Bergedorf. Das historische Ensemble am Wrauster Bogen ist kein Einzelfall. Weitere Bauernhäuser in den Vier- und Marschlanden verfallen.

Der Verfall historischer Gebäude in den Vier- und Marschlanden erregt die Gemüter, wird in den sozialen Medien diskutiert und beschäftigt die Politik. Die CDU stellte ein Auskunftsersuchen, wollte wissen, was die Stadt hinsichtlich denkmal­geschützter Bauernhäuser unternimmt. Die Behörde für Kultur und Medien hat geantwortet.

Die Politiker haben vor allem drei Bauernhäuser im Blick, die besonders stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Sie sind allesamt in Privatbesitz und befinden sich am Hower Hauptdeich 133, am Kraueler Hauptdeich 193 und am Wrauster Bogen 44. „Bei diesen drei Gebäuden ist zwischenzeitlich ein Zustand erreicht, bei dem man befürchten muss, dass sie den nächsten Herbststurm nicht überstehen“, heißt es in dem Ersuchen.

Das Haus am Hower Hauptdeich hat starke Schäden im Reetdach

„Dringender Handlungsbedarf“: Für das große Wohnhaus am Hower Hauptdeich 133 ist eine Ersatzvornahme eingeleitet worden.
„Dringender Handlungsbedarf“: Für das große Wohnhaus am Hower Hauptdeich 133 ist eine Ersatzvornahme eingeleitet worden. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Bei dem Haus am Hower Hauptdeich 133 sei durch das Denkmalschutzamt eine Ersatzvornahme eingeleitet worden, „um das in einem schlechten baulichen Zustand befindliche Gebäude bis zur Klärung der Angelegenheit zu sichern und vor der Witterung zu schützen“, teilt die Behörde mit. Der Eigentümer verweigere den Kontakt zur Kulturbehörde.

„Zur Überwachung und Ausschreibung der Maßnahme wird ein Architekt vom Denkmalschutzamt beauftragt.“ Bei dem Haus bestehe aber dringender Handlungsbedarf aufgrund starker Beschädigungen. Unter anderem sei das Reet des Daches „weitgehend abgängig“.

Haus wurde trotz Aufforderung nicht gesichert

Mit dem Eigentümer des Hauses am Kraueler Hauptdeich 193 sei das Denkmalschutzamt in Kontakt. Einer Sicherung des Hauses sei er trotz mehrfacher Aufforderung jedoch nicht nachgekommen. Seitens des Denkmalschutzamtes werde derzeit eine sogenannte Erhaltungsverfügung vorbereitet. Haupthaus und Scheune seien stark beschädigt.

Es bestehe „dringender Handlungsbedarf“. Deshalb habe sich das Denkmalschutzamt eingeschaltet. Es helfe bei der „Sicherung des Gebäudes“ und biete „Unterstützung bei der Entwicklung eines Nutzungskonzeptes“.

Haus am Wrauster Bogen muss abgerissen werden

Auch mit dem Hauseigentümer am Wrauster Bogen 44 sei man in Kontakt: Das Haus könne aber nicht mehr gerettet werden, teilt die Kulturbehörde mit: „Sowohl Wohnwirtschaftsgebäude als auch Scheune sind nicht mehr erhaltensfähig. Die denkmalrechtliche Genehmigung für den Abriss ist erteilt.“

Die historische Hauslandschaft der Vier- und Marschlande sei laut Kulturbehörde „von einem massiven Struktur- und Nutzungswandel erfasst“. Das Denkmalschutzamt setze sich dafür ein, die alten Häuser zu erhalten.

CDU-Politikerin sieht die Stadt in der Pflicht

„Der Erarbeitung von Konzepten für den langfristigen Erhalt kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Zur finanziellen Unterstützung stehen Eigentümern verschiedene Fördermittel und Steuersparmöglichkeiten zur Verfügung.“

CDU-Politikerin Stephanie Pelch bedauert „Fälle, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“. Sie plädiert dafür, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um Rahmen­bedingungen zu erarbeiten, mit denen der Erhalt weiterer verfallender Bauernhäuser gesichert werden kann.

Wichtig seien dafür „frühzeitige Gespräche zwischen Eigentümern, Denkmalschutz und Bauamt“. Stephanie Pelch: „Außerdem sollte die Stadt bei ihren denkmalgeschützten Häusern mit gutem Beispiel vorangehen.“