch den Verlust traditioneller Brutplätze sobald Bäume und Sträucher abgeholzt werden und keine Falllaubschicht vorhanden ist. Die Art ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Nachtigallen sind Zugvögel und noch verbreitet in Europa, Asien und Nordafrika. Mitteleuropäische Vertreter fliegen ins tropische Afrika, um dort zu überwintern.

Der Gesang der Nachtigall ist ein Symbol für den Frühling, für den Mai und für die Liebe. Viele Musiker und Dichter wurden von dem Gesang der Nachtigall inspiriert: In Beethovens 6. Sinfonie gibt es eine Nachtigallen-Imitation. In Shakespeares „Romeo und Julia“ steht: „Es war die Nachtigall und nicht die Lerche …“. Selbst im Niederdeutschen findet sich die Redewendung „Wat dem een sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall“.