Hamburg. Das Bauernhaus wird abgerissen, um Platz für einen Neubau zu machen. Nun sind auch die Bäume weg. Ein Bauantrag liegt noch nicht vor.
Nur noch drei dicke Stümpfe erinnern vor dem Bauernhaus am Wrauster Bogen an die stattlichen Kastanien, die dort in den vergangenen Jahrzehnten das Straßenbild geprägt hatten. „Alle drei haben jeden Sommer sehr prächtig geblüht“, erinnert sich eine Anwohnerin, die sich sehr über das Abholzen der Bäume ärgert. Wahrscheinlich hätten Laub und Früchte nicht nur unerwünschten Dreck gemacht, sondern auch den Blick versperrt, der über den Teich auf der anderen Straßenseite bis hin zur Elbe geht, vermutet die Anwohnerin.
Auf dem Grundstück am Wrauster Bogen soll ein Neubau entstehen
Denn auf dem Grundstück, auf dem bisher noch ein altes Bauernhaus steht, soll ein neues Gebäude entstehen. Dafür muss das historische, aber bereits sehr verfallene Haus weichen. Bereits im Frühjahr 2021 wurde dem Abbruchantrag für das Ensemble Wrauster Bogen 44 seitens des Denkmalschutzamtes stattgegeben, da sowohl Wohnwirtschaftsgebäude als auch Scheune nicht mehr erhaltensfähig waren, teilt die Kulturbehörde mit.
Da es sich nach Abbruch nicht mehr um ein Baudenkmal handelt, habe das Denkmalschutzamt keine Kenntnis zu möglichen Plänen für das Grundstück. Da es sich bei dem Grundstück jedoch um ein Bodendenkmal handele, müssten Pläne für eine Neubebauung mit dem für die Bodendenkmalpflege zuständigen Archäologischen Museum Hamburg abgestimmt werden.
Noch liegt kein Bauplan vor
Dort ist bisher kein Bauantrag gestellt worden, und es liegen keine Baupläne vor, so die Kulturbehörde. Nach Informationen unserer Zeitung gibt es bereits konkrete Pläne und eine Baugenehmigung für das Grundstück: Ein Neubau mit zehn Wohneinheiten soll dort entstehen.
Wie das denkmalgeschützte Bauernhaus sollen auch die Kastanien nicht mehr zu retten gewesen sein: Bei den Kastanien waren baumpflegerische Maßnahmen nicht mehr sinnvoll. Eine Fällung war gemäß des baumbiologischen Gutachtens vom Institut für Baumpflege unverzüglich angeraten, heißt es vom Bergedorfer Bezirksamt. Die Verwaltung habe daher eine Ausnahmegenehmigung für die Fällung der Bäume unter Auflage von Ersatzpflanzungen ausgestellt, so Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen.
Verfall der Bauernhäuser Thema in der Politik
Der Verfall historischer Gebäude in den Vier- und Marschlanden erregt schon seit Jahren die Gemüter, denn das Ensemble am Wrauster Bogen ist längst kein Einzelfall. Die Bergedorfer CDU-Fraktion stellte erst im Herbst 2021 ein Auskunftsersuchen zu dem Thema und appellierte „alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Rahmenbedingungen zu erarbeiten, mit denen der Erhalt weiterer verfallener Bauernhäuser gesichert werden kann“, so Stephanie Pelch.