Hamburg. Der Ostasiatischer Buchsbaumzünsler ist in den Vierlanden angekommen. Raupen lagern mehr als 70 Gifte in ihrem Körper ein.
Der Friedhof in Kirchwerder wird gepflegt und Besucher sind irritiert und erschreckt, dass nahezu alle Buchsbaumbestände gänzlich welk und kahlgefressen sind. Dort hat sich die Raupe des Buchsbaumzünslers ausgebreitet, ein Neozoon, der bereits Anfang dieses Jahrhunderts nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Vermutlich gelangte er auf internationalen Handelswegen mit Baumschulware nach Europa. Nun hat er die Vierlande erreicht. Der Buchsbaumzünsler ist ein ostasiatischer kleiner Falter, der zu den Nachtfaltern gehört.
Raupen lagern mehr als 70 verschiedene Gifte in ihrem Körper ein
Diese invasive Art wurde 2006 in Deutschland zuerst aus Baden-Württemberg gemeldet, am 4. Juli 2010 in Bayern und seitdem ist der Buchsbaumzünsler auch in anderen Bundesländern anzutreffen. Bereits bei einer Temperatur von sieben Grad werden die Raupen aktiv und verpuppen sich nach bis zu sieben Häutungen. Bis in den Spätsommer hinein kann sich in Norddeutschland alle zwei Monate eine neue Generation entwickeln. Nach unmittelbarem Schlupf aus dem Puppenkokon sitzt ein Weibchen auf einem Buchsbaum, jedoch sobald es flugfähig ist, setzt es sich auf die Unterseite von Blättern anderer Pflanzen. Nur zur Eiablage werden gezielt frische, nicht befallene Buchsbaumpflanzen angeflogen. Die Lebensdauer des Falters beträgt nur etwa eine Woche. Der Kokon überwintert.
Die vier bis fünf Zentimeter langen Raupen sind auffällig gemustert, tragen weiße Borsten und eine schwarze Kopfkapsel. Die jungen Raupen bevorzugen die älteren, im Inneren des Buchsbaum wachsenden Blätter. Dadurch sind sie nicht nur gut versteckt, sondern sie nehmen stärkere Toxine alter Blätter auf und lagern sie in ihrem Raupenkörper ein.
Mehr als 70 unterschiedliche Gifte, insbesondere natürlich vorkommende Alkaloide, vorwiegend pflanzliche Verbindungen, wurden nachgewiesen. Damit wären sie theoretisch vor Fressfeinden geschützt, zumindest geschmacklich nicht attraktiv oder sogar giftig. Trotz dieser Voraussetzung wurden Meisen beobachtet, die Zünslerraupen an ihre Nestlinge verfütterten. Auch Stare, Gartenrotschwanz und andere Singvögel verspeisten die Raupen.
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Von März bis Oktober sollten Buchsbaumbestände kontrolliert werden, um bei Befall Gegenmaßnahmen vorzunehmen. Die Raupen können mit einem Hochdruckreiniger von dem Buchsbaum entfernt werden oder es könnten Pheromonfallen (Lockstoffe) aufgehängt werden, auch Lichtfallen erreichen eine Reduzierung. Noch einfacher wäre es, die Buchsbäume durch heimische Pflanzen zu ersetzen. Die befallenen Pflanzen würden im darauffolgenden Frühjahr auch wieder neu austreiben.